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Entflammte Herzen

Entflammte Herzen

Titel: Entflammte Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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Kapitel 1
     
    Anfang März, 1885
    Den Hut tief in die Stirn gezogen, den Kragen seines schlammbespritzten schwarzen Mantels hochgestellt, um seine Ohren warm zu halten, kehrte Kade McKettrick an jenem rauen, unfreundlichen Winternachmittag nach Indian Rock zurück. Er hatte sich auch einen Bart wachsen lassen, seit er auf Wunsch seines besorgten Vaters die Triple M verlassen hatte, um den rebellischen Bruder zu suchen, der nun an seiner Seite ritt. Seiner Meinung nach konnte der alte Herr jedoch niemand anderem als sich selbst die Schuld an all den Schwierigkeiten geben. Schließlich war er derjenige gewesen, der seine drei Söhne gegeneinander aufgebracht hatte, als er verfügt hatte, dass der erste Sohn, der heiratete und einen Erben zeugte, auch die Ranch erhalten würde.
    Nun war Kades Haar verfilzt und struppig, seine Kopfhaut juckte, und er konnte sich nicht einmal entsinnen, wann er das letzte Mal ein heißes Bad, eine ungestörte Nachtruhe oder auch nur eine anständige Mahlzeit genossen hatte. Nachdem er zunächst einer Reihe falscher Spuren gefolgt war, hatte er Jeb dann schließlich doch in Tombstone aufgespürt, wo der kleine Strolch sich anscheinend bestens amüsiert hatte. Diese Erfahrung hatte einen bitteren Nachgeschmack in Kades Mund hinterlassen, und im Augenblick hätte er Jeb am liebsten ein paar seiner perfekten Zähne ausgeschlagen.
    Jeb war nur allzu gern mitgekommen, wahrscheinlich, weil er in Tombstone nichts Gutes im Schilde geführt hatte und mit einigen recht unangenehmen Leuten in Konflikt geraten war. Doch wenn er hätte bleiben wollen, hätte Kade kein leichtes Spiel mit ihm gehabt. Jeb hatte mit keinem Wort erwähnt, was er dort unten getrieben hatte, und Kade, der mindestens genauso stur war wie sein Bruder, hatte ihn auch nicht danach gefragt, obwohl er von sich aus schon vermutet hatte, dass Frauen mit im Spiel gewesen waren. Bei Jeb waren schließlich immer Frauen mit im Spiel.
    In Wahrheit hätte er natürlich nur allzu gern etwas über die jüngsten Streiche seines Bruders erfahren, doch da er nicht in der Stimmung war für Jebs herablassendes Grinsen und seine besserwisserischen Redensarten, hielt Kade es für ratsamer, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Oder zumindest doch für den Moment.
    Auf der Main Street war es ungewöhnlich still, und die Luft war ganz seltsam drückend, so als braute sich dort draußen vor der Stadt etwas zusammen. Ohne auch nur einen Blick zu wechseln, hielten die Brüder ihre Pferde vor dem Mietstall an, wo der alte Billy seine Schmiede hatte, und sprachen so wenig wie nur möglich miteinander oder mit dem redseligen Besitzer, während sie veranlassten, dass ihre Pferde getränkt, gestriegelt und gefüttert wurden. Kade wünschte sich nichts sehnlicher, als zur Triple M zurückzukehren, zu seinen Büchern, seinem eigenen Bett und Concepcions guten und vor allem reichhaltigen Mahlzeiten, aber es wurde bereits dunkel, und ihre Pferde waren nach mehreren Tagen aufreibenden Reitens sehr erschöpft. Die Ranch war nur noch zwei Stunden entfernt, doch es hätten ebenso gut auch zwanzig sein können, so anstrengend würde es sein, sie noch heute Abend erreichen zu wollen.
    Nachdem die Brüder den Mietstall verlassen hatten, gingen sie Seite an Seite den breiten hölzernen Bürgersteig hinunter, und das Klirren ihrer Sporen war wie ein überlautes, misstönendes Konzert in der geradezu unheimlichen Stille auf der Straße. Auch die Tatsache, dass so wenige Menschen unterwegs waren, machte Kade nervös; er ließ seinen Blick über die Ladenfassaden und Dächer rechts und links der Straße gleiten und suchte... was ? Fremde ? Heckenschützen ? Ihm war selbst nicht so recht klar, wonach er suchte, doch irgendetwas stimmte hier nicht.
    Und dann begann auch noch ein heftiges Schneetreiben, das von einem schneidend kalten Wind begleitet wurde, der Kades verdrießliche Stimmung endgültig besiegelte.
    Das »Arizona Hotel« lag direkt vor ihnen, hinter seinen Fenstern brannte Licht, und obwohl die neuen Teile des Gebäudes bereits von Bauholz eingerahmt waren, wirkten sie noch immer wie ein Skelett. Kade griff sich unwillkürlich an seinen Bart, als sie auf das Hotel zugingen, und wünschte, er sähe ein wenig präsentabler aus. Es war nämlich gut möglich, dass sie Emmeline, die Frau ihres älteren Bruders Rafe, dort antreffen würden, da sie Mitbesitzerin des »Arizona Hotels« war, das ihre temperamentvolle, unkonventionelle Mutter führte. Und Kade
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