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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin
Autoren: Lisa Jackson
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    Prolog
    Der Wald in der Umgebung von Tower Lawenydd, Nordwales
    Winter 1283
    Die Dunkelheit hatte sich bereits herniedergesenkt, als Kiera auf der kalten, nassen Erde erwachte, Lehm und Laub klebten in ihrem Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber der Mond stand schon hoch am Himmel, und im Wald war es still, nicht einmal der Wind fuhr durch die Äste der Bäume. Ihr ganzer Körper schmerzte - jeder einzelne Knochen schien durchgerüttelt, jeder Muskel über die Maßen beansprucht -, und sie überlegte krampfhaft, wie sie hier überhaupt allein gelandet war.
    Ich bin ausgeritten, dachte sie und betastete die grobe Kleidung auf ihrem Körper. Ja, das war es, sie hatte sich als Stalljunge verkleidet und... und sie war mit Obsidian heimlich durch das Schlosstor geschlüpft und oooohhh. Ihr Kopf dröhnte und pochte. Er schien viel zu eng zu sein für ihr Gehirn. Sie rieb sich die Stirn und fühlte die Beule darauf. Obsidian! Offenbar war ihr der kostbare Hengst ihres Vaters durchgegangen. Sie erinnerte sich jetzt schwach an das Bild, wie das schwarze Tier reiterlos durch das dichte Unterholz donnerte, während sie auf dem Boden gelegen hatte und dann bewusstlos geworden war. »Bei allen Heiligen«, murmelte Kiera und rief: »Obsidian! Komm zurück! Obsidian!« Aber das Pferd war in den wabernden Nebelfetzen verschwunden, und sie wusste nicht einmal, wie lange schon. »Das verdammte Biest.« Kiera bemühte sich, auf die Beine zu kommen, und zuckte gequält bei dem Schmerz, der durch ihre Schulter jagte. Was sie nicht hinderte, nun schrill und ausdauernd zu pfeifen.
    Sie konnte auf gar keinen Fall ohne den kostbaren Hengst ins Schloss zurückkehren, doch sie hörte kein Hufgetrappel, das näher kam, keine Zweige knackten, kein Laub bewegte sich. »Komm, Junge!«, rief sie, als wäre das temperamentvolle Pferd einer der Hunde des Schlosses.
    Aber nichts tat sich.
    Sie hatte ihn tatsächlich verloren.
    Wütend auf sich selbst, machte sie ein paar Schritte nach vorn, und plötzlich überfiel sie ein eigenartiges Gefühl, wie der Atem des Teufels persönlich, den sie in ihrem Nacken fühlte. Als würde jemand sie beobachten. Jemand, der ganz in ihrer Nähe war, der ihr vielleicht sogar gefährlich werden konnte. Doch das war natürlich völlig unsinnig. Sie war allein, meilenweit weg vom Schloss... Zum ersten Mal begriff sie, dass sie womöglich noch mehr Schwierigkeiten hatte als nur ein entlaufenes Pferd. Erneut pfiff sie, vernahm aber nichts weiter als das schwache Echo ihres eigenen, grellen Tons.
    Der verflixte Gaul war weg. Und in der Dunkelheit war es ihr unmöglich, seine Fährte aufzunehmen. Die Nacht wurde immer finsterer, und der Nebel, der vom Boden aufstieg, sammelte sich auf ihrer Haut.
    »Verdammte Hölle«, fluchte sie und schüttelte einen Klumpen Lehm von ihrem Stiefel.
    Sie stopfte ein paar Strähnen ihres Haares unter die Kappe, dann wandte sie sich in die Richtung, in die das elende Vieh verschwunden war. Gerade hatte sie zwei wacklige Schritte getan, als sie erneut dieses eigenartige Gefühl hatte - ein Gefühl, bei dem ihr Herzschlag stolperte -, als würde jemand sie beobachten.
    Sie lugte zurück über ihre Schulter. Gab es da nicht einen Schatten, eine Bewegung im Nebel?
    Ihr Hals war plötzlich ausgetrocknet.
    Durch einen Nebelschleier entdeckte sie die schwachen Umrisse eines riesigen, schweigenden Mannes auf einem hellen Pferd. Er kam jetzt näher.
    Panik kroch in ihr hoch. Ein Nachtvogel schrie.
    Hatte der Reiter sie gesehen?
    Selbstverständlich hatte er das.
    Er hatte gehört, wie sie nach ihrem Pferd gerufen hatte. Er hatte gehört, wie sie gepfiffen und geflucht hatte.
    Kiera wankte einen Schritt zurück und fühlte, dass der Mann sie anstarrte. Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste sie tief in ihrem Herzen, dass sein Blick hart war. Unheimlich. Denn warum sprach er nicht, wenn es doch offensichtlich war, dass er sie gesehen und gehört hatte. Irgendetwas hätte er doch sagen können.
    Sie versuchte, ihre Angst beiseite zu schieben und sich davon zu überzeugen, dass er ihr nichts tun würde. Selbst wenn er ein Bandit war oder ein Dieb oder etwas noch Schlimmeres, was sollte er mit einem dürren Stalljungen anfangen? »Ich... ich suche nach meinem Pferd«, erklärte sie schroff und hoffte, dass ihre Stimme klingen würde wie die eines jungen Mannes. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?«
    »Ich denke, das weißt du.«
    O Gott.
    »Mir kannst du
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