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Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder

Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
Autoren: V.A.
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weil ich nicht weiß, was die neuen Löcher bedeuten. Er benützte ein Mikrowerkzeug, um einige Löcher in unmittelbarer Nähe des Abtastkopfes in das Band zu stechen.
    »Ich bin gespannt, ob du auch etwas sehen wirst«, sagte er zu Sarah. »Vielleicht taucht etwas auf; aber du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Oh ...«, antwortete Sarah nur.
    Poole sah auf seine Armbanduhr. Die erste Minute verstrich; die zweite; die dritte. Und dann ...
    In der Mitte des Raums erschienen fünfzehn oder zwanzig Wildenten. Sie quakten aufgeregt, watschelten über den Teppich und versuchten davonzufliegen, weil ihr Instinkt sie vor diesem geschlossenen Raum warnte. Aber sie konnten nicht hinaus.
    »Enten«, stellte Poole bewundernd fest. »Ich habe lauter Enten hergezaubert.«
    Dann erschien etwas anderes: eine Parkbank mit einem zerlumpten alten Mann, der eine Zeitung las. Er sah auf, lächelte Poole freundlich zu, senkte den Kopf und las weiter.
    »Siehst du ihn?« fragte Poole Sarah. »Hast du die Enten gesehen?« In diesem Augenblick verschwand auch der Alte; die Löcher waren über den Abtastkopf hinweggeglitten.
    »Das war alles nicht wirklich«, behauptete Sarah. »Wie kann ich also ...«
    »Du bist auch unwirklich«, erklärte er ihr. »Du bist ein Stimulusfaktor auf meinem Wirklichkeitsband. Glaubst du, daß du auch auf anderen Bändern oder gar in einer objektiven Wirklichkeit existierst?« Das konnte er nicht beurteilen. Vielleicht wußte Sarah es selbst nicht. Vielleicht existierte sie auf tausend verschiedenen Bändern; unter Umständen sogar auf allen, die je hergestellt worden waren. »Wenn ich mein Band durchschneide, bist du überall und nirgends – wie alles andere im Universum, soweit ich es sehe.«
    »Ich bin real«, behauptete Sarah.
    »Ich möchte dich ganz kennenlernen«, erwiderte Poole. »Dazu muß ich das Band durchschneiden. Wenn ich es jetzt nicht tue, entschließe ich mich später dazu. Warum also nicht gleich?« Außerdem besteht immer die Möglichkeit, daß Danceman meine Eigentümer gewarnt hat, die mich daran hindern würden, weil ich sonst ihr Eigentum beschädige – mich.
    »Vielleicht hatte ich doch lieber ins Büro fahren sollen«, meinte Sarah mißmutig.
    »Das kannst du auch jetzt noch«, antwortete er ungerührt.
    »Ich will dich aber nicht alleinlassen«, behauptete sie.
    »Mir geht es glänzend«, sagte Poole.
    »Nein, das stimmt nicht!« widersprach Sarah heftig. »Du willst dich ausschalten; du willst dich selbst umbringen, weil du erfahren hast, daß du nur eine elektrische Ameise und kein richtiger Mensch bist.«
    »Vielleicht«, gab Poole zu. Wahrscheinlich hat sie sogar recht, überlegte er sich.
    »Und ich kann dich nicht davon abhalten«, fuhr sie fort.
    Er nickte schweigend.
    »Aber ich bleibe jedenfalls hier«, entschied Sarah, »auch wenn ich dich nicht davon abhalten kann, Selbstmord zu begehen. Ich möchte später nicht das Gefühl haben, irgend etwas versäumt zu haben, weil ich zu früh gegangen bin. Siehst du das ein?«
    Poole nickte erneut.
    »Fang nur an«, forderte Sarah ihn auf.
    »Ich habe bestimmt keine Schmerzen«, erklärte er ihr, »auch wenn es so aussieht. Denk einfach daran, daß wir organischen Roboter ziemlich unempfindlich sind. Ich werde ...«
    »Erzähl mir nicht weiter davon«, forderte Sarah ihn auf. »Tu einfach, was du vorhast.«
    Poole steckte unbeholfen die Hände in die handschuhartigen Hüllen, unter denen sich die Regler für die Mikrowerkzeuge befanden, und griff nach einem scharfen Skalpell. »Ich zerschneide jetzt ein Band, das in meiner Brust abgespult wird«, erklärte er Sarah, während er auf den Bildschirm des Vergrößerers sah. Seine Hand zitterte, als er das Messer hob. In einer Sekunde kann alles vorbei sein, dachte er. Und ich habe dann noch reichlich Zeit, um die beiden Enden wieder miteinander zu verbinden. Mindestens eine halbe Stunde. Falls ich mir die Sache im letzten Augenblick doch anders überlege.
    Er zerschnitt das Band.
    Sarah starrte ihn an. »Bisher ist nichts geschehen«, flüsterte sie.
    »Wir müssen dreißig oder vierzig Minuten warten«, erklärte er ihr und nahm in einem Sessel Platz. Er merkte, daß seine Stimme zitterte, und ärgerte sich darüber, daß er Sarah Angst eingejagt hatte. »Tut mir leid«, murmelte er, weil er sich bei ihr dafür entschuldigen wollte. »Vielleicht gehst du doch lieber«, fuhr er besorgt fort. Als er aufstand, irritierte Sarah ihn; sie starrte ihn noch immer entsetzt an. »Los, geh
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