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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green
Autoren: Karen Hawkins
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auch, dass es kälter ist als an irgendeinem Apriltag, den ich zuvor erlebt habe, was ein weiterer Grund für einen sofortigen Halt ist.“
    „Aber wir würden Zeit verlieren und ...“
    „Ravenscroft, ich glaube, Sie verstehen nicht: Es geht um mein persönliches Wohlbefinden.“
    „Ihr persönliches Wohl...“ Er errötete. „Oh! Ich wusste nicht... das heißt, mir war nicht bewusst, dass Sie ..."
    „Ich bitte Sie, Ravenscroft, machen Sie die Situation für mich nicht noch peinlicher, als sie ohnehin schon ist. Ich benötige eine Rast, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
    „Selbstverständlich! Ich werde dem Kutscher befehlen, in Torlington zu halten. Bis dahin ist es nur noch eine halbe Stunde.“
    Sie nickte und wandte sich von ihm ab, indem sie sich in die Ecke lehnte, um das Schlingern der Kutsche abzufangen. Außerdem hoffte sie, dass sie auf diese Weise ihre Ruhe vor ihm haben würde.
    Zu ihrer Erleichterung richtete sich Ravenscroft auf dem gegenüberliegenden Platz ein, indem er die Kante der Sitzbank mit beiden Händen umklammerte, damit er nicht bei jeder Unebenheit der Straße in die Höhe geschleudert wurde. Dabei ließ er sein Kinn auf seine Krawatte sinken. In dieser Haltung sah er aus wie ein mürrischer Schuljunge.
    Die Minuten verstrichen, und die Kutsche holperte auf ihren knirschenden Achsen dahin, während Venetia im Stillen betete, dass sie es bis Torlington schafften, ohne im Straßengraben zu landen.
    Mit geschlossenen Augen sprach sie außerdem ein kurzes Gebet, in dem sie darum bat, dass sie während der bevorstehenden Pause einige Informationen aus Ravenscroft herausbekam.
    Bis zu diesem Halt war beten alles, was sie tun konnte.
    Zur selben Zeit trat ein hochgewachsener, eleganter Herr aus dem White’s Gentlemen’s Club, zog den Hut nach vom, um seine Augen vor den dicht fallenden Schneeflocken zu schützen, und wartete ungeduldig, während seine Kutsche auf der belebten Straße auf ihn zufuhr.
    Vor wenigen Augenblicken war Dougal MacLean dicht davor gewesen, beim Whistspiel eine bedeutende Summe zu gewinnen. Dann hatte ihn ein gelangweilter Blick aus dem Fenster veranlasst, einen Schrei auszustoßen, seine Karten auf den Tisch zu werfen und so rasch zu verschwinden, dass seine Mitspieler noch Minuten später vor Überraschung wie erstarrt dasaßen.
    Douglas sah hinauf in den Himmel, aus dem der Schnee immer dichter fiel, und runzelte die Stirn. Es konnte nur einen Grund für so heftigen Schneefall im April geben: den MacLean-Fluch. Dieser Fluch sorgte dafür, dass sich Unwetter zusammenballten, sobald ein MacLean wütend wurde. Allerdings löste der Zorn der verschiedenen MacLeans unterschiedliche Wetterkatastrophen aus. Gregor, stets beherrscht und kühl, ließ eisige Winde wehen und Schnee fallen. Sehr viel Schnee. Massen von Schnee. Mehr Schnee als London je zuvor gesehen hatte. Deshalb musste Dougal seinen Bruder finden, und zwar so schnell wie möglich.
    In der St. James’s Street stemmten sich die Menschen gegen den Wind, während sie versuchten, so rasch wie möglich vorwärtszukommen, dabei schauten alle voller Erstaunen in den in dichten Flocken fallenden Schnee.
    Die Kutsche fuhr vor, und der Kutscher sprang ab, um die Tür zu öffnen. In dem Moment, in dem Dougal den Fuß in den Wagen setzte, fiel sein Blick auf eine große Gestalt, die sich im wirbelnden Schnee näherte. Im Gegensatz zu allen übrigen Passanten schien dieser Mann sich nicht um die eisige Luft zu scheren, die ihn umgab. Im Gegenteil, er schien es zu genießen, wie der Schnee seinen bloßen Kopf bedeckte.
    „Gregor!“, rief Dougal.
    Als sein Bruder sich näherte, sah Dougal die Anspannung in Gregors Gesicht. „Ich muss dich um einen Gefallen bitten“, stieß Gregor hervor. „Mein Pferd steht am Ende der Straße. Können wir ..." Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Kutsche.
    „Natürlich.“ Dougal sah seinen Kutscher auffordernd an, und dieser eilte davon, um Gregors Reittier zu holen. Wenig später rumpelte die Kutsche die Straße entlang, und das hinten angebundene Pferd trottete hinterher.
    Gregor warf seinem Bruder einen ernsten Blick zu. „Jemand hat sich mit Venetia Oglivie davongemacht.“
    „Großer Gott! Wer macht denn so etwas?“
    „Ravenscroft.“
    „Dieser Grünschnabel? Der hätte überhaupt nicht den Mumm dazu.“
    Gregors Blick war wie grünes Eis. „Dieser tote Grünschnabel, wenn ich erst einmal mit ihm fertig bin. Er hat es durch einen Trick geschafft, dass
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