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Ella in der zweiten Klasse

Ella in der zweiten Klasse

Titel: Ella in der zweiten Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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selber aber war richtig glücklich, und Pekka war es auch. Weil es nämlich keine weiteren Quizfragen gab, hatten wir die Schulausscheidung gewonnen.

Der stellvertretende Direktor

    Wir wunderten uns, als unser Lehrer am nächsten Morgen einen feinen Anzug trug.
    »Ich verlange Respekt«, sagte er. »Ich vertrete die Direktorin, bis die Direktorin wieder gesund ist. Man könnte demnach sagen, ich bin der stellvertretende Direktor«, fuhr er fort.
    Wir hatten natürlich ganz unheimlichen Respekt. Und wir fanden alle, dass der Lehrer sehr elegant aussah. So elegant, dass es nicht mal störte, dass er zwei verschiedene Schuhe trug.
    »Pekka und ich sind so gut wie verheiratet, nicht weitersagen!«, flüsterte ich Hanna zu.
    »Du und Pekka? Hast du sie noch alle?«, fragte Hanna.
    »Pekka ist toll«, sagte ich.
    »Und unser Lehrer ist der Präsident von Finnland«, zischte Hanna.
    »Unser Lehrer ist der Präsident von Finnland?«, fragte Pekka. »Vielleicht erklärt das ja die komischen Schuhe«, überlegte er.
    »Pekka kommt aus einem kaputten Haushalt, das muss man wissen, um ihn zu verstehen«, flüsterte ich Hanna zu.
    »Ich weiß nur, dass deine Ideen aus einem kaputten Kopf kommen«, sagte Hanna.
    »Auch sonst sieht er komisch aus«, murmelte Pekka.
    Und das stimmte. Ich hatte erst gar nicht gemerkt, dass der Lehrer zu seinem Anzug keine Krawatte trug. Stattdessen trug er das Perlenbändchen um den Hals. Und Pekka hatte es als Erster gemerkt.
    Pekka war so scharfsichtig!
    Den Rest des Tages spielten wir ein neues Spiel: Zuerst befestigte der Lehrer ein Schild an der Klassenzimmertür, darauf stand: Stellvertretender Direktor . Dann gingen wir alle nach draußen, klopften der Reihe nach an, und der Lehrer rief:
    »Draußen bleiben, ich bin beschäftigt!«
    Die ganze Zeit durfte nie jemand eintreten. Das fanden wir alle sehr lustig. Unser Lehrer ist manchmal richtig gut im Spiele-Erfinden.

Unser Lehrer als Bestimmer

    Unser Lehrer war die ganze Woche gut gelaunt. Am Montag bestimmte er, dass wir ihn »Herr Direktor« nennen sollten. Am Dienstag bestimmte er, dass wir uns vor ihm verbeugen und mit der Stirn die Knie berühren sollten, wann immer er an uns vorüberging. Am Mittwoch bestimmte er, dass die Köchin ihm sein Essen so auf dem Teller anrichten musste, dass die Fischstäbchen und der Kartoffelbrei sich nicht berührten. Am Donnerstag bestimmte er, dass der Hausmeister kommen und ihm die Tasche aus dem Klassenzimmer ins Lehrerzimmer tragen musste, und auf dem Rückweg genauso. Am Freitag hatte er dann den Verdacht, dass die anderen Lehrer an der Schule einen Aufstand gegen ihn planten.
    Der Lehrer hatte uns gerade zu seiner Leibgarde bestimmt, als die richtige Direktorin zurückkam.
    »Und? Wie seid ihr so zurechtgekommen?«, wollte sie wissen, als sie uns in unserem Klassenzimmer besuchte.
    »So weit ganz gut«, sagte der Lehrer und nahm schnell die Krone aus Goldpapier vom Kopf, die er seit dem Morgen trug.
    »So sieht es aus«, sagte die Direktorin und schaute uns an. Sie runzelte die Stirn, in deren Mitte, glaube ich, ein großes Pflaster klebte. Wir standen immer noch tief gebückt im Kreis um den Lehrer und schworen ihm ewige Treue, darum war es ein bisschen schwer, nach oben zu sehen.
    »Ihr könnt jetzt aufstehen, die Geschichtsstunde ist zu Ende«, sagte der Lehrer.
    »Stürmen wir nicht das Lehrerzimmer?«, fragte Timo traurig.
    »Was für eine blühende Fantasie!«, sagte der Lehrer und lächelte der Direktorin zu.
    Wir fanden es jammerschade, dass wir jetzt doch keinen Aufstand der anderen Lehrer verhindern durften. Dabei hatten wir alles so gut geplant.
    Als die Direktorin gegangen war und der stellvertretende Direktor sich in unseren normalen Lehrer zurückverwandelt hatte, fiel ihm die Schülerolympiade wieder ein.
    »Schrecklich, die Schülerolympiade findet ja schon nächste Woche statt«, sagte er und schaute erst Pekka an und dann mich. Dann verschob er zwei Perlen an dem Bändchen, das er wieder abgenommen hatte. »Kann einer von euch beiden Gedichte aufsagen?«, fragte er schließlich.
    Wir schüttelten den Kopf, und er verschob wieder zwei Perlen an dem Bändchen.
    »Kann einer von euch beiden Sackhüpfen?«
    Wir schüttelten den Kopf, und er verschob noch zwei Perlen an dem Bändchen.
    »Kann einer von euch beiden kochen?«
    Wir schüttelten den Kopf, und er schob noch zwei Perlen hinterher.
    »Aber ich kann mit der Zunge meine Nasenspitze berühren«, sagte Pekka und machte es uns
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