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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Gesellschaft leisten wollten.
    »Dann brauchen wir wenigstens nicht die ganze Nacht hin- und herzufahren«, erklärte der Oberfeuerwehrmann dem Lehrer.
    Zuerst spielten wir Verstecken und aßen Bonbons. Das heißt, wir aßen Bonbons, während der Lehrer, die Polizisten, die Feuerwehrleute und der Hausmeister Verstecken spielten. Wir fanden Verstecken ein ziemlich altmodisches Spiel, aber die Erwachsenen schienen trotzdem großen Spaß daran zu haben, vor allem die Feuerwehrleute, als sie den Hausmeister aus der Turnmatte rollten, in die er sich eingerollt hatte.
    Hanna und Mika wurde schlecht von den Bonbons. Erst musste sich Hanna übergeben, dann Mika.
    »War das jetzt auch schon die Nachtdisco?«, fragte Pekka.
    Wir fanden, Mika hatte sich viel schöner übergeben als Hanna, aber das konnte auch daran liegen, dass Hanna sich in die Birkenfeige neben dem Lehrertisch übergeben hatte, wo man das meiste gar nicht sehen konnte. Von Mika konnte man das meiste sehen, weil es im Akkordeonkoffer gelandet war. Zum Glück lag das Kind des Lehrers nicht mehr drin. Das Kind des Lehrers saß im Schoß des Oberpolizisten und hörte zu, wie er immer neue Geschichten vom blutigen Polizisten erfand.
    Nach dem Versteckspielen und den Bonbons waren die Würstchen an der Reihe. Wir fanden das Würstchengrillen spannend, obwohl unser Lagerfeuer auf dem Schulhof lange nicht brennen wollte. Es brannte nicht mal, als die gesamte Feuerwehr es anzuzünden versuchte. Zum Glück hatte der Lehrer eine Idee.
    »Pekka, ich geh mehr Brennmaterial holen«, sagte er. »Pass du so lange auf meine Streichhölzer auf, aber spiel auf keinen Fall damit herum!«
    Als der Lehrer zurückkam, brannte das Lagerfeuer endlich, aber leider auch die große Mülltonne gleich daneben. Erst als die Feuerwehr den Mülltonnenbrand gelöscht hatte, durften wir unsere Würstchen über dem Lagerfeuer grillen. Schade war nur, dass keiner von uns mehr welche essen konnte. Wir hatten alle so schrecklich viele Bonbons gegessen. Zum Glück waren der Lehrer, die Feuerwehrleute, der Hausmeister und die Polizisten vom Versteckspielen und Feuerlöschen hungrig geworden und aßen alle gerne Würstchen. So war es doch gut, dass Timo gleich acht Päckchen mitgebracht hatte. Und wir alle hatten irgendwie ein sicheres Gefühl beim Würstchengrillen, wo ein ganzer Feuerwehrzug samt Löschfahrzeug und Drehleiter dabei war.
    In der Nachtdisco bat ich dann den Rambo um einen Tanz. Zum Glück hatte ich mit seiner Antwort gerechnet und wich ihr aus. Die Frau des Lehrers forderte den Oberpolizisten zum Tanz auf, und er versuchte ihr überhaupt nicht auf die Nase zu hauen, sondern kam, ohne zu meckern, mit. Als wir Mädchen das sahen, holten wir die anderen Polizisten und die Feuerwehrleute auf die Tanzfläche, und sie kamen auch ohne zu meckern. Der Hausmeister tanzte mit dem Kind des Lehrers auf dem Arm, und nur die Jungen tanzten nicht. Stattdessen sangen sie mit dem Lehrer das Pechvogellied, dessen Text sie inzwischen auswendig konnten. Zum Tanzen war das Lied gar nicht so schlecht.
    Am Ende gingen wir viel zu früh schlafen, wie wir fanden, und nur der Lehrer fand, es sei viel zu spät. Am längsten war das Kind des Lehrers wach, das seit seinem Schläfchen unheimlich munter war. Aber das machte nichts, denn der Lehrer war auch lange wach. Er korrigierte unsere Aufsätze aus dem letzten Jahr. Das wussten wir, weil wir sein meckerndes Lachen bis in unsere Schlafsäcke hören konnten.
    »Liebling, davon bekommt man ja Gänsehaut«, hörten wir die Frau des Lehrers sagen.
    Das stimmte. Wir fanden auch, dass das Lachen des Lehrers gespenstisch klang. Andererseits konnte auf dem harten Fußboden sowieso niemand richtig schlafen. Wir hatten Alpträume, und manche fürchteten sich im Dunkeln. Schließlich rief der Lehrer erst Mikas und Heidis Eltern und dann die des Rambos an, sie möchten bitte ihre Kinder abholen.
    Wir anderen schlichen uns nach und nach in das Klassenzimmer der 3A, wo der Lehrer und seine Frau mit ihrem Kind schliefen, und legten uns für den Rest der Nacht zwischen sie. Genau das taten auch die Polizisten, die Feuerwehrleute und der Hausmeister, die sagten, sie kämen nur, um sicherzustellen, dass uns keine blutigen Direktorinnen, Polizisten oder Feuerwehrmänner aus dem Schlaf aufschreckten.
    Als es dann endlich Morgen war, wachten wir alle entsetzlich schlecht gelaunt auf und schworen uns, dass dies bestimmt die letzte Schulnacht unseres Lebens gewesen sei.
    Wir fanden
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