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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green
Autoren: Karen Hawkins
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notfalls mit Waffengewalt am Reden hindern.“ Dougal stockte und suchte den Blick seines Bruders. „Wird es dir gelingen, Venetia zu retten?“
    Gregor legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf in die wirbelnden Schneeflocken, während der Wind seine Kleidung durchdrang. Ringsumher lagen schon überall hohe Schneewehen. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er, und der Wind riss ihm die Worte von den Lippen. „Es könnte sein, dass ich mir selbst das einzige Hindernis in den Weg gelegt habe, das ich nicht überwinden kann. Dieses Unwetter ... “ Bei diesem Gedanken wurde ihm fast übel. Sein verdammtes Temperament!
    „Unsinn“, widersprach ihm Dougal energisch und zog seinen Kragen enger zusammen, um seinen Nacken vor den nassen, kalten Flocken zu schützen. „Wenn dich der Schnee beim Reiten behindert, wird er eine Kutsche noch viel langsamer machen. Ich behaupte, am Ende wirst du einen Vorteil durch dieses Wetter haben.“
    Erleichterung durchlief Gregor wie eine große Welle. „Du hast recht. Daran hatte ich nicht gedacht.“
    „Du wirst noch genug Zeit zum Nachdenken haben, wenn du erst einmal unterwegs bist. Ich habe entlang der North Road Pferde zum Wechseln untergestellt. Das wird dir helfen, noch schneller zu sein.“ Als ihn ein erstaunter Blick eines Bruders traf, zuckte Dougal die Achseln. „Es gibt eine Frau, die ich gelegentlich besuche, wenn es mir in London zu langweilig wird. Wenn du also eines der Tiere brauchst, nimm es dir.“
    „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“
    Dougal lächelte ihm verhalten zu. „Finde einfach Venetia.“ Nachdem Gregor seinem Bruder zum Abschied zugenickt hatte, ging er zurück zur Kutsche, wo der Kutscher sein Pferd bereits losgebunden hatte. Wenige Sekunden später donnerte Gregor auf dem Rücken des Tiers davon.
    Die Straße war dick mit Eis und Schnee bedeckt, und er schöpfte Mut aus Dougals Worten, dass das Unwetter das Fortkommen von Ravenscrofts Kutsche behindern würde. Das war allerdings der einzige positive Gedanke, der ihm durch den Kopf ging.
    Halt durch,Venetia, dachte er, während er sein Pferd antrieb. Halt durch.

2. Kapitel
    Stolze Männer glauben oft, es sei eine Sünde, einen Fehler zuzugeben, und stolze Frauen denken nicht selten ebenso. Daran könnt ihr sehen, ihr Mädchen, dass Stolz die Geschlechter ebenso leicht vereint, wie er sie entzweit...
    ... so sprach die alte Heilerin Nora von Loch Lomond in einer kalten Nacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
    Acht Meilen nördlich von London musste Lord Ravenscroft sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sein Leben zerstört war. Vor knapp zwei Jahren war er in dem sicheren Glauben nach London gekommen, er würde schon bald sein Glück machen. Er war gut aussehend, ziemlich wohlhabend und stammte aus gutem Hause.
    Es stellte sich jedoch heraus, dass ihm keiner seiner offensichtlichen Vorzüge zu den Einladungen und der Aufmerksamkeit verhalf, von denen er dachte, sie stünden ihm zu. Er hatte Empfehlungsschreiben von seiner lieben Mama, die einige Erfolge in der Londoner Gesellschaft gefeiert hatte, bevor sie seinen Vater zum Mann nahm. Allerdings entdeckte er rasch, dass man sie zwar damals als Schönheit angesehen haben mochte, sie nach ihrer Heirat jedoch aus London und damit von der Bildfläche verschwunden war, sodass seither niemand auch nur einen Gedanken an sie verschwendet hatte. Ihre Briefe halfen ihm daher nicht weiter.
    Außerdem hatte er einen Freund - jedenfalls hatte er ihn für einen Freund gehalten - namens Mr. Philcourt, der angeboten hatte, ihn bei White’s einzuführen. Unglücklicherweise wurde dieses Angebot, einst so großzügig neben einem bis zum Rand gefüllten Punschgefäß bei einer Abendgesellschaft in York ge-macht, niemals in die Tat umgesetzt. Vielmehr schien Mr. Philcourt vollständig vergessen zu haben, dass er jemals in seinem Leben Lord Ravenscroft begegnet war, und mied ihn, wo er nur konnte.
    Ein wenig entmutigt, aber ungebrochen, weigerte sich Ravenscroft, seine gesellschaftlichen Ambitionen und seinen Wunsch, jemand zu sein, aufzugeben. Dennoch wendeten sich die Dinge nicht zum Besseren. Er wurde durchaus zu einigen Gesellschaften eingeladen, aber keine von ihnen war so wichtig und vornehm, dass er sich endlich am Ziel seiner Wünsche hätte fühlen können.
    All das ließ ihn mürrisch und missgelaunt werden, und einige der Leute, die zuvor freundlich zu ihm gewesen waren, wandte sich von ihm ab und verschwanden aus seiner Nähe, sobald
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