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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wie er vor Schreck das Seil loslässt, kommt der Korb ohne Boden auch wieder runtergesaust, dann denkt man das war’s, aber es geht immer noch weiter, und der Mann ist ein richtiger Pechvogel, das muss man schon sagen.
    »Das singe ich jetzt jedes Mal, wenn jemand die Schulnacht auch nur erwähnt«, sagte der Lehrer, und weil wir das lange Lied nicht noch mal hören wollten, waren wir lieber still.
    Außer Pekka, der gerade aufgewacht war.
    »Und wann machen wir jetzt die Schulnacht?«, fragte er.
    »Eher geht die Welt unter«, sagte der Lehrer.
    Das fanden wir noch seltsamer als das Lied. Denn dass man nach dem Weltuntergang keine Schulnacht mehr zu machen brauchte, war natürlich klar. Wenn die Welt untergegangen war, war ja sowieso immer Nacht.
    Den Rest der Stunde hielten wir uns dann die Ohren zu, während der Lehrer das Lied von dem Pechvogel achtmal vom Anfang bis zum Ende sang. Nur Pekka klatschte jedes Mal Beifall.

Die Sammlung

    Als wir am nächsten Morgen in die Schule kamen, wunderten wir uns alle sehr. Der Lehrer stand nämlich auf dem Flur, hielt sich die Ohren zu und sang das Lied von dem Pechvogel für die Direktorin. Pekka stand dabei und klatschte den Takt.
    »Geh sofort in dein Klassenzimmer!«, sagte die Direktorin, als der Lehrer das Lied zu Ende gesungen hatte.
    »Nicht du!«, sagte die Direktorin, als der Lehrer sich auf den Weg machen wollte. Dann gab sie Pekka einen freundschaftlichen Klaps und klopfte dem Lehrer auf die Schulter.
    »Schön, dass du die Nacht, die wir nicht bei ihrem Namen nennen wollen, organisierst!«
    »Die was?«, fragte der Lehrer, als hätte er kein Wort verstanden. Dann holte er tief Luft und legte die Hände auf die Ohren.
    »Guter Versuch«, sagte die Direktorin. »Aber Pekka hat mir zu Hause alles erzählt. Ich finde, du solltest vergangene Schul... äh ... Erfahrungen hinter dir lassen und mit brandneuem ... Verzeihung ... mit neuem Mut einen neuen Vorstoß wagen. Irgendwann muss ja auch bei dir mal was gutgehen. – Gib einfach vorher der Feuerwehr Bescheid«, fügte sie noch hinzu, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand.
    »Wie bitte?«, sagte der Lehrer, der immer noch die Hände auf den Ohren hatte.
    »ICH MACHE KEINE SCHULNACHT!«, schrie er dann so laut über den Flur, dass die Köchin in der Küche so erschrak, dass sie eine ganze Dose Pfeffer in die Würstchensuppe fallen ließ. Danach war alles still. Nur aus dem Zimmer der Direktorin war zu hören, wie sie das Lied von dem Pechvogel sang.
    Der Lehrer wunderte sich nicht schlecht, als er kurz darauf ins Klassenzimmer kam:
    Timo hatte zwölf Tüten leere Flaschen mit in die Schule gebracht, und das konnte man riechen.
    Tiina hatte Papier mitgebracht: die Stromrechnung, die Telefonrechnung, einen Fünf-Euro-Schein und einen Brief, der mit den Worten »Lieber Taneli, mein alter Brummtiger!« begann. Wir wussten natürlich alle, dass Tiinas Vater Taneli heißt, aber dass er ein Tiger sein sollte und dass Tiger brummen, wissen wir erst, seit Tiina uns den spannenden Brief vorgelesen hat.
    Ich hatte Beeren mitgebracht: ein Schälchen Walderdbeeren und ein Schälchen Preiselbeeren. Aber mit dem Verkauf war es dann erst schwierig. Die Walderdbeeren konnte ich niemandem mehr verkaufen, weil Hanna und ich sie gleich aufgegessen hatten, und die Preiselbeeren wollte niemand, weil allen klar war, dass sie noch nicht reif sein konnten, obwohl ich sie sogar gelb angemalt hatte. Rote Farbe hatte ich leider nicht mehr gehabt. Zum Glück hatte Tiina irgendwann Mitleid und kaufte sie mir für die fünf Euro ab, die sie mitgebracht hatte.
    Danach waren wir alle richtig zufrieden: Jetzt hatten wir schon fünf Euro in der Kasse, obwohl die Sammlung für die Schulnacht gerade erst begonnen hatte.
    Mika hatte das Glas mit den gekauten Kaugummis mitgebracht, aber er wollte sie auf gar keinen Fall verkaufen, nicht mal für die fünf Euro, die ich ihm anbot. So blieb es bei den fünf Euro in der Kasse, obwohl wir jetzt schon eine ganze Weile gesammelt hatten. Wir fanden Mika echt stur.
    Timo hatte die Leine von ihrem Hund mitgebracht, aber der Rambo ließ sie sich leider nicht um den Hals binden, also konnte Timo seine neue Idee von dem Leierkastenmann mit einem dressierten Äffchen auch vergessen. Sowieso hätte er gar keinen Leierkasten gehabt, und wenn er einen gehabt hätte, hätte er nicht die Kurbel drehen können, weil der Rambo ihn nämlich mit der Hundeleine an die Heizung gefesselt hatte.
    So langsam begannen wir uns
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