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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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anzulegen?
    Der Glaubenssatz, dass unsere Eltern es hätten besser oder jedenfalls anders machen können, wenn sie nur gewollt hätten, ist also äußerst fragwürdig. Er hindert uns daran, zu einem freundlicheren Umgang mit ihnen zu kommen. Er ist »entspannungsfeindlich«. Wir sollten uns deshalb von ihm verabschieden. Aber so einfach verabschieden, geht das denn überhaupt? Das kann doch gar nicht funktionieren! Überzeugungen, die man so lange gehabt hat, lassen sich doch nicht einfach zur Seite legen, und die damit verbundenen alten Gedanken und Gefühle holen einen doch immer wieder ein. »Es ist doch nicht möglich, Gedanken und Gefühle einfach abzuschalten.« Klar, phasenweise treten sie vielleicht in den Hintergrund, doch oft kommen sie dann umso heftiger wieder.
    Dass wir unseren Gedanken und Gefühlen mehr oder weniger ausgeliefert sind und nichts gegen sie tun können, dieser Auffassung sind sehr viele Menschen. Es handelt sich hier umeinen weiteren machtvollen Glaubenssatz, der in dieser Absolutheit einer Überprüfung ebenso wenig standhält wie die beiden vorhergehenden.
    Sicher trifft es zu, dass Gedanken kommen, wie sie wollen. Wir können nichts dagegen machen, dass sie bei uns anklopfen. Wir können uns jedoch entscheiden, wieviel Raum wir ihnen geben wollen. Wir können sie beispielsweise an der Haustüre abfertigen, freundlich, aber bestimmt, oder vielleicht auch mit Nachdruck, wenn sie uns schon wieder ungebeten auf die Pelle rücken. Vielleicht wollen wir sie ja auch kurz hereinlassen, um noch etwas zu klären, aber dann reicht es auch und wir geleiten sie wieder hinaus. Falls wir sie schon von fern herankommen sehen, können wir sie vom Fenster aus vielleicht auch gleich vorbeiwinken – ein Gespräch mit ihnen bringt uns ja erfahrungsgemäß nicht weiter. Oft reißen nur alte Wunden wieder auf. Das müssen wir uns nicht antun. Es gibt wirklich Wichtigeres in unserem Leben.
    Es ist ein Irrtum, zu glauben, man könne Gedanken nicht stoppen, man komme nicht von alten Gefühlen los. Eine Ausnahme bilden traumatisierte Menschen, die von alten Gefühlen und Gedanken regelrecht überflutet werden, oder auch Menschen mit schweren Depressionen oder Zwängen; sie brauchen professionelle Hilfe.
    Wenn es daheim nicht so dramatisch war oder Sie psychisch nicht so stark belastet sind, können Sie prüfen, ob Sie bildlich gesprochen den Hebel umlegen wollen. Sie können beschließen, leichter zu leben. Dazu müssten Sie damit anfangen, Ihren Eltern gegenüber freundlichere Gedanken und Gefühle zu entwickeln und den alten Müll wegzulassen. Wenn Sie es bisher vergeblich versucht haben, haben Sie möglicherweise ungeeignete Strategien angewandt. Aus mangendem Erfolg lässt sich jedenfalls nicht folgern, dass so eine Umstellunggrundsätzlich nicht funktionieren kann. Bisweilen allerdings ist der Weg dahin steinig und erfordert Geduld und Ausdauer. Im Kapitel »Wenn ich immer wieder in Altes zurückfalle« werden wir einige Vorschläge dazu machen, was konkret weiterhelfen kann.
    Außer Glaubenssätzen wie den hier »auseinandergenommenen« gibt es noch weitere Irrtümer und Missverständnisse, die dazu beitragen, bestehende Urteile zu zementieren. Auch hier lohnt genaues Hinschauen.

Träumen Sie noch, oder genießen Sie schon?
    Carmen Beilfuß
    Die vollkommene Mutter – ein Mythos
    Was würden Sie auf die Frage antworten, was eine »richtige« Mutter ausmacht? Sie wissen nur, wie eine »richtige« Mutter nicht ist, nämlich so wie Ihre eigene? Oder Sie finden, das ist gar nicht so leicht zu sagen? Aber wahrscheinlich zögern Sie nicht nur deshalb, sondern noch aus einem weiteren Grund: Ihnen wird gleich bewusst, dass es »richtige« Mütter wohl nur im Märchen, nicht aber in der Wirklichkeit gibt. Also was soll es, sich mit der Frage zu beschäftigen, wenn es keine »richtigen« Mütter gibt? Und überhaupt, wenn es sie nicht gibt, dann lässt sich auch nicht sagen, wie sie sind – woher sollte das denn bekannt sein?
    Aber irgendwoher »wissen« wir wohl doch, wie eine »richtige« Mutter sein sollte. Die meisten Menschen haben tief innen ein Bild, das etwa so aussieht: Eine »richtige« Mutter ist gerecht, verständnisvoll, ausgeglichen, geduldig, fröhlich, selbstlos, stark. Sie liebt ihre Kinder bedingungslos, so, wiesie sind. Alle sind ihr gleich lieb. Sie ist immer für sie da. Sie sorgt für ihre Kinder. Sie schaut, dass es ihnen an nichts fehlt. Sie bietet Sicherheit und Trost. Sie stellt sich
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