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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht
Autoren: Gail Carriger
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Über die Möglichkeit einer Schwangerschaft, meine ich.«
    »Blödsinn! Dann hätten mir die Heuler doch schon vorher was davon gesagt.«
    »Heuler erinnern sich auch nicht immer an alles, ist es nicht so? Zum Beispiel können sie sich nicht daran erinnern, was in Ägypten geschah.«
    »Die Gottesbrecher-Plage? Wollen Sie damit sagen, dass Alexia von der Gottesbrecher-Plage schwanger ist?«
    Das würdigte Lyall nicht einmal mit einer Antwort. Die Gottesbrecher-Plage war die Werwolfsbezeichnung dafür, dass es in Ägypten keine Übersinnlichen mehr gab. Sie konnte selbst beim besten Willen nicht für einen Zeugungsakt verantwortlich gemacht werden.
    Endlich erreichten sie das Herrenhaus, und Lord Maccon war einen Augenblick lang dadurch abgelenkt, dass er Stufen emporsteigen musste, was ihm eine übernatürliche Kraft abverlangte.
    »Wissen Sie«, fuhr der Earl in wütendem Schmerz fort, als er die kurze Treppe erklommen hatte, »ich hab vor dieser Frau gekatzbuckelt. Ich!« Er starrte Professor Lyall finster an. »Un’ Sie hatten mir gesagt, dass ich es tun soll!«
    Voller Verzweiflung blies Professor Lyall die Backen auf. Es war, als versuche man eine Unterhaltung mit einem verwirrten und sehr aufgeweichten Scone zu führen. Wenn es ihm einfach nur gelänge, Lord Maccon vom Schnaps wegzubekommen, könnte er ihn vielleicht auch wieder etwas zur Vernunft bringen. Der Alpha war in solchen Angelegenheiten bekanntermaßen emotional und unbeholfen und neigte dann dazu, aus der Haut zu fahren, aber für gewöhnlich konnte man ihn am Ende doch zur Besinnung bringen. So schwer von Begriff war er auch wieder nicht.
    Professor Lyall wusste, was Lady Maccon für einen Charakter hatte. Vielleicht mochte sie imstande sein, ihren Gatten zu betrügen, aber hätte sie das wirklich getan, dann hätte sie es offen zugegeben. Demzufolge gebot die Logik, dass sie die Wahrheit sagte. Lyall war Wissenschaftler genug, um daraus zu schließen, dass die gegenwärtig anerkannte grundsätzliche Wahrheit, dass übernatürliche Geschöpfe mit sterblichen Frauen keine Kinder zeugen konnten, fehlerhaft war. Selbst Lord Maccon, so stur und verletzt er auch war, würde sich letztlich von dieser Schlussfolgerung überzeugen lassen. Schließlich konnte der Earl ja unmöglich glauben wollen, dass Alexia zur Untreue fähig war. Im Augenblick suhlte er sich einfach nur in seinem Schmerz.
    »Glauben Sie nicht, dass es allmählich an der Zeit wäre, wieder nüchtern zu werden?«
    »Moment, muss drüber nachdenken.« Lord Maccon verstummte, als würde er die Angelegenheit eingehend in Betracht ziehen. »Nay.«
    Sie betraten Woolsey Castle, das seinem Namen eigentlich nicht gerecht wurde, da es gar keine Burg war, sondern vielmehr ein Herrenhaus, das sich der Wunschvorstellung hingab, altehrwürdig zu sein. Es gab Geschichten über den vorherigen Besitzer, die niemand gänzlich glaubte, aber eines war absolut sicher: Der Mann hatte eine krankhafte Leidenschaft für Strebepfeiler gehabt.
    Lyall war dankbar dafür, aus der Sonne zu kommen. Er war alt und stark genug, dass ihm direktes Sonnenlicht über einen kurzen Zeitraum hinweg nichts ausmachte, doch das hieß nicht, dass er es genoss. Es fühlte sich an wie ein vibrierendes Kribbeln unter der Haut, äußerst unangenehm. Natürlich schien Lord Maccon das Sonnenlicht nicht einmal zu bemerken, auch dann nicht, wenn er nüchtern war – Alphas!
    »Also, wo bekommen Sie den Alkohol her, Mylord?«
    »Hab keinen – hicks – Alkohol nich’ getrunken.« Lord Maccon zwinkerte seinem Beta zu und klopfte ihm herzlich auf die Schulter, als würden sie ein großes Geheimnis miteinander teilen.
    Doch davon wollte Lyall nichts wissen. »Nun, Mylord, ich glaube, das müssen Sie wohl doch getan haben.«
    »Nay.«
    Ein großer, eindrucksvoller blonder Mann mit militärischem Haarschnitt und einem stets überheblichen Zug um den Mund bog um die Ecke und blieb stehen, als er sie erblickte. »Ist er schon wieder blau?«
    »Wenn Sie damit meinen, ob er immer noch betrunken ist, dann ja.«
    »Bei allem, was heilig ist, wo bekommt er den Fusel nur her?«
    »Glauben Sie denn, ich hätte noch nicht versucht, das herauszubekommen? Stehen Sie nicht einfach nur dumm da! Machen Sie sich nützlich!«
    Widerwillig schlurfte Major Channing Channing von den Chesterfield Channings herbei, um seinen Rudelführer von der anderen Seite zu stützen. Mit vereinten Kräften manövrierten der Beta und der Gamma ihren Alpha durch den
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