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Entflammte Herzen

Entflammte Herzen

Titel: Entflammte Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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großen Spaß bereitet, Kade schmoren zu sehen wie ein Spanferkel über dem Grill.
    Kades erster Impuls war, sich auf dem Absatz umzudrehen und aus der Hintertür zu stürzen.
    »Teufel noch mal«, murmelte er. Er war wochenlang unterwegs gewesen, hatte Jeb gesucht und dann die lange Heimreise mit ihm unternommen, damit der alte Herr keinen Herzanfall bekam vor lauter Sorge um den kleinen Esel, und nun sah er aus und fühlte sich in etwa auch so anziehend wie ein alter Bär, der gerade aus einem ausgedehnten Winterschlaf erwachte. Im Augenblick hätte er buchstäblich fast alles dafür gegeben, ein wenig Zeit zu haben, um Ordnung in seine Gedanken zu bringen, aber es sah ganz und gar nicht danach aus, als könnte er sich diesen Luxus gönnen.
    Als er endlich den Mut aufbrachte, in den Speisesaal zurückzukehren, war der Raum erfüllt, von lauten, rauen Cowboystimmen, dem leisen Klingeln von Löffeln in Kaffeetassen und dem Gekicher aufgeregter Frauen.
    Ein Moment verstrich, bevor jemand Notiz von seiner Ankunft nahm, aber als sie ihn bemerkt hatten, breitete sich im Saal ein viel sagendes Schweigen aus, und Kade hätte schwören können, dass aller Augen im Raum auf ihn gerichtet waren. Er sah Belustigung und auch eine etwas ironische Neugierde in Rafes Blick, und Jeb, der mit zurückgekipptem Stuhl dasaß und die Arme über der Brust verschränkt hatte, grinste völlig ungeniert. Schwester Mandy hingegen sah ihn überhaupt nicht an, aber ihre Wangen glühten, als hätte sie zu nahe am Herd gestanden.
    Die sechs Frauen an dem Ecktisch ließen ihn nicht aus den Augen. Sie registrierten sein ungekämmtes Haar, seinen Bart, seine schmuddeligen Kleider und seine abgetragenen, schlammbespritzten Stiefel. Sein Stolz zwang ihn dazu, ihre Blicke zu erwidern, doch selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre, hätte er nicht eine einzige der Bräute näher beschreiben können. Sie sahen für ihn aus wie ein Schwärm nervöser Vögel, farbenfroh, hübsch befiedert und bereit, sich jeden Augenblick auf ihn zu stürzen.
    Eine der Damen erhob sich von ihrem Stuhl, und dann taten die anderen es ihr nach, als wären sie irgendwie alle miteinander verbunden wie Maulesel in ein und demselben Geschirr.
    Kade schluckte.
    Die mutigste der Damen kam mit einem spröden Lächeln auf den Lippen auf ihn zu, und Kade musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht unwillkürlich einen Schritt zurückzutreten. Und obwohl er sich die größte Mühe gab zu lächeln, gelang es ihm nicht, auch nur eine Miene zu verziehen.
    »Mr. McKettrick«, begann die Frau und streckte ihm eine behandschuhte Hand entgegen, und ihre leicht schrille Stimme jagte Kade einen jähen Schauder über den Rücken. Er hoffte nur, dass Rafe und Jeb nicht seine Reaktion gesehen hatten, weil sie ihn sonst nämlich für den Rest seines Lebens damit aufziehen würden. »Sue Ellen Carruthers ist mein Name, und ich bin hier, um Sie zu heiraten.«
    Kades Zunge fühlte sich wie ein erschrecktes Tierchen an, das sich in seiner Kehle zu verstecken versuchte. »W-wie geht es Ihnen?«, krächzte er.
    Miss Carruthers schien eine sehr direkte, offenherzige Person zu sein, befand er, und im fortpflanzungsfähigen Alter war sie anscheinend auch, was bedeutete, dass sie seinen Zwecken zweifellos genügen würde. Doch leider war sie alles andere als eine Augenweide. Und da anzunehmen war, dass er die nächsten vierzig Jahre oder sogar noch länger damit verbringen würde, die Frau, die er heiratete, am Tisch und von seiner Seite des Bettes aus anzusehen, widerstrebte es ihm natürlich, diese Miss Carruthers um ihre Hand zu bitten.
    Eine andere Frau trat hinter Sue Ellen, schob sie mit dem Ellbogen beiseite und lächelte ihn strahlend an. Er erhaschte einen kurzen Blick auf flachsblondes Haar und kornblumenblaue Augen, aber leider nicht viel mehr. »Ich bin Marvella Denhome«, informierte sie ihn, »und ich war schon über eine Woche vor Sue Ellen hier.«
    Streitlustig, dachte er. Was war es noch, was die Bibel über das
    Leben mit einer streitlustigen Frau sagte? Es sei besser, in der Wüste zu verdursten?
    »Abigail Bergen«, stellte sich eine dritte Bewerberin vor. Sie war hübsch anzusehen und hatte auch eine angenehme Stimme, doch das boshafte Glitzern in ihren Augen ließ Kade zögern. Sie wollte entweder einen Ehemann oder aber blutige Rache an jemandem nehmen, und er hatte den Eindruck, dass ihr das eine genauso recht sein würde wie das andere.
    Die nächsten drei
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