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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur
Autoren: Alexander Kröger
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nach
Mitternacht, und sicher würden die Lims einige Zeit brauchen,
den Bau zu verlassen, also konnte Schlafen nichts schaden. Die
augenblicklich nützlichste Tätigkeit.
Es war gegen drei Uhr, als er erwachte. Er fühlte sich ausgeruht und tatendurstig. Was unterdessen in dem Bau geschehen
war, wußte er natürlich nicht, aber er glaubte dem angeberischen Lim. Und irgendwann mußte er beginnen. Zunächst
befaßte er sich mit der Tür zum Maschinensaal. Es war
unkompliziert, sie zu öffnen, wenn es auch lange dauerte. Ein
schwerer Metallriegel lag außen vor, und zwischen Türblatt
und Füllung klaffte ein Spalt von einem Millimeter. Mit der
Spitze seines Messers zwang Gernot diesen Riegel Zehntel- um
Zehntelmillimeter zur Seite. Als er es geschafft hatte, stieß er
die Tür nicht sofort auf. Sie konnten eine Alarmanlage
angebracht haben. Sie hatten es nicht. Wie die Kinder, dachte
Gernot. Der Mensch ist ja eingesperrt, damit war alles getan.
Er lauschte, hörte nichts. Schließlich ging er vorsichtig zum
Lift. Die Kontrolleuchten brannten nicht. Stillgelegt, vermutete
er, aber er probierte nicht. Wenn er nach oben wollte, würde er
ohnehin das Aufhauen vorziehen. Aber sie werden auch dort
ihre Vorkehrungen getroffen haben…
Im Augenblick aber interessierte Gernot viel mehr als sein
Hinauskommen Lims einzige Energieerzeugungsanlage. Er
stand lange auf dem Absatz des oberen Raumes und sah
hinunter auf die acht Turbinen, die das Blut durch Lims Hydra
trieben. Dann stieg er nach unten, dorthin, wo er beim erstenmal die elektrischen Anlagen entdeckt hatte. Und er fand seine
Annahme bestätig: Die riesigen Läufer der Turbinen bewegten
sich in Schwerelosigkeit, gehalten von nachgerade mickrigen
Lagerschalen, die nur die Funktion des Haltens, aber nicht die
des Tragens ausübten. So viel Ahnung von der Manipulation
der Schwerkraft hatte Gernot, um das feststellen zu können. Es
muß nur gelingen, das Antigravitationsfeld auszuschalten, ohne
daß vorher bestimmt vorhandene Sicherungen wirken, dann,
Lim, sitzt du in der Patsche!
Die Maschinen waren gut zugänglich. Jedes Haltelager
konnte man berühren, die meterdicke Welle rotieren sehen.
Und Gernot machte auch gewaltige Stempel aus, die von unten
an diese Welle herangeführt werden konnten, um sie zu halten,
mußte das Feld einmal abgeschaltet werden. Und bestimmt
funktionierte das automatisch…
Bei aller Entschlossenheit wurde es Gernot in der Maschine
unheimlich. Nur ihr Singen verriet, daß sie lief, und gelegentlich vernahm er ein Brummen, wenn er an stromführenden
Spulen und Kontrollgeräten vorbeikam. An Schutzgüte und
Grundregeln des Arbeitsschutzes hatten die centaurischen
Konstrukteure nicht gedacht. Alles lag übersichtlich offen.
Gernot dachte, daß sie auf diese Weise die Maschinen nur mit
der Hälfte des irdischen Aufwands bauen konnten. Zum
Unfallgeschehen würde er Mon fragen…
Und Gernot bewunderte die centaurische Präzision. Schon
eine sehr geringe Unwucht mußte auf die Lager verheerend
wirken… Die Wellen der Turbinen gingen ihm nicht aus dem
Sinn. Wenn, dann nur hier, sagte er sich. Und wo, Lim, ist
deine Sicherheit? Dein Schutz für dein Herz, deinen Kreislauf?
Von außen, vielleicht, sind die Anlagen geschützt. Aber wenn
man bereits drin ist? Aber Gernot war sich im klaren, daß er
allein kaum etwas ausrichten konnte. Und ob es je gelänge, von
draußen Hilfe herbeizuschaffen…?
Als er zurückging, mußte längst der Tag angebrochen sein.
Erst jetzt gewahrte er im Vorübergehen, daß die Schalteinrichtungen mit dem gelben Knopf durch primitive Gitter unzugänglich gemacht worden waren. Aber schon mit einer Stange und
einigem Geschick würde man abermals „das Ganze – halt!“
veranstalten können. Noch lag so etwas nicht in Gernots
Absicht.
Auf dem Rückweg kontrollierte er das Aufhauen neben dem
Liftschacht. Wie er es sich gedacht hatte: Auch hier in vie lleicht fünf Meter Höhe eine unsichtbare „Gummiwand“. Aber
er machte eine Entdeckung: Man hatte in Eile rings an den
Stößen metallene Kästen angebracht, deren mit einem feinen
Gitter verdeckte Löcher zum Schacht wiesen.
Das also sind die „Elektroden“ für das Feld… Beinahe hätte
Gernot hellauf gelacht. Am liebsten hätte er seinen Ausbruch
gleich begonnen. Er stellte es sich einfach vor, diese Elektroden von der Wand abzureißen oder zu zerstören…
Aber wenige Stunden später war Gernot bereit, einiges von
seinen euphorischen Gedanken
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