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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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zersprungen.
    »Ich muss ihn reparieren«, sagte Pekka und klopfte mit seinem kleinen Schraubenschlüssel darauf.
    Pekka sah traurig aus. Ich hätte ihn gerne auf die Wange geküsst, aber er war im Kussstreik. Außerdem fand Pekka Küssen doof.
    Pekka war so bestimmt in seinen Ansichten!
    Wir begannen mit den Gedichten, und ich fand es sehr romantisch. Wir zwei ganz allein, und wir sagten uns gegenseitig Gedichte auf. Ich sah Pekka tief in die Augen, und er begann:
    »Die Ziege läuft den Berg hinauf
    und wackelt mit dem Bärtchen.
    Da springt ein kleiner Schneider auf,
    denkt, es wär ein Pferdchen.«
    Ich fand es ein gutes Gedicht, obwohl es mir ein bisschen zu wenig romantisch war.
    »Es ist das Einzige, das ich auswendig kann«, sagte Pekka.
    »Vielleicht müsste man ein bisschen was mit Liebe dazudichten. In Gedichten geht es oft um Liebe«, schlug ich vor.
    »Moment«, sagte Pekka ...
    »Die Ziege läuft den Berg hinauf
    und wackelt mit dem Bärtchen.
    Da taucht auf einmal Batman auf,
    knutscht ein kleines Pferdchen.«
    So fand ich es schon viel besser.
    Als Nächstes trainierten wir Kochen. Pekka schlug vor, dass wir Cornflakes zubereiteten. Das war eine gute Idee. Ich schüttete Cornflakes in eine Schüssel, und Pekka brachte eine Tüte Milch. Nachdem wir die meiste Milch vom Tisch und vom Boden aufgewischt hatten, goss ich den Rest aus der Tüte zu den Cornflakes, und das Essen war fertig.
    »Lecker«, sagte ich.
    »Genau richtig knusprig«, sagte Pekka anerkennend.
    »Das Aroma der Milch schmeckt angenehm heraus«, bemerkte ich.
    »Vielleicht ein Hauch zu wenig Zucker?«, fragte Pekka.
    »Könnte gut sein«, sagte ich, und wir gaben jeder acht Löffel voll dazu.
    »Glaubst du, wir gewinnen?«, fragte Pekka mit vollem Mund.
    »Bestimmt«, versicherte ich und gab noch einen Löffel Zucker dazu.
    Wir waren bereit.

Der Wettkampf,
erster Teil

    Wir waren aufgeregt, aber am aufgeregtesten war unser Lehrer, der nervös an dem Bändchen mit den vier Perlen herumfummelte, die er inzwischen wieder aufgefädelt hatte. Der Lehrer, die Direktorin und alle Schüler unserer Schule waren ins Sportstadion gekommen, um uns anzufeuern. Die erste Disziplin war Sackhüpfen.
    Es waren noch mindestens tausend Schüler von anderen Schulen da. Überall wehten Fahnen, und von überallher hörte man Anfeuerungsrufe.
    »Pekka, du schaffst es!«, riefen die Jungen aus unserer Klasse.
    »Ella, du schaffst es!«, riefen die Mädchen aus unserer Klasse.
    Die Wettkampfteilnehmer standen in einer Reihe an der Startlinie. Pekka und ich stiegen in den Sack, in dem wir zusammen hüpfen sollten.
    »Hohe Sprünge!«, flüsterte der Lehrer.
    »Niedrige Sprünge!«, flüsterte die Direktorin.
    »Haltet den Sack gut fest!«, riet der Lehrer.
    »Haltet den Sack schön locker!«, riet die Direktorin.
    »So nicht!«, sagte der Lehrer.
    »So schon gar nicht!«, sagte die Direktorin.
    »Ich zeig’s euch«, sagte der Lehrer und hob Pekka aus dem Sack.
    »Nein, ich zeig’s euch«, sagte die Direktorin, hob mich aus dem Sack und kletterte mit dem Lehrer hinein.
    Genau da ertönte der Startschuss. Der Lehrer und die Direktorin hüpften, was das Zeug hielt, und wir alle feuerten sie natürlich an.
    Alle außer Pekka.
    »Ich mach bei überhaupt gar nichts mehr mit, wenn die jetzt meine Million gewinnen«, sagte er sauer.
    Der Lehrer machte hohe Sprünge und die Direktorin niedrige. Die Erde bebte unter ihnen. Und das Publikum jubelte. Wir jubelten auch.
    Schade war nur, dass der Lehrer und die Direktorin in entgegengesetzte Richtungen hüpften. So bewegten sie sich nämlich nicht vom Fleck. Erst als der Sack in der Mitte auseinanderriss und sie beide auf die Nase fielen.
    Zum Glück passierte ihnen nichts wirklich Schlimmes. Die Schulkrankenschwester sagte, ein paar Wochen, dann wäre der Knöchel der Direktorin wieder heil. Und unser Lehrer freute sich, dass wir wenigstens eine von seinen Perlen wiederfanden und sogar das Lederbändchen, das beim Hüpfen abgerissen war.
    So konnten sie es beide verschmerzen, dass sie wegen falschem Hüpfen disqualifiziert worden waren.
    Schade war nur, dass Pekka und ich nicht mehr hüpfen durften, denn das Sackhüpfen fand natürlich nur einmal statt. Zum Glück waren noch zwei Disziplinen übrig.
    »Glaubst du, wir können noch gewinnen?«, fragte Pekka.
    »Bestimmt«, sagte ich und hätte Pekka umarmt, wenn er nicht gerade im Umarmungsstreik gewesen wäre.
    Pekka war immer so konsequent!

Der Wettkampf,
zweiter
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