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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wieder alle Perlen drauf, und irgendwo dazwischen sah man einen festen Knoten. Dass der Lehrer den mit seinen zittrigen Fingern hingekriegt hatte, überraschte uns beinahe so sehr wie sein entsetzter Blick, als er mit dem Bändchen am Türgriff hängen blieb. Wir halfen ihm natürlich wieder alle und sammelten die Perlen ein. Der Lehrer legte sie zurück in das Schächtelchen, wo schon die zwei halben grünen Perlen lagen. Dabei lächelte er die ganze Zeit. Ich glaube, er freute sich, dass er am nächsten Tag wieder was aufzufädeln hatte.
    Wir fanden das neue Fach alle sehr spannend und überlegten uns auch gleich einen Namen dafür. »So-ein-Pech-aber-auch« fanden wir am passendsten.

Die Einladung

    Es war der Anfang der zweiten Stunde am zweiten Schultag, und der Lehrer zählte wieder die Perlen an dem Lederbändchen. Er hatte es in der ersten Stunde repariert, während wir auf dem Schulhof seine Brieftasche suchten. Komisch, dass er dachte, er hätte seine Brieftasche auf dem Schulhof verloren, obwohl sie doch die ganze Zeit vor ihm auf seinem Lehrertisch lag.
    Auf dem Tisch lag auch ein Brief.
    »Ich glaube, der Lehrer wird wieder erpresst«, flüsterte Hanna.
    »Ich glaube, der Lehrer ist verliebt«, flüsterte Tiina.
    »Quatsch! Der Lehrer kann gar nicht verliebt sein, er ist schließlich verheiratet«, flüsterte ich. Tiina muss man einfach alles erklären.
    Dann hatten wir leider keine Zeit mehr, uns über den Brief zu streiten, weil der Lehrer ihn nämlich öffnete und vorlas.
    »Liebe Schüler!
    Die Stadt veranstaltet auch in diesem Jahr eine Schülerolympiade, zu der auch eure Schule herzlich eingeladen ist. Jede Schule stellt zwei Schüler, die ihre Schule im fairen sportlichen Wettstreit vertreten. Die Schülerolympiade findet in zwei Wochen statt.«
    Der Lehrer steckte den Brief in den Umschlag zurück und seufzte. Dann schob er zwei rote Perlen und eine weiße an dem frisch verknoteten Lederbändchen entlang.
    »Schön«, sagte er. »Wer meldet sich freiwillig für die Schulausscheidung?«
    Wir meldeten uns natürlich alle, außer Pekka, der sich nie mehr melden wollte, seit er wusste, dass wir dafür, dass wir in die zweite Klasse gingen, kein Geld bekamen.
    »Dann müssen wir losen«, sagte der Lehrer, als er die vielen in die Luft gereckten Arme sah.
    Er schrieb unsere Namen auf kleine Zettel und steckte sie in das Schächtelchen, in dem er seine Perlen aufbewahrte, wenn sie nicht gerade an dem Lederbändchen hingen, so wie jetzt.
    Mika durfte die Glücksfee sein. Er kniff die Augen zu und nahm zwei Zettel aus der Schachtel.
    »Timo«, las der Lehrer vor, was auf dem ersten Zettel stand.
    »Ich hab’s gewusst«, sagte Timo.
    »Pekka«, las der Lehrer vor, was auf dem zweiten Zettel stand.
    »Ich hab’s gewusst«, brummte Pekka. »Dabei hab ich mich nicht mal gemeldet.«
    Der Lehrer schob fünf Perlen an dem Lederbändchen entlang, Timo warf jubelnd die Hände in die Luft, und Pekka war sauer.
    »Halt, Moment!«, rief der Lehrer plötzlich. »In der Einladung stand doch, dass es ein Junge und ein Mädchen sein müssen.«
    Keiner von uns konnte sich erinnern, dass so was in dem Brief gestanden hatte, aber der Lehrer war sich ganz sicher. Schade war nur, dass wir es nicht selber nachlesen konnten, denn komischerweise war der Brief auf einmal verschwunden. Also mussten wir noch mal losen. Und diesmal durfte der Lehrer selbst die Glücksfee sein.
    Er mischte die Zettel sehr sorgfältig, bevor er wieder zwei aus dem Schächtelchen nahm.
    »Tiina«, las er vor, was auf dem ersten Zettel stand.
    Dann schaute er erst den zweiten Zettel an, dann uns und dann Pekka, der immer noch sauer war.
    »Es ist wie verhext«, sagte der Lehrer.
    »Mit Mädchen will ich schon mal gar nicht«, brummte Pekka, und der Lehrer schob acht Perlen an dem Lederbändchen entlang, bevor er wieder etwas sagte.
    »Hört zu«, sagte er schließlich, »ich hab’s mir überlegt. Man kann nicht durch das Los bestimmen, wer an einer Schülerolympiade teilnimmt. Das wäre nicht fair. Bei einer Schülerolympiade müssen die Geschicktesten und Klügsten antreten und sonst niemand.«
    Dann zerriss er das Perlenbändchen. Diesmal mit voller Absicht! Das wunderte uns ein bisschen, aber dann fing er an, die Perlen in der Klasse auszuteilen.
    »Aufgepasst!«, sagte er. »Ihr versucht jetzt der Reihe nach, den Papierkorb zu treffen.«
    Da verstanden wir.
    Ich bekam eine rote Perle. Mika bekam eine gelbe und fing an zu weinen, weil er lieber
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