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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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überreicht hatten.
    »Wir müssen Hilfe anfordern«, sorgte sich die Frau des Lehrers.
    »Wer weiß, ob es nicht schon zu spät ist?«, sagte der Lehrer, während er das oberste Heft durchblätterte.
    »Ich rufe die Polizei an«, beschloss die Frau des Lehrers und ging.
    »Wir waren auf einer Hubschraubervorführung mit unserem Lehrer. Erst brummte er ganz laut, und dann flog er mit dem Hinterteil voran in die Luft«, las der Lehrer aus Mikas Aufsatzheft vor.
    Wir klatschten Beifall, denn das hatte Mika schön geschrieben. Und mitten in unserem Klatschen fing der Akkordeonkoffer des Lehrers an zu weinen.

Noch mehr gruselige Geschichten

    Wir hätten natürlich alle nicht gedacht, dass das Kind zum Schlafen in den Akkordeonkoffer gekrochen war. Es musste passiert sein, als die Frau des Lehrers das Wasser holen ging, das sie ihm über den Kopf gegossen hatte.
    Wir hätten auch nicht gedacht, dass die Polizei so schnell kommen würde und auch noch die Feuerwehr mitbringen, obwohl die gar niemand gerufen hatte.
    »Ihr Anruf kam später als sonst«, sagte der Oberpolizist zu unserem Lehrer.
    »Nein, ihr wart nur schneller«, sagte unser Lehrer zu dem Oberpolizisten.
    »Sämtliche Einheiten waren in Alarmbereitschaft, seit wir wussten, dass die Nacht, die wir nicht bei ihrem Namen nennen wollen, doch stattfindet«, erklärte der Oberpolizist. Es war derselbe, den wir schon auf dem Marktplatz getroffen hatten, als der Lehrer vor dem Kiosk das Lied von dem Pechvogel sang.
    »Wo brennt’s denn diesmal?«, fragte der Oberfeuerwehrmann. Es war derselbe, der den Lehrer im vergangenen Frühling vom Baum auf dem Schulhof heruntergeholt hatte. 3
    »Noch nirgendwo«, sagte der Lehrer. »Der Schulhofbrand findet heute ausnahmsweise etwas später statt.«
    Die Frau des Lehrers sagte nichts. Sie umarmte und küsste nur Anna, die nach ihrem Schläfchen im Akkordeonkoffer wach und gut gelaunt aussah.
    Wir hingegen fragten uns, wo der Rambo steckte. Wir hatten ihn, seit wir das Lehrerzimmer verlassen hatten, nicht mehr gesehen. Das Letzte, was wir von ihm gehört hatten, war, dass er jedem eins auf den Rüssel zirkeln würde, der über Pekkas Babyfotos lachte.
    Gerade, als wir dem Lehrer sagen wollten, dass der Rambo fehlte, ging das Licht aus.
    »Aha«, sagte der Oberpolizist. »Dann bleiben wir jetzt mal gaaanz ruhig und geraten nicht in Panik! Alle Geschichten, die man sich von einem blutigen Polizisten hier in der Schule erzählt, sind nämlich reine Hirngespinste.«
    »Die man sich von wem erzählt?«, fragte die besorgte Stimme des Oberfeuerwehrmanns aus dem Dunkeln.
    Da erzählte der Oberpolizist die Geschichte, und komischerweise war es genau dieselbe, die der Lehrer erzählt hatte, nur dass diesmal der blutige Polizist die Regeln für die Schulnacht aufgestellt hatte. Als der Oberpolizist die Geschichte zu Ende erzählt hatte, war es totenstill, bis dem Oberfeuerwehrmann die Geschichte von dem blutigen Feuerwehrmann einfiel, der angeblich immer in den Schulnächten herumspukte.
    Wir fanden es verblüffend, wie viele Gespenster in eine einzige Schule passten.
    Der Lehrer, der Oberpolizist und der Oberfeuerwehrmann wollten sich gerade auf die Suche nach dem Sicherungskasten machen, als plötzlich ein blutiges Gespenst bei der Tür auftauchte. Keiner hätte auf Anhieb sagen können, ob es sich um eine Direktorin, einen Polizisten oder einen Feuerwehrmann handelte, aber alle fanden das Gespenst ganz schrecklich gruselig, wie es fast lautlos und von einem fahlen Licht umgeben auf uns zuschwebte.

    »Stehen bleiben, oder ich komme mit dem Knüppel!«, rief der Oberpolizist.
    »Stehen bleiben, oder ich komme mit dem Schlauch!«, rief der Oberfeuerwehrmann.
    »Stehen bleiben, oder es gibt Nachsitzen!«, rief der Lehrer.
    »Lass mich los, oder ich dusch dir eine auf den Zinken!«, sagte eine vertraute Stimme.
    »Den hier hab ich beim Sicherungskasten gefunden«, sagte der Hausmeister und leuchtete den Rambo mit der Taschenlampe an. Jetzt sahen wir, dass er ihn mit einem festen Griff beim Nacken hatte.
    Trotzdem fanden wir alle, dass der Rambo toll aussah. Er hatte sich in die weiße Schürze der Köchin gewickelt, sein Gesicht war voller Ketchup, und in seinem Mund glänzte das schwarzgelbe Aufziehgebiss. Wir klatschten Beifall, sogar die Polizisten und die Feuerwehrleute.

Die Nacht, die wir nicht bei ihrem
Namen nennen

    Wir fanden es alle nett, dass die Polizei, die Feuerwehr und der Hausmeister uns für den Rest der Schulnacht
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