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Entflammte Herzen

Entflammte Herzen

Titel: Entflammte Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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abwandte.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Amanda Rose. Wenn dieser Wilde Gelegenheit dazu bekommt, dann wird er mir eine Falle stellen, und das bedeutet, dass mein Leben auf dem Spiel steht. Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, an dem ihm etwas liegt, und dieser Mensch bist du. Mir scheint also, dass du vielleicht nur ein wenig Ermunterung benötigst, um deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.«
    Als würde sie ihren Bruder je verraten! Er war der einzige Mensch auf der Welt, dem sie voll und ganz vertraute, und der einzige, außer ihrer Mutter, den sie je geliebt hatte. »Cree ist kein Wilder«, protestierte sie. »Er ist zehn Mal so viel wert wie du!«
    Gig hob wieder die Hand, und diesmal wusste Mandy, dass er sich nicht beherrschen würde. Er würde sie schlagen - hart genug, dass sie Gefahr lief, ihre Zähne zu verlieren. So, wie er es so oft mit ihrer Mutter getan hatte ... und auch mit Cree, bevor ihr Bruder sechzehn Jahre alt geworden war, genug davon gehabt hatte und fortgeritten war, um nie wieder zurückzukommen.
    Irgendwo in der Nähe öffnete sich quietschend eine Tür, und Mandy blieb vor Schreck das Herz fast stehen. Mit einem Blick sah sie, dass Kade McKettrick auf den Stufen vor der Hintertür erschienen und im Begriff war, sich einen Zigarillo anzuzünden. Er hatte Rock und Hut im Hotel gelassen, aber an seiner rechten Hüfte trug er einen 45er, der locker und griffbereit in seinem Pistolenholster saß. Diese Waffe erregte Mandys Interesse, und für einen Moment lang konnte sie ihren Blick nicht davon abwenden.
    Kade blies das Streichholz aus, das er gerade angezündet hatte, und steckte den unangezündeten Zigarillo in die Tasche seines Hemdes. »Probleme?«, erkundigte er sich freundlich, doch es lag etwas Gefährliches in seinem Ton.
    Gig murmelte bei Kades Anblick einen Fluch, und Mandy vermutete, dass er schon lange genug in Indian Rock herumgeschlichen war, um zu wissen, wer hier wer war, und insbesondere die McKettricks kannte. Für einen Moment lang glühten seine Augen förmlich auf vor Bosheit; er hasste die meisten Menschen, allein schon aus Prinzip, aber ganz besonders jene, die er als privilegiert empfand.
    Diese Zurschaustellung seiner Niedertracht unterdrückte er jedoch augenblicklich. Curry hatte auch etwas von einem Chamäleon. »Absolut nicht«, antwortete er und trat einen Schritt zurück. Sein Lächeln war harmlos, freundlich - und durch und durch verlogen.
    Wahrscheinlich lächelt der Teufel so, wenn er arme Seelen in der Hölle schmoren sieht, dachte Mandy. Die Vorstellung ließ sie erschaudern. Wenn Stehlen wirklich eine Todsünde war, würde sie eines Tages selbst im Hades an einem Spieß über dem Feuer enden.
    Mandy zwang sich, langsam durchzuatmen und sich zu beruhigen. Sie strich ihren Habit glatt, zupfte ihren Schleier zurecht und kämpfte gegen das entwürdigende Bedürfnis an, die Stufen hinaufzustürzen und sich hinter McKettrick zu verstecken. Es siegte jedoch ihr unbändiger Stolz, selbst über den Instinkt, sich selbst zu schützen, und sie blieb stehen, wo sie war.
    »Es ist kalt hier draußen«, bemerkte ihr Retter in gleichmütigem Ton, doch obwohl seine Worte Mandy galten, blieb sein Blick auf Gig gerichtet, und seine Augen wurden schmal. »Vielleicht sollten Sie lieber wieder hereinkommen ... Schwester.«
    Mandy straffte ihren Rücken und entkrampfte ihre Schultern. Über den Zynismus, den sie in dem Wort Schwester gehört hatte, würde sie später nachdenken; im Moment wollte sie nur so viel Distanz wie nur möglich zwischen sich und Curry bringen. »Ja«, erwiderte sie freundlich. »Ich glaube, das sollte ich jetzt wirklich.«
    Sie spürte, dass Gig nach ihrem Arm griff, als sie an ihm vorbeiging, die Bewegung dann aber genauso schnell auch wieder unterdrückte. Sie ging weiter, noch zehn Schritte, noch sieben, fünf ... Geh weiter ... setz einfach nur einen Fuß vor den anderen ...
    »Kennen Sie irgendwelche Rancher, die einen guten Arbeiter gebrauchen können?«, rief Gig McKettrick zu. »Ich werd wohl noch 'ne Weile hier bleiben, denke ich.«
    Ein kalter Schauer durchlief Mandy.
    »Nein«, antwortete McKettrick. Sein Blick wich nicht von Gig, und er nahm auch nicht die Hände vom Geländer an der Treppe, doch Mandy konnte die gespannte Wachsamkeit in ihm spüren, als sie näher kam. Er sah sie vielleicht nicht direkt an, aber er stand da und nahm jede noch so subtile Nuance der Szene in sich auf. Er war ein Mann, der nicht so leicht zu täuschen
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