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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hielt sechs Finger in die Luft.
    Den Rest der Stunde machten wir Matheaufgaben, während der Lehrer dem Rambo einen Eintrag ins Klassenbuch schrieb. Es war schon unser zweites Klassenbuch, seit der Rambo bei uns war, weil er dauernd solche Einträge bekam. Wenn es so weiterging, brauchten wir bis zum Ende des Schuljahres noch mindestens fünf Klassenbücher. Vielleicht durfte der Rambo die dann ja behalten, als Erinnerung an sein Leben als ganz normaler Schüler an einer ganz normalen Menschenschule. Dann studierten sie wahrscheinlich irgendwann Wissenschaftler eines weit entfernten Planeten, die wissen wollten, wie es in den Schulen auf dem Planeten Erde zuging. Wenn man sich das so überlegte, war es ganz schön mutig von unserem Lehrer, dass er die Eltern des Rambos um ein Treffen bat. Timo spickte nämlich nach der Stunde ins Klassenbuch, und da stand unter dem Eintrag für den Rambo:
    Treffen mit Pertti Ryhänens Eltern, Freitag 14 Uhr.
    Wir waren schrecklich stolz auf unseren Lehrer. Er würde sich ganz allein mit einer ganzen außerirdischen Familie treffen, bewaffnet mit nichts als höchstens einem Zeigestock. Oder hatte er vielleicht eine Geheimwaffe? Jedenfalls bewunderten wir ihn sehr.
    »Hört mal«, sagte er noch, bevor er aus dem Klassenzimmer ging, »die Zweite der Kuusilehto-Grundschule hat uns zu einem Fußballspiel herausgefordert. Nehmen wir die Herausforderung an?«
    Da schrien wir natürlich alle »Hurra!«, und am lautesten schrie der Rambo. Er sah auch wirklich so aus, als würde er sich freuen, und das wunderte uns. Der Rambo freute sich sonst nie über was und schaute auch immer ganz finster. Das Ganze musste eine Falle sein. Wir beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Das Fußballtraining

    In der nächsten Stunde hatten wir Sport, und wir begannen gleich mit dem Fußballtraining. Der Lehrer teilte uns in zwei Mannschaften ein. Mika, Tiina, Timo, Hanna und ich waren in derselben Mannschaft. Pekka war mit dem Rambo in der anderen.
    Der Lehrer erklärte uns die Regeln. Eigentlich musste man nur den Ball ins Tor des Gegners schießen, ganz einfach.
    Der Lehrer legte den Ball auf den Punkt in der Mitte des Spielfelds. »Keiner berührt den Ball, bevor der Anpfiff ertönt!«, erklärte er.
    »Und wie hört sich der an?«, fragte Pekka.
    »Guter Versuch«, sagte der Lehrer. »Aber die Nummer kennen wir schon.« 2
    Im selben Augenblick nahm der Rambo den Ball, klemmte ihn sich unter den Arm und rannte los. Erst rannte er zu Timo und stieß ihn um. Dann stieß er Mika um und anschließend Hanna und anschließend mich, und am Ende hatte er alle aus unserer Mannschaft umgestoßen. Danach stieß er bis auf einen auch noch die eigene Mannschaft um, dann legte er den Ball vor unser Tor und knallte ihn ins Netz. »Tor!«, rief er, »Tor!«, und rannte mit den Händen in der Luft um den Platz.
    »Das Tor zählt nicht«, sagte der Lehrer und pfiff auf seiner Trillerpfeife.
    Wir anderen hatten uns natürlich alle an die Regeln gehalten und brav auf den Pfiff des Lehrers gewartet. Als er jetzt endlich ertönte, rannten wir los und stürzten uns auf den Ball.
    Es muss ziemlich komisch ausgesehen haben, wie wir alle gleichzeitig im Tornetz zappelten. Das heißt, alle außer Pekka, der vor Zorn, dass der Rambo ihn als Einzigen nicht umgestoßen hatte, den Sand aus der Weitsprunggrube kickte. Wer auch fehlte, war der Rambo selbst, der nicht mit uns im Tornetz zappeln konnte, weil der Lehrer ihn am Kragen festhielt. Ich fand Fußball ein ziemlich einfaches Spiel.
    »Ich hab keine Lust mehr«, motzte Pekka, als der Lehrer uns die Fußballregeln noch einmal erklärte.
    Es waren ein paar mehr geworden, und meistens ging es um Sachen, die verboten waren: Man durfte den Ball nicht mit den Händen berühren. Man durfte den Gegner nicht umstoßen. Man durfte den Platzwart nicht Kürbiskopf nennen, auch wenn er einen aus der Weitsprunggrube scheuchte und sein Kopf wirklich wie ein Kürbis aussah. Und auf gar keinen Fall durfte man den Lehrer in den Knöchel beißen, auch wenn er ein Weltklassetor nicht geben wollte.
    »Was meinen Sie, sollte ich mir lieber eine Tetanusimpfung verpassen lassen?«, fragte der Lehrer den Platzwart.
    »Ach was, von dem Biss kriegen Sie höchstens die Tollwut«, tröstete ihn der.
    Nachdem der Platzwart dem Lehrer ein Pflaster auf den verletzten Knöchel geklebt hatte, legte der Lehrer den Ball wieder auf den Punkt in der Spielfeldmitte und pfiff das Spiel an.
    Aber diesmal passierte
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