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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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1
    Die beiden Frauen, die Arm in Arm die »The Leas« genannte Uferpromenade in Folkstone am Meer entlangwanderten, ernteten viele bewundernde Blicke von Passanten. Sie sahen verblüffend unterschiedlich aus: die eine hoch gewachsen und kurvenreich, mit sahnefarbener Haut, dunklem Haar und großen, goldbraunen Augen, die andere klein und zart, mit der bleichen, sommersprossigen Haut, die man so oft bei Menschen mit rotem Haar sieht, und mit lebhaften grünen Augen.
    Meg Barratt blieb stehen, entfernte sich ein Stück von ihrer Freundin und wandte sich zum Meer, um über die Straße von Dover hinauszusehen. Sie stützte sich mit verschränkten Armen auf die Mauer und hob ihr Gesicht in die salzige Luft. Der Wind zauste ihr Haar, und die roten Locken flatterten um ihr dreieckiges Gesicht. Sie lachte und legte eine Hand an den modischen Strohhut.
    »Ich kann riechen, dass sich ein Gewitter zusammenbraut«, stellte sie fest.
    Ihre Freundin, die neben ihr stehen geblieben war, schnupperte ebenfalls in den Wind. »Es sieht gar nicht nach einem Gewitter aus. Der Himmel ist blau, das Meer ist blau, und keine Wolke ist in Sicht.«
    »Schau nach dort drüben.« Meg deutete in Richtung Horizont, wo der dunkle Schatten einer Wolkenbank zu erkennen war.
    Die Herzogin von St. Jules schüttelte amüsiert den Kopf. »Du hattest schon immer ein besonderes Talent für meteorologische Voraussagen.«
    »Das liegt daran, dass ich auf dem Land aufgewachsen bin, junge Dame«, gab Meg zurück und versuchte, den breiten Dialekt von Kent zu treffen. »Ich kann genauso vorhersagen, wann die Flut kommt.«
    »Na, das kann sogar ich«, meinte ihre Freundin vorwurfsvoll und lugte hinab zum Strand und den Wellen, die unterhalb der Mauer über den Sand rollten. »Abgesehen davon braucht man dazu nur einen Blick zum Hafen zu werfen.«
    Meg spähte zum Hafen von Folkstone hinüber, in dem eine kleine Flotte vor Anker lag. Das rege Treiben, das dort herrschte, war mühelos aus der Ferne zu erkennen. Matrosen und Träger hasteten hin und her und sprangen von den Schiffen ans Ufer, während alles für das Auslaufen bei der kommenden Flut vorbereitet wurde. Einige waren private Boote, andere kleine Handelsschiffe, und draußen vor der Hafenmauer lagen zwei Kriegsschiffe vor Anker, beides prächtige Fregatten.
    Ihr Blick wurde von einem kleineren Kriegsschiff angezogen, das innerhalb des Hafens vor Anker lag. Eine Reihe von Kanonen auf dem Oberdeck glänzte in der Nachmittagssonne. Auch hier herrschte Aufbruchstimmung. Ein Ruderboot machte längsseits des Schiffes fest, ein Mann stieg aus dem Boot und kletterte eine Strickleiter hinauf, die an der Seite des Schiffes hing. Meg bewunderte seine Schnelligkeit und Grazie, als er sich in einer fließenden Bewegung über die Reling schwang. Sie beobachtete, wie der Mann weiter zum Oberdeck hinaufstieg, und obwohl er aus der Ferne nur eine winzige Gestalt war, fand Meg, dass er irgendwie bedeutend wirkte.
    Sie schüttelte den Kopf über diesen merkwürdigen Gedanken, dann wandte sie sich wieder ihrer Freundin zu. »Wo ist eigentlich Jack heute Nachmittag?«
    »Er spielt Würfel, mit dem Prince of Wales«, erwiderte die Freundin. »Der Prinz wird natürlich alles bis aufs Hemd verlieren. Es handelt sich um einen klassischen Triumph der Hoffnung über die Erfahrung, wenn er sich mit Jack erneut auf ein Spiel einlässt. Er ist der felsenfesten Überzeugung, dass er diesmal Glück haben wird.« Sie lachte leise, hakte sich bei ihrer Freundin unter, und sie setzten ihren Weg über die Promenade fort. »Ich glaube, ich habe allmählich genug von Folkstone. Was meinst du, Meg?«
    »Ich denke, für mich ist es Zeit, eine Weile nach Hause zu gehen. Die Briefe meiner Mutter klingen in letzter Zeit leicht vorwurfsvoll«, erwiderte Meg. »Die Arme! Sie gibt sich solche Mühe, mir nicht vorzuwerfen, dass ich keinen Ehemann habe. Aber in Wahrheit ist sie verzweifelt. Jetzt habe ich schon so viel Zeit mit dir und Jack in London verbracht, und nach wie vor ist kein Freier in Sicht!« Sie schüttelte in gespielter Resignation den Kopf. »Offensichtlich bin ich ein hoffnungsloser Fall.«
    Arabella warf ihr einen Seitenblick zu. »Wenn ich das so sagen darf, Meg: Eigentlich ist nicht der Mangel an Freiern dein Problem, sondern der Mangel an akzeptablen Freiern«, erklärte sie. »Du scheinst dich ausschließlich zu Männern hingezogen zu fühlen, die man unmöglich heiraten kann.«
    Meg seufzte tief, und ihre grünen Augen
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