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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Waffe fallen, fing den Quorrl auf und stemmte sich mit aller Gewalt gegen sein Gewicht.
    Seine Kraft reichte nicht. Er spürte, wie Titch weiter und weiter aus dem Sattel glitt und nun auch noch ihn zu Boden zu reißen drohte, und zu allem Überfluß begannen nun auch ihre Pferde unruhig zu tänzeln.
    »Kiina! Hilf mir!« verlangte er.
    Das Mädchen hatte fassungslos zugesehen, was er getan hatte, und es begriff offensichtlich auch jetzt noch nicht ganz,
warum
er es tat. Aber sie reagierte wenigstens. Mit einer Behendigkeit, die Skar ihr in ihrem Zustand kaum noch zugetraut hätte, lenkte sie ihr Pferd neben das des Quorrl und griff mit beiden Händen zu. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, den Quorrl im Sattel zu halten und in eine Lage zu bugsieren, in der er nicht sofort wieder zur Seite kippte.
    »Binde ihn fest!« befahl Skar. »Rasch. Wir beide bekommen ihn nie wieder aufs Pferd, wenn er stürzt!«
    »Aber was —?«
    »Tu, was ich sage!« unterbrach sie Skar zornig.
    Kiina fuhr wie unter einem Hieb zusammen. Aus der Verwirrung auf ihrem Gesicht wurden Zorn und Trotz, aber zu Skars Erleichterung nutzte sie den Moment nicht zu einem ihrer berüchtigten Auftritte, sondern löste gehorsam ein Seil vom Sattel ihres Pferdes und band den Quorrl auf dem Rücken seines Tieres fest, so gut sie konnte.
    »Und jetzt verschwindet!« befahl Skar. »Nimm ihn mit und reite eine, zwei Meilen in den Wald hinein. Ich komme nach, sobald ich kann.«
    »Warum hast du das getan?« murmelte Kiina verstört.
    »Weil er mich niemals gehen lassen würde«, antwortete Skar. »Aber ich muß.«
    »Du —« Kiinas Augen wurden groß, als sie endlich begriff.
    »Du willst
zurück?!«
ächzte sie. »Aber das ist Wahnsinn! Sie werden dich umbringen!«
    »Vielleicht«, antwortete Skar ungerührt. »Aber ich bin es ihnen schuldig. Das mußt du verstehen.« Er wollte sich umwenden und einfach losreiten, und wäre Kiina nicht Kiina gewesen, hätte er es auch getan. Aber er wußte, daß er ihr eine Erklärung schuldig war; so, wie er es diesen Männern und Frauen dort drinnen im Lager schuldig war, daß er zurückkam.
    »Verstehen?« sagte Kiina. »Was, Skar? Daß du… alles wegwirfst, nur um einer
Geste
willen?«
    »Es ist nicht nur eine Geste«, widersprach er. »Sie sterben unseretwegen. Du weißt, warum dieser Befehl gegeben wurde, alle Menschen zu töten.«
    »Aber sie sterben so oder so!« widersprach Kiina verzweifelt. »Kein Mensch ist jemals lebend aus Cant zurückgekehrt!«
    »Das ist etwas anderes«, sagte Skar ruhig. »Ich muß es tun, Kiina. Sie sterben, weil
wir
gekommen sind. Wenn ich jetzt gehe und sie ihrem Schicksal überlasse, was unterscheidet mich dann noch von Ian und seinen Brüdern?«
    »Du… du bist wahnsinnig, Skar«, stammelte Kiina.
    »Ja«, antwortete er. »Das bin ich wohl.« Und damit riß er sein Pferd herum und sprengt los, direkt auf das offenstehende Tor im Palisadenzaun des Hofes zu.
    ENDE
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