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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht
Autoren: Gail Carriger
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hatte nicht gerade nah am Wasser gebaut – praktisch veranlagt, nüchtern und hart im Nehmen, selbst unter den ungünstigsten Bedingungen, wie die meisten Außernatürlichen –, doch über die Abweisung ihres Ehemannes war sie völlig am Boden zerstört gewesen. In seinem Leben hatte Professor Lyall schon viele Dinge gesehen, die er nie wieder zu sehen hoffte. Dieser Ausdruck der Hoffnungslosigkeit in Alexias dunklen Augen war definitiv eines davon.
    »Ich bin nicht überzeugt, dass Katzbuckeln in diesem Fall ausreichen wird, Mylord.« Er hatte nicht vor, seinen Alpha zu schonen.
    »Ah. Na dann. Scheißdreck«, antwortete seine Lordschaft wortgewandt.
    »Und das ist noch das Geringste. Wenn ich mich nicht völlig irre, schwebt sie auch in ernster Gefahr, Mylord. Sehr ernster Gefahr.«
    Doch Lord Maccon war bereits wieder eingeschlafen.
    Also machte sich Professor Lyall auf die Suche nach der Ursache für den Rausch des Earls. Sehr zu seinem Leidwesen fand er sie auch. Lord Maccon hatte nicht gelogen. Es war tatsächlich gar kein Alkohol.
    Alexia Maccons Sonnenschirm war unter enormen Kosten, mit beachtlicher Fantasie und viel Liebe zum Detail entworfen worden. Damit konnte man einen Betäubungspfeil verschießen, einen hölzernen Pflock für Vampire und einen silbernen Spieß für Werwölfe hervorschnellen lassen, ein magnetisches Störfeld aussenden und zwei Arten giftigen Nebel versprühen, und zudem verfügte er über eine Unmenge von Geheimtaschen.
    Vor Kurzem war er komplett überholt und mit neuer Munition ausgestattet worden, was leider nichts an seinem Erscheinungsbild verbessert hatte. Der Parasol war kein besonders anziehendes Accessoire, trotz all seiner Möglichkeiten. Sein Design war eigentümlich und die Form nichtssagend. Er war von tristem Schiefergrau, mit cremefarbenen Rüschen verziert und hatte einen Griff nach neuestem altägyptischem Stil, der wie eine lang gezogene Ananas aussah.
    Trotz seiner vielen fortschrittlichen Anwendungsmöglichkeiten bevorzugte es Lady Maccon, damit rohe Gewalt direkt auf den Schädel eines Gegners auszuüben. Ein unfeiner und vermutlich würdeloser modus operandi, gewiss, aber sie war in der Vergangenheit so gut damit gefahren, dass sie sich nur ungern auf die technischen Eigenschaften ihres Sonnenschirms verließ.
    Sie überließ Lord Akeldamas moppelige Schildpattkatze ihrer ungestörten Trägheit und huschte zur Tür, den Schirm im Anschlag. Es war schon ein merkwürdiger Zufall, dass jedes Mal, wenn sie Lord Akeldamas Salon aufsuchte, etwas Unvorhergesehenes geschah. Vielleicht war das aber auch nicht ganz so überraschend, wenn man Lord Akeldama kannte.
    Verstohlen spähte ein Zylinder zusammen mit dem dazugehörigen Kopf ins Zimmer, gleich darauf gefolgt von einer schneidigen Gestalt in einem Gehrock aus waldgrünem Samt und ledernen Gamaschen.
    Einen Augenblick lang hätte Alexia beinahe gezögert, weil sie dachte, der Eindringling wäre Biffy. Biffy war Lord Akeldamas Liebling und neigte dazu, Dinge wie samtene Gehröcke zu tragen.
    Doch dann warf der junge Mann einen Blick in ihre Richtung – ein rundes Gesicht mit Backenbart und überaschtem Ausdruck. Nicht Biffy, denn Biffy verabscheute Backenbärte. Der Sonnenschirm sauste auf den unglücklichen Gentleman herab.
    Zack!
    Schützend riss sich der junge Mann den Arm vor den Kopf, was den größten Teil des Hiebes abfing, und warf sich zur Seite und außer Reichweite des Sonnenschirms.
    »Du liebe Güte!«, rief er aus, während er weiter zurückwich und sich den Arm rieb. »Ich muss schon sagen! Immer schön langsam mit den jungen Pferden! Ziemlich ungehobelt, einen Gentleman mit diesem Accessoire zu verprügeln, und das nicht einmal mit einem kurzen ›Gestatten Sie bitte‹!«
    Alexia ließ sich das nicht gefallen. »Wer sind Sie?«, verlangte sie zu wissen. Sie änderte die Taktik und drückte eine der Lotosblüten am Schaft ihres Parasols, wodurch die Spitze mit einem Betäubungspfeil geladen wurde. Ihre neue Haltung wirkte auf den Mann nicht mehr ganz so bedrohlich, da es so aussah, als wolle sie ihn nun mit dem Sonnenschirm pieken statt schlagen.
    Dennoch wahrte der junge Gentleman respektvollen Abstand. Er räusperte sich. »Boots, Lady Maccon. Emmet Wilberforce Bootbottle-Fipps, aber alle nennen mich Boots. Sehr erfreut!«
    Nun, es gab keine Entschuldigung für Unhöflichkeit. »Sehr erfreut, Mr. Bootbottle-Fipps.«
    »Verzeihen Sie vielmals, dass ich niemand Wichtiges bin«, fuhr der
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