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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hüpfen.
    Da fiel uns plötzlich allen ein, was Punkt zwei unseres Plans gewesen war: der Angriff. Also griffen wir an.
    Ich stieß den Deckel der Maltruhe auf und wollte heraussteigen. Aber leider kam der Deckel zurück und knallte mir auf den Kopf. Dann hörte ich nur noch, wie das Schloss der Truhe zufiel. Was draußen passierte, erzählten mir später die anderen.
    Timo sprang unter dem Lehrertisch hervor, aber leider blieb er mit der Hose an einem vorstehenden Nagel hängen, und als er vor den Eltern des Rambos auftauchte, hatte er nur noch seine Unterhose an. Da sprang er natürlich unter den Tisch zurück.

    Blieb nur noch Tiina, aber die verhedderte sich im Mantel des Lehrers, als sie aus ihrem Versteck sprang, und rannte wie ein Gespenst blind durchs Klassenzimmer, bis sie an der Wand neben der Tafel zum Stehen kam.
    »Wussten Sie, dass hinter der Landkarte dort ein einbeiniges Kind herumhüpft?«, sagte der Vater des Rambos.
    »Und in der Truhe dort steckt ein Schachtelteufel, der wie ein Mädchen aussieht«, bemerkte die Mutter.
    »Außerdem hockt ein nackter Junge unter Ihrem Tisch«, sagte der Vater.
    »Und ein kopfloses Mädchen neben der Tafel«, sagte die Mutter. Dann stand sie auf und gab dem Lehrer die Hand. »Auf Wiedersehen!«, sagte sie. »Es war schön, Sie kennenzulernen.«
    »Ich bezweifle doch sehr, dass unser Pertti schwieriger sein soll als der Rest Ihrer Meute«, sagte der Vater freundlich lächelnd und streichelte seinem Sohn über den Kopf.
    Im selben Augenblick kam Pekka ins Klassenzimmer gestürmt. Er trug eine schwarze Sonnenbrille, einen schwarzen Hut und eine schwarze Krawatte.
    »Stehen bleiben! Keine Bewegung, oder ich verwandle euch in Gelee!«, schrie er und drohte allen mit seiner großen Wasserpistole.
    Aber der Rambo und seine außerirdischen Eltern dachten gar nicht daran, stehen zu bleiben. Sie gingen seelenruhig in Richtung Tür, und natürlich passierte ihnen überhaupt nichts. Pekka hatte die Wasserpistole nämlich vergessen zu laden.
    Im Vorbeigehen gab der Vater des Rambos Pekka einen freundschaftlichen Klaps auf den Hut.
    »Schön zu sehen, dass es in dieser Klasse noch ein zweites normales Kind gibt«, sagte er.
    »Tschüs, Pekka!«, sagte der Rambo.
    Hinterher fanden wir es alle ungerecht, dass der Lehrer nur Pekka nicht nachsitzen ließ. Aber noch schlimmer war, dass wir nicht wussten, ob wir die Welt nun gerettet hatten oder ob die Lage noch gefährlicher geworden war. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass der Lehrer und Pekka irgendwie einen geheimen Bund mit dem Rambo und seinen Eltern geschlossen hatten.

Die Krise

    In der Rosenhecke herrschte düstere Stimmung, was auch daran lag, dass in der Nacht der erste Frost gekommen war und die Hecke die Hälfte ihrer Blätter verloren hatte. Aber der wichtigere Grund für unsere gedrückte Stimmung war der gemeine Geheimbund an unserer Schule, gegen den wir nichts würden ausrichten können. Das war klar, und wir fanden alles nur noch traurig.
    »Unfassbar, dass der Lehrer mit ihnen unter einer Decke steckt«, grauste es Hanna.
    »Habt ihr gemerkt, wie der Rambo Pekka Tschüs gesagt hat?«, fragte Tiina.
    »Ich hatte Pekka von Anfang an in Verdacht«, sagte ich.
    »Und wenn er dazugehört, gehört bestimmt auch seine Mutter ...«, sagte Timo und musste gar nicht weiterreden, denn wir hatten schon verstanden.
    Daran hatten wir noch gar nicht gedacht. Aber er hatte natürlich recht. Wenn Pekka ein Mitglied des Geheimbunds war, dann war auch seine Mutter in die Sache verwickelt, und das hieß: die Direktorin unserer Schule!
    »Und wenn der Lehrer dazugehört«, sagte Tiina leise, »dann gehört auch seine Frau dazu.«
    »Und wenn die alle dazugehören, dann bestimmt auch die Köchin, der Hausmeister und alle anderen Lehrer.«
    Je länger wir darüber nachdachten, desto sicherer waren wir uns, dass der erwachsene Rest der Schule von irgendwo aus dem Weltall stammte und alle zusammen einen geheimen Bund gegen uns geschlossen hatten. Wir waren die Einzigen, die darüber Bescheid wussten. Eine große Last lag auf unseren Schultern.
    »Aber was ist ihr Ziel?«, wunderte sich Hanna. »Warum haben sie uns nicht schon längst erledigt?«
    »Ich weiß es«, sagte Timo und lächelte ein düsteres, aber wissendes Lächeln.
    Wir sagten nichts, weil wir wussten, dass es dann nur länger gedauert hätte, bis er uns erzählte, was er wusste.
    »Ich hab zufällig gehört, wie der Lehrer sich mit der Direktorin unterhalten hat«, fuhr
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