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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ausgemacht hatten.
    »Ich brauche eine Million,
    ich muss was reparieren.
    Ich brauche eine Million,
    das müsst ihr doch kapieren.
    Der Bilderrahmen ging entzwei,
    Mama zog bei uns aus.
    Mach ich den Bilderrahmen heil,
    kommt sie zurück nach Haus.
    Mama, Papa und ihr Kind
    auf dem Bild zusammen sind.
    Dass es jetzt nicht mehr so ist,
    ist ein riesengroßer Mist.«
    Als Pekka fertig war, blieb es erst mucksmäuschenstill. Dann war ein leises Schniefen zu hören. Es kam von dort, wo der Lehrer und die Direktorin saßen. Und plötzlich brach der Beifall los und wollte überhaupt kein Ende nehmen. Pekka und ich standen die ganze Zeit auf der Bühne. Ich nahm Pekkas Hand, und er war nicht mehr im Händchenhaltestreik.
    Pekka war so glücklich.

Das Familienfoto

    Wir gewannen den Wettkampf nicht, aber wir bekamen trotzdem einen Preis. Oder eigentlich bekam ihn Pekka. Er bekam einen Preis für das rührendste Gedicht. Der Preis war keine Million. Er bekam überhaupt kein Geld, nur eine gerahmte Urkunde, auf der sein Gedicht gelobt wurde, aber Pekka war trotzdem zufrieden.
    »Genau derselbe Rahmen wie der kaputte zu Hause«, stellte er fest und nahm die Urkunde heraus.
    Ich war auch zufrieden, denn er gab die Urkunde mir, und ich durfte sie behalten. Dazu gab der Lehrer mir sein Lederbändchen, und es war schön, obwohl keine einzige Perle mehr daran hing.
    Der Lehrer schüttelte uns beiden die Hand.
    »Gut gemacht«, sagte er. »Ich bin stolz auf euch.«
    »Gut gemacht«, sagte auch die Direktorin.
    Wir beide fühlten uns schrecklich gut.
    Dann waren alle sehr verwundert, als die Direktorin mitteilte, sie würde zu Pekka und seinem Vater zurückziehen. Und noch verwunderter waren wir, als Pekka die Direktorin umarmte und sie »Mama« nannte.
    »Heiratet ihr jetzt wirklich, Pekka und du?«, fragte mich Hanna.
    »Würdest du den Sohn der Direktorin heiraten?«, fragte ich zurück.

Der Rambo

Der neue Schüler

    Unser Lehrer war eigentlich immer sehr nett, aber dann kam der Rambo in unsere Klasse. Er kam einfach so, ohne dass uns jemand gewarnt hätte. Seitdem ist nichts mehr wie früher, auch unser Lehrer nicht.
    Eigentlich heißt er Pertti Ryhänen, aber wir nennen ihn den Rambo. Allerdings nur, wenn er nicht in der Nähe ist. Wenn er in der Nähe ist, sagen wir lieber gar nichts, sonst haut er nämlich zu. Der Rambo haut dauernd irgendwen. Wir sind schon alle voller blauer Flecken, nur Pekka nicht. Wir finden das alle komisch, aber so ist es. Pekka haut der Rambo nie.
    Pekka ist jetzt übrigens mein Exfreund. Wenn er mir nicht verheimlicht hätte, dass seine Mutter die Direktorin unserer Schule ist, wären wir vielleicht schon so gut wie verlobt. Aber so nicht! Kerle, die mir was verheimlichen, können mir gestohlen bleiben.
    »Wisst ihr was?«, fragte Timo neulich in der Pause.
    Wir hatten uns wieder mal in der Rosenhecke neben dem großen Eingangstor zum Schulhof vor dem Rambo versteckt. Bis jetzt hatte er das Versteck noch nicht gefunden, aber wir machten uns schon Sorgen, was im Winter sein würde. Als Versteck taugt eine Rosenhecke ohne Blätter ungefähr so gut wie ein Schrank ohne Tür. Allerdings wäre auch ein Schrank ohne Tür tausendmal gemütlicher gewesen als die dornige Rosenhecke. Egal. Ein paar Kratzer waren immer noch besser als blaue Flecken, fanden wir.
    »Ich glaube, dass der Rambo gar kein neuer Schüler ist«, fuhr Timo fort.
    Timo ist bekanntlich unser Klassengenie und weiß Sachen, von denen unsereins keine Ahnung hat. Aber was er damit sagen wollte, verstand ich beim besten Willen nicht.
    »Und wieso nicht?«, fragte ich.
    »Weil er überhaupt kein Schüler ist«, sagte Timo und lächelte, als hätte er es mit lauter Dödeln zu tun.
    »Und was ist er sonst?«, fragte Pekka.
    »Das wissen doch alle«, sagte ich und versuchte, genauso schlaubergermäßig zu lächeln wie Timo. »Der Rambo ist in Wirklichkeit ein geschrumpfter Professor, der das gute Klima an unserer Schule untersucht.«
    »Das hab ich nicht gesagt«, sagte Timo unbeeindruckt.
    »Genau genommen hast du noch gar nichts gesagt«, moserte Hanna, die sich unter einen besonders dornigen Ast ducken musste.
    »Ich hab zufällig gehört, wie der Lehrer und die Direktorin über den Rambo geredet haben«, fuhr Timo fort.
    »Ich hab mal gehört, wie meine Mutter mit dem Weihnachtsmann geredet hat, und das Komische war, dass er da noch genau die Stimme meines Vaters hatte«, unterbrach ihn Pekka.
    »Kann dem bitte jemand sagen, dass er still
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