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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur
Autoren: Alexander Kröger
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gebe dir einen Tag,
also zwanzig Stunden Zeit, und ich will fair mit dir zusammenarbeiten. Leb wohl!“ Gernot stand brüsk auf und ging forsch.
Ihm war entschieden leichter, aber Furcht saß ihm im Nacken.
Den Fahrstuhl erreichte er, ohne daß sich hinter ihm etwas
rührte. Den Maschinensaal passierte er, und sein Schritt wurde
immer schneller.
Gernot Wach rannte in den Gang und wurde plötzlich wie
von einer unsichtbaren Gummiwand zurückgeworfen, daß er
stürzte. Mit dem Hinterkopf schlug er hart auf. Er glaubte, Lim
lache laut, daß es durch die Räume schallte.
Er war ordentlich benommen. Zwei Centauren, in denen er
sofort jene erkannte, die damals den Transport fehlgeleitet
hatten, offenbar auf den Menschen Gernot Wach spezialisiert,
halfen ihm auf. Willenlos ließ er sich zurückführen. Lim hatte
hier die Macht, und er schien sie gebrauchen zu wollen.
In den Maschinensaal hinein mündete eine Tür, die er bislang
immer verschlossen vorgefunden hatte. Dorthinein führten ihn
die zwei. Es war ein kurzer Korridor, auf den vier Türen
mündeten, eine davon führte in Gernots neues Domizil, einen
Wohnraum mit allem centaurischen Komfort.
Als Gernot wieder klar denken konnte, wußte er plötzlich
genau, welche Taktik Lim nun verfolgte. Er würde ihn jetzt bis
kurz vor dem Abflugtermin kaltstellen, vielleicht sogar das
Kidnapping als Erpressungsmittel einsetzen. Es würde die
allgemeine Verwirrung vergrößern, und schließlich würde alles
nach seinen Wünschen verlaufen, ein teuflisch einfacher Plan.
Gernot hatte sich auf die Liegestatt gesetzt. Der Schmerz
nach dem Sturz hatte sich gelegt. Trotzdem fühlte er sich nicht
fähig zu denken, es gab nichts zu denken, höchstens zu
spekulieren, zu hoffen. Lim hatte gewonnen.
Die zwei Centauren hatten ihn allein gelassen. Gernot saß
und stierte vor sich hin. So also geht alles zu Ende, dachte er.
Aber seine Niedergeschlagenheit dauerte insgesamt keine
zehn Minuten. Er raffte sich auf, um seine Heimstatt zu
erkunden. Beim Aufstehen machte er die durchaus optimistisch
stimmende Feststellung, daß er sämtliche Gegenstände, die er
sich vor dem Eindringen aufgeladen hatte, noch bei sich führte.
Er begann sich sofort der wichtigsten zu entledigen und sie im
Raum zu verstecken. Vielleicht wollten sie Versäumtes
nachholen.
Wo sie wohl gewesen sein mochten, fragte sich Gernot, und
er freute sich, daß sein effektives Denken wieder einsetzte.
Plötzlich klangen draußen Schritte. Gernot fand gerade noch
Zeit, sich wieder auf die Liege zu werfen. Mehrere Centauren
kamen mit Behältern, in denen sich Lebensmittel, Früchte und
Getränke befanden. Sie stellten das alles wahllos ab und
verschwanden. Als der letzte das Zimmer verließ, trat lautlos
Lim ein. Er sah mit beherrschten Augen auf Gernot und sagte:
„Es tut mir leid, Mensch Gernot Wach, ich darf nichts riskieren, die Situation ist ein wenig kritisch. Und nach deiner
Aktion in meiner Werft muß ich mit dir rechnen. Du wirst ein
paar Tage allein sein, es soll dir an nichts fehlen…“ Er wies
mit einer großzügigen Geste auf die Kisten. „Ein wenig einsam
könnte es werden. In dem Trakt wirst du dich frei bewegen
können. Wie es weitergehen wird, werde ich dir sagen, wenn
ich zurückkehre.“ Und mit einem feinen Lächeln fügte er
angeberisch erklärend
hinzu: „Wir haben zu tun in der
Werft…. in unserer.“
Gernot hatte sich nicht erhoben. Er lag mit unter dem Kopf
verschränkten Armen und fragte jetzt:
„Wann wirst du
zurückkehren?“
„Wahrscheinlich in drei Tagen…“
„Ich werde mich schon nicht fürchten, viel Spaß!“ Doch
dann besann sich Gernot. Er setzte sich ein wenig auf: „Eine
Bitte! Kannst du meinen Leuten wenigstens die Nachricht
zukommen lassen, daß es mir in deiner Obhut gut geht? Ich
fürchte, die suchen mich sonst…“
„Das ist geschehen.“ Damit verschwand Lim, die Tür blieb
offen.
Gernot wartete einige Minuten, dann folgte er. Es war klar:
Mit Trakt hatte Lim. die vier Räume gemeint, denn die Tür
zum Maschinensaal war fest verschlossen. Aber immerhin fand
Gernot eine Toilette vor, und in einem Raum war so etwas wie
eine Dusche, ein Teil einer Beregnungsanlage, wahrscheinlich
von oben aus dem Park.
„Na ja“, sagte Gernot, als er die Besichtigung seines Reiches
abgeschlossen hatte. Es ließ sich wohl aushalten. Nur, wenn es
irgendwie ginge, wollte er einen Aufenthalt vermeiden.
Zunächst aber legte er sich zur Ruhe. Es war weit
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