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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon
Autoren: Roger Clement
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Devils Ashram, Bundesstaat Uttar Pradesh, Indien
    Der Ashram [1] befand sich mitten im Wald.
    Bis zum nächsten Dorf waren es mindestens fünf Kilometer auf schlechten, unbefestigten Wegen. Die dunklen Gestalten, die hier ihr Unwesen trieben, konnten keine lästigen Zeugen gebrauchen.
    Wenige Hütten gruppierten sich um eine etwas größere Versammlungshalle. Hier fanden sich die Anhänger des dunklen Kultes zusammen, um den bösen Geistern zu huldigen.
    Und zwar mit einem Menschenopfer!
    Das Mädchen schien ihnen hervorragend geeignet. Sie war jung und wirkte unschuldig. Sechzehn Jahre mochte sie alt sein. Mit ihrem Blut wollten Andrew Gladstone und seine Anhänger die Mächte des Bösen gnädig stimmen. Sie war von Gladstones Schergen gekidnappt worden, als sie unweit des Nachbardorfes Ziegen hütete.
    Und jetzt lag sie nackt auf dem Opferstein…
    Andrew Gladstone hatte sich höchstpersönlich vor ihr aufgebaut. Der hagere junge Brite gab sich alle Mühe, unheimlich zu wirken. Das hatte er schon immer gerne getan. Tief lagen seine dunklen Augen in den Höhlen. Bleich war sein Gesicht, wie die Haut eines lichtscheuen Grottenolms. Sein pechschwarzes Haar hatte er mit viel Gel glatt zurückgekämmt.
    Und er trug trotz der großen Hitze im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh schwarze Kleidung, die mit silbernen Totenköpfen am Gürtel und an den Manschetten verziert war. Seine Füße steckten in ebenfalls schwarzen Biker Boots.
    Seine Anhänger waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Einige von ihnen trugen pseudoindische Gewänder, wie sie den europäischen Touristen von den Einheimischen aufgeschwatzt wurden. Doch die meisten waren in Shorts, T-Shirts und andere normale Freizeitkleidung geschlüpft, um der grausamen Opferung beizuwohnen.
    »Bitte nicht, Sahib!«, flehte Mira in ihrem kehligen Indo-Englisch. »Was habe ich denn getan?«
    »Du hast die große Ehre, mit deinem Blut die Erdgeister zu laben.« Andrew Gladstones Stimme war eindringlich, fast hypnotisch. Er sprach langsam und ließ dabei Mira nicht aus den Augen. »Bereite dich vor auf die größte Stunde deines unwichtigen Lebens!«
    Er hob das Schlachtmesser mit beiden Händen hoch über seinen Kopf. Seine Jünger stimmten einen monotonen Singsang in einer unbekannten Sprache an. Einige von ihnen schlugen dazu rhythmisch Conga-Trommeln.
    Mira warf ihren Kopf hin und her. Mit zitternder Stimme bat sie abermals um den Beistand von Brahma, Vishnu, Shiva und den anderen großen indischen Göttern. Ihr Flehen wurde immer wieder von Schluchzern unterbrochen.
    Andrew Gladstone wollte zustechen. Unzählige Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Man merkte, dass es ihm Spaß machte, das wehrlose Mädchen leiden zu sehen.
    Da gellte ein Schuss durch die Versammlungshalle !
    Die Kultanhänger schraken zusammen. Sie waren alle so in die widerliche Vorfreude auf die Opferung vertieft gewesen, dass keiner von ihnen bemerkt hatte, wie die Tore der Versammlungshalle lautlos geöffnet wurden.
    Ein Dutzend Polizistinnen und Polizisten waren mit gezogenen Revolvern hereingestürmt!
    Und dann ertönte eine befehlsgewohnte Stimme.
    »Du da, die Ratte mit dem Schlachtermesser! Lass sofort die Klinge fallen, oder ich knalle dich über den Haufen!«
    Eine Polizistin hatte diese Drohung ausgestoßen. Sie trug genau wie ihre Kollegen die erdfarbene indische Polizeiuniform mit Schirmmütze und Koppel. Ihr langes Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten zusammengesteckt.
    Ihre dunklen Augen blitzten Andrew Gladstone wütend an. Und sie hatte ihre Dienstwaffe im Beidhandanschlag auf ihn gerichtet.
    Wie viele Gewalttäter war Gladstone im Grunde ein Feigling. Reflexartig öffneten sich seine Finger. Das Messer fiel auf den Boden neben seinen Stiefeln.
    Mit einigen Schritten ihrer langen Beine eilte die Polizistin auf ihn zu.
    »Festnehmen den ganzen Sauhaufen!«, befahl sie. Offenbar handelte es sich bei der attraktiven Inderin mit der haselnussfarbenen Haut um die Kommandantin.
    Die übrigen Beamten begannen damit, die Kultanhänger vom Boden hochzureißen und ihnen Handschellen anzulegen.
    Inzwischen hatte Andrew Gladstone seine Schrecksekunde überwunden und seinen üblichen Zynismus zurückgewonnen.
    »Ist Ihnen nicht klar, dass Sie hier einen religiöse Zeremonie gestört haben?«, fauchte er.
    »Da hast du deine religiöse Zeremonie!«
    Die Polizistin schlug dem selbst ernannten Kultguru den Lauf ihres Revolvers ins Gesicht. Aufheulend ging Gladstone zu
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