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Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder

Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
Autoren: V.A.
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Planet der Selbstmörder
    (Trouble on kort)
     
William M. Lee
     
     
    Jan Pierson erwachte aus unruhigem Schlaf, öffnete widerstrebend die Augen und sah die wenig reizvolle Metalldecke der Kabine über sich. Das vertraute Schwindelgefühl stellte sich bereits wieder ein, und er wußte, daß es etwa zwei Stunden lang anhalten würde, ohne daß er irgend etwas dagegen unternehmen konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen, bis es Zeit für seine nächste Beruhigungskapsel war.
    Seine Situation war um so bedauernswerter, weil das körperliche Unbehagen durch Selbstvorwürfe vermehrt wurde, mit denen er sich überhäufte. Er verfluchte die Schwäche, die in seinem Fall bewirkte, daß ihm bei jedem Sprung durch den Hyperraum erbärmlich schlecht wurde, während andere Leute sich allmählich an diesen Zustand gewöhnten. Eine junge Frau an Bord war mutig im Aufenthaltsraum geblieben, als die Wirkung ihrer ersten Kapsel nachließ. Sie hatte blaß und krank in einem Sessel gehockt – aber sie hatte nicht aufgegeben und seitdem kein Beruhigungsmittel mehr gebraucht. Sie mußte ihn für einen erbärmlichen Schwächling halten!
    Zwischen Idris und Kort lagen etwas über sieben Lichtjahre, für die das Raumschiff mit Hyperantrieb rund zehneinhalb Tage brauchte. Drei Tage waren bereits vergangen. Jan Pierson war fest entschlossen, auch die restlichen siebeneinhalb zu überleben. Er biß die Zähne zusammen, stemmte sich aus der Koje hoch und stolperte zu dem einzigen Sessel in seiner Kabine.
    Die Kabine war nicht größer als zwei mal drei Meter und enthielt außer der Koje und dem unbequemen Sessel nur einen Kleiderschrank, in dessen linke Tür ein Spiegel eingelassen war. Jan betrachtete sich darin und fand das Spiegelbild deprimierend. Sein Gesicht gefiel ihm schon unter normalen Umständen nicht sonderlich. Es war zu länglich und schmal – keineswegs das typische Gesicht eines Idrianers, sondern mehr der Typ eines durchschnittlichen Terraners. Jan war einsachtzig groß und ziemlich hager; im Augenblick sah er wie eine kranke Nebelkrähe aus.
    Die winzige Kabine entsprach dem Komfort, den Raumfrachter ihren zehn oder zwölf Passagieren zu bieten hatten, und Jan war kaum jemals anders gereist. Die Planeten, die er zu besuchen hatte, waren meistens nicht mit luxuriösen Passagierschiffen zu erreichen. Der Aufenthaltsraum war ebenfalls winzig und wäre überfüllt gewesen, wenn alle Passagiere gleichzeitig auf die Idee gekommen wären, sich dort aufzuhalten. Aber er enthielt wenigstens einige bequeme Sessel, einen Spieltisch und ein Mikrofilm-Lesegerät.
    Dieses Lesegerät hatte Pierson überhaupt dazu bewogen, seine Koje zu verlassen. Er harte noch viel zu lernen, bevor sie Kort erreichten, und er durfte keine Minute Zeit verlieren, solange er sich einigermaßen wohl fühlte. Er schluckte mehrmals trocken, zog seinen Bademantel an und schwankte in den Duschraum, wo er zum Glück allein war. Er behandelte sein Gesicht mit einem Enthaarungsmittel, nahm eine kalte Dusche und fühlte sich wieder lebendig, obwohl er noch weit davon entfernt war, diesen Zustand zu genießen.
    Einige Minuten später betrat er den Aufenthaltsraum und nickte Dr. Carmody zu, der dort allein in einer Ecke saß. Carmody gehörte zu den unsympathischen Passagieren, denen es glänzend ging – und die einem auch noch davon vorschwärmten. Er war offensichtlich bereit, sich mit Jan zu unterhalten, denn er legte sein Buch fort, aber Pierson setzte sich an das Lesegerät und legte einen Mikrofilm ein. Er hatte sich eine Spritze Metrazol als Lernhilfe gegeben und würde sein Schwindelgefühl eine Stunde lang überwinden, bis er die nächste Kapsel nehmen durfte. Erst dann würde er wirklich lernen können.
    Während Pierson vor dem Lesegerät hockte, das nun betriebsbereit war, überlegte er sich, daß der menschliche Fortschritt eigentlich daraus bestand, daß ein Problem durch ein anderes ersetzt wurde. Die Naturwissenschaftler hatten behauptet, der Hyperantrieb werde ohne jegliche Verzögerung funktionieren, aber die Wirklichkeit sah anders aus. Das Raumschiff bewegte sich unablässig zwischen dem Normalraum und dem Hyperraum hin und her, und diese Übergänge – etwa tausend pro Sekunde – kosteten Zeit, vernichteten Energie und machten einen raumkrank. Dagegen halfen nicht einmal die Beruhigungskapseln; ihre Dosierung hing vom Körpergewicht des Betreffenden ab, und in dieser Beziehung war Pierson offensichtlich
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