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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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daß wir auf dem Weg nach Ninga sind, aber das ist auch alles. Cant ist groß. Und niemand weiß, wie ihr ausseht.«
    »Und du?« fragte Skar.
    Titch lächelte flüchtig. »Cron hat viele Bedienstete«, antwortete er. Er machte eine hastige Geste auf das Bett und wandte sich zur Tür. »Ruht euch aus. Ich werde dafür sorgen, daß ihr nicht gestört werdet. Versucht zu schlafen, das tut euch gut. Wir brechen auf, sobald die Krieger betrunken genug sind, um unaufmerksam zu werden.«
    Er wollte gehen, aber Skar vertrat ihm mit einer raschen Bewegung den Weg. »Was soll das?« fragte er mißtrauisch. »Wieso brechen wir auf, und wohin? Gestern warst du noch der Meinung, daß wir hier in Sicherheit sind.«
    »Das stimmte auch«, sagte Titch ungeduldig. Er versuchte an Skar vorbei zu gehen, aber es gelang ihm nicht. Und aus irgendeinem Grund verzichtete er darauf, ihn einfach aus dem Weg zu schieben, wie er es gekonnt hätte.
    »Und jetzt stimmt es nicht mehr?« beharrte Skar. »Was ist passiert?«
    »Nichts«, sagte Titch. »Nichts, was dich beunruhigen müßte.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Skar zornig. »So, wie eure geheimen Eßgewohnheiten, wie? Sie haben mich auch nicht beunruhigt, so lange ich sie nicht kannte.«
    Titch seufzte. »Bitte, Skar«, sagte er. »Mach es nicht schlimmer, als es ist. Es war schwer genug, Cron dazu zu überreden, uns zu verbergen. Wenn sie euch morgen früh noch hier finden, dann stirbt er genau wie wir. Und wir sind nicht so gut befreundet, daß er sein Leben für mich riskieren würde.« Er schnitt Skar mit einer wütenden Bewegung der Faust das Wort ab, als der abermals widersprechen wollte, und schob ihn jetzt doch aus dem Weg.
    »Ich bin in ein paar Stunden zurück«, sagte er. »Dann erkläre ich euch alles. Versucht zu schlafen oder tut, was ihr wollt, aber macht um Gottes willen keinen Lärm.«
    Skar starrte die geschlossene Tür hinter dem Quorrl wütend an. Für einen Moment war er nahe daran, ihm einfach nachzulaufen; ganz gleich, was dann geschah. Und vielleicht hätte er es sogar getan, hätte Kiina ihn nicht in diesem Augenblick sanft an der Schulter berührt und wortlos den Kopf geschüttelt, als würde sie seine Gedanken lesen. So verließ er seinen Platz an der Tür und begann vorsichtig das Zimmer zu inspizieren; soweit dies in der herrschenden Dunkelheit möglich war.
    Crons Schlafraum erwies sich als Enttäuschung. Es gab eine zweite Tür, die aber verriegelt war, und ein schmales Fenster, vor dem ein hölzerner Laden hing, den Skar nicht zu öffnen wagte.
    Er fand weder Essen noch Wasser, noch etwas, das er als Waffe hätte benutzen können. Der Schrank und die beiden eisenbeschlagenen Truhen, die es gab, waren voller Kleider, grober Röcke und Hemden, aber auch überraschend kunstvoll bestickter Roben und Blusen, die Skar eher in einem Königshaus erwartet hätte als in der Kammer eines Quorrl.
    Als er seine Inspektion beendet hatte, trat er ans Fenster.
    Durch die Ritzen in den Läden konnte er gut genug hinaussehen, um einen großen Teil des Hofes zu überblicken. Und diesmal nahm er sich mehr Zeit dazu als vorhin, auf dem Weg hierher.
    Er sah jetzt, daß längst nicht alle Quorrl, die neu angekommen waren, die Rüstungen der Tempelgarde trugen. Viele von ihnen waren in schwarze, mit dünnen Silberstickereien verzierte Gewänder gehüllt, die ihnen mehr von einem Priester als einem Krieger gaben und ihn auf bedrückende Weise an Anschi und ihre Drachenreiterinnen erinnerten.
    Gerade, als er sich wieder umdrehen und zu Kiina zurückgehen wollte, fiel ihm eine Bewegung am Tor auf. Zwei der schwarzgekleideten Quorrl hatten ein Pferd aus der Koppel geholt, auf dessen Rücken sich ein sonderbares Gebilde aus Stangen und großen, goldbeschlagenen Kisten befand; Kopf und Hals des Pferdes waren unter einem dünnen Zierpanzer aus ziseliertem Goldblech verborgen, und an seinen Fesseln befanden sich lange, gebogene Metalldornen. Die Männer führten das Tier quer über den Hof direkt auf das Haupthaus zu, wobei ihnen die Quorrl-Krieger respektvoll Platz machten. Sie gerieten außer Sicht, ehe Skar erkennen konnte, was es wirklich mit diesem Tier auf sich hatte, aber er spürte, daß er etwas ungemein Wichtiges beobachtet hatte.
    Kiina hatte Titchs Rat befolgt und sich auf das gewaltige Bett gelegt, als er vom Fenster zurücktrat. Im ersten Moment glaubte er, sie schliefe, denn sie lag völlig ruhig auf der Seite, den Arm angewinkelt und als Kissen unter den Kopf geschoben,
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