Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
versuche, seinen Schlafsack ins Zimmer zu bringen. Außer natürlich Pekka, dem der Rambo nie was auf den Riecher klopfen würde, wahrscheinlich weil sie vom selben Planeten stammen.
    »Du schläfst auf deinem Heimatplaneten, wenn du dich nicht benimmst!«, sagte der Lehrer zu dem Rambo.
    »Liebling, beruhige dich doch!«, rief die Frau des Lehrers aus dem Klassenzimmer der 3A gleich nebenan, in dem sie gerade Betten für sich, den Lehrer und ihr Kind machte.
    Alle Mädchen fanden das Kind des Lehrers unheimlich niedlich. Es war ein bisschen älter als ein halbes Jahr und hieß Anna. Wir Mädchen fanden den Namen auch alle sehr niedlich.
    Die Jungen fanden, dass das Kind einen schrecklichen Schrumpelkopf hatte und dass Anna ein unglaublich dämlicher Name war. Ich finde, dass Jungen manchmal selber unglaublich dämliche Schrumpelköpfe sind.
    Als die Jungen endlich auch ihre Schlafsäcke ausgelegt hatten, versammelten wir uns in der Turnhalle, damit uns der Lehrer die Regeln und den Stundenplan für die Schulnacht bekanntgeben konnte. Die Regeln waren einfach, und es gab auch nicht viele.
    »Regel Nummer eins: Alle, die gegen die Regeln verstoßen, werden bei Sonnenaufgang aus dem Schulhaus geschmissen«, erklärte der Lehrer.
    »Liebling, versuch doch bitte, ein bisschen nett zu sein«, sagte die Frau des Lehrers.
    »Regel Nummer zwei: Alles ist verboten«, fuhr der Lehrer fort.
    »Aber Herr Lehrer ...«, sagte Hanna.
    »Auch das ist verboten!«, unterbrach sie der Lehrer. »Wenn wir uns alle an diese wenigen Regeln halten, wird es zu unser aller Vorteil sein, und ich bin mir sicher, dass wir eine schöne Schulnacht miteinander haben werden.«
    Der Lehrer hatte uns wieder einen richtigen Vortrag über die Schulnacht gehalten, und wir waren wieder erst ganz sprachlos.
    Dann sagte Pekka: »Ich find’s toll, dass es nur so wenig Regeln gibt.«
    »Setzt euch!«, sagte der Lehrer.
    Wir setzten uns auf den Boden und sagten nichts, weil das wahrscheinlich auch verboten war.
    »Womit wir beim Programm für unsere Schulnacht wären«, sagte der Lehrer, aber dann musste er schnell noch mal weg, weil er etwas vergessen hatte.
    Auf das Programm waren wir alle schrecklich gespannt.
    »Ich freu mich aufs Würstchengrillen«, sagte Timo.
    »Und ich mich aufs Bonbonessen«, sagte Hanna.
    »Ich mich aufs Boxen«, sagte der Rambo.
    »Und ich mich auf die Nachtdisco«, seufzte Tiina.
    »Uarrrgh!«, riefen die Jungen im Chor.
    »Wir beginnen mit einem Lied«, verkündete der Lehrer, der mit dem Akkordeon vor dem Bauch zurückgekommen war.
    »Das hier kennt ihr wahrscheinlich schon«, vermutete er, während er die ersten Takte des Lieds von dem Pechvogel spielte.
    »Anna fürchtet sich ein bisschen«, sagte die Frau des Lehrers und verließ mit dem Kind die Halle.
    Es stellte sich heraus, dass der Lehrer überhaupt nur das eine Lied spielen konnte. Nachdem er es uns ungefähr sechzehnmal gespielt hatte, kam seine Frau zurück, und es war sehr komisch, wie sie ihm erst ein Glas Wasser über den Kopf goss und ihm dann das Akkordeon wegnahm.
    »Anna schläft nämlich«, sagte sie, als sie wieder ging.
    »Und ihr geht euch jetzt auch alle waschen!«, sagte der Lehrer. »Ich hab’s ja schon hinter mir. – Waschen, Zähneputzen, und dann ab in die Schlafsäcke!«
    Das fanden wir ein bisschen übertrieben. Schließlich war es erst sieben Uhr, und keiner von uns war müde.
    »Und was ist mit den Würstchen?«, fragte Timo, der acht Päckchen davon mitgebracht hatte.
    »Die grillt ihr morgen zu Hause«, sagte der Lehrer.
    »Und die Bonbons?«, fragte Hanna, die mindestens sechs große Tüten davon mitgebracht hatte.
    »Die esst ihr auch zu Hause«, sagte der Lehrer.
    »Und was ist mit der Nachtdisco?«, fragte Tiina.
    »Disco hatten wir doch gerade eben«, sagte der Lehrer.
    »Wo?«, fragte Pekka.
    »Und wo bleibt die Gute-Nacht-Geschichte?«, fragte zu unser aller Überraschung der Rambo.
    »Stimmt, die fehlt noch. Gut, dass du mich daran erinnerst«, bedankte sich der Lehrer.
    Dann machte er das Licht in der Turnhalle aus, ging noch schnell seinen Akkordeonkoffer holen und setzte sich darauf.
    »Es war einmal eine blutige Direktorin, die pflegte in einer euch wohlbekannten Schule ausgerechnet in Schulnächten herumzuspuken«, begann der Lehrer.
    Und dann erzählte er uns eine ganz schön gruselige Geschichte, in der nach unserer Meinung überraschend viel Blut und rollende Köpfe vorkamen. Auch dass die Schule, in der es so grausam spukte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher