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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green
Autoren: Karen Hawkins
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an: „MacLean, wo gehen Sie hin?“
    „Ich gehe Ihre Tochter suchen.“ Gregor nahm dem wartenden Diener die Zügel seines Pferdes aus der Hand und sprang in den Sattel.
    „Aber wie und wo? Sie wissen doch gar nicht, wo Sie anfangen sollen!“
    „Ich habe gehört, dass Ravenscroft in der St. James Street wohnt. Dort werde ich mit der Suche beginnen.“
    „Aber wenn Sie sie finden? Was werden Sie dann tun?“
    „Ich werde tun, was auch immer ich tun muss“, verkündete Gregor mit grimmigem Gesicht. „In der Zwischenzeit warten Sie hier und halten Ihren Mund. Bis jetzt weiß niemand, dass sie fort ist.“
    „Aber ...“
    „Schweigen, Oglivie. Damit sollten Sie genug zu tun haben, bis ich zurück bin.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wendete Gregor sein Pferd und galoppierte davon.
    Oglivie schützte sich mit seinen vor der Brust verschränkten Armen vor dem eiskalten Wind, während er dastand und mit unverwandtem Blick dem rasch entschwindenden MacLean hinterhersah. „Was habe ich getan?“, flüsterte er, während ihm erneut Tränen über die Wangen liefen. „Venetia, geliebte Tochter, wo bist du?“
    Viele Meilen entfernt, raste eine Mietkutsche über eine von tiefen Radspuren durchzogene Straße. In dem Wagen saß der junge Lord Ravenscroft und presste seine verwundete Hand gegen seine Brust. „Sie haben mich geschnitten! Ich blute wie ein abgestochenes Schwein!“
    „Übertreiben Sie nicht so maßlos.“ Während sie auf dem Sitz der dahinholpernden Kutsche herumgeworfen wurde, zog Miss Venetia Oglivie ihr Taschentuch aus ihrem Retikül und wischte damit die Nadel ihrer mit Perlen besetzten Silberbrosche ab. „Ich habe Sie nicht geschnitten. Da ich allerdings ein Messer besitze, könnte ich durchaus in Versuchung geraten, mehr zu tun, als Ihnen mit der Nadel meiner Brosche in die Hand zu stechen.“
    Ravenscroft schob sich einen Fingerknöchel in den Mund. „Womit auch immer Sie mich verletzt haben, es bestand keine Notwendigkeit zu dieser blutrünstigen Tat.“
    „Ich habe Sie gewarnt, sich nicht länger zum Narren zu machen.“
    „Ich habe mich nicht zum Narren gemacht, ich habe nur gesagt, dass ich Sie liebe ...“ Ravenscroft schnappte nach Luft, als Venetia erneut ihre Anstecknadel hob und ihn damit bedrohte wie mit einem Dolch.
    Sie senkte die Nadel und seufzte. „Wirklich, Ravenscroft, dieses alberne Geschwafel ist nicht im Geringsten anziehend.“ „Albernes Geschwafel? Venetia! Wie können Sie sagen ..." „Für Sie immer noch Miss Oglivie“, berichtigte sie ihn mit strenger Stimme.
    Ravenscroft rutschte auf dem Sitz so weit wie möglich von der blitzenden Nadel weg. „Sehen Sie,Vene..., ich meine, Miss Oglivie, ich ... ich entschuldige mich, falls Sie der Meinung sind, dass es unpassend war, mich Ihnen zu erklären ... “
    „Es war höchst unpassend, ganz besonders unter diesen traurigen Umständen.“
    Er blinzelte unsicher und klammerte sich an den Ledergriff am Wagendach, als die Kutsche über eine tiefe Fahrrinne holperte. „Traurige Umstände?“
    Für einen langen Moment sah Venetia ihren Reisegefährten ernst an. „Haben Sie vergessen, warum wir in dieser mörderischen Geschwindigkeit auf dieser furchtbaren Straße unterwegs sind? Meine arme Mutter ist todkrank.“
    „Ach ja. Das.“ Ravenscroft zerrte an seiner Krawatte, als wäre sie ihm plötzlich zu eng geworden. „Ihre Mutter. Ich hatte es nicht direkt vergessen, das würde ich niemals tun, aber ich war, äh, überwältigt ... Ja! Die Leidenschaft überwältigte mich, und so vergaß ich Ihre Mutter.“ Hastig fügte er hinzu: „Aber nur für einen kurzen Augenblick! Nun erinnere ich mich natürlich wieder, dass wir unterwegs zum Haus Ihrer Großmutter in Stirling sind.“
    Venetia war nicht sonderlich überrascht von Ravenscrofts schlechtem Gedächtnis; er war nicht gerade der hellste Kopf weit und breit. Aber dennoch spürte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie kam bloß nicht darauf, was genau es war. „Vielleicht sollten wir beim nächsten Gasthof anhalten und Ihre Hand versorgen“, schlug sie vor.
    Ravenscroft schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Wir können nicht halten.“
    Unter ihren halb geschlossenen Lidern hervor musterte sie ihn aufmerksam. „Warum nicht?“
    „Weil... wir dann zu spät kommen. Und es ist viel sinnvoller, mit einer Rast bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten.“ Seine seltsamen Ausflüchte verstärkten Venetias Verdacht. Mit gerunzelter Stirn überlegte sie, dass sie genauer
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