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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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Prolog
     
    Thomas hing seit Stunden von der Reckstange hinab. Seine Hände waren mit Handschellen an den blanken Stahl gefesselt und er spürte sie schon lange nicht mehr. Seine Füße baumelten etwa einen halben Meter über dem Boden, wodurch sein komplettes Gewicht ausschließlich von seinen schmalen Handgelenken getragen wurde. Die Metallringe der Handschellen hatten sich tief in das Fleisch seiner Unterarme gegraben und das Blut durchweichte bereits die Aufschläge seiner Sweatshirt-Jacke. Am Anfang hatte er noch versucht sich an der Reckstange festzuklammern, um dadurch seine Handgelenke zu entlasten. Nach kurzer Zeit musste er allerdings aufgeben, weil ihn die Kraft verließ und der verschwitze Stahl seinen verzweifelten Griffen immer weniger Halt bieten wollte.
    Durch die breiten Dachfenster fielen letzte Sonnenstrahlen auf den Boden der Turnhalle. Die Schatten wurden länger, was bedeutete, dass es mittlerweile früher Abend war. Erneut dachte er darüber nach, wie er überhaupt in diese Klemme geraten war. Ein Mann hatte ihn nach dem Konfirmandenunterricht angesprochen und ihm ungefragt einen Dienstausweis vor die Nase gehalten. »Kriminalpolizei«, stand dort in großen Buchstaben. Thomas kannte Dokumente dieser Art nur aus dem Fernsehen, aber soweit er es beurteilen konnte, war das Ding echt. Zumindest, bis sie das Auto erreicht hatten, zweifelte er nicht daran, dass er es mit einem richtigen Polizisten zu tun hatte. Sie waren gerade erst losgefahren, als der Typ dann die Katze aus dem Sack ließ. Zuerst hatte Thomas noch gelacht, als der Name eines Mitschülers fiel, den er und seine Freunde seit Monaten immer gemeiner quälten.
    »Was haben Sie denn mit dem Spacken zu tun?«, hatte er den Mann fröhlich gefragt und kurz darauf schon die Nadel gespürt, die sich in seinen Oberschenkel bohrte. Noch bevor er sich hätte wehren können, spürte er dann bereits seine Sinne schwinden.
    Als er mit brummendem Schädel wieder aufwachte, hing er an dieser Reckstange und hatte das Gefühl, als ob das aufgestaute Blut seine Füße zum Platzen bringen wollte. Der Mann stand grinsend vor ihm und wirkte bei Weitem nicht mehr so freundlich wie zuvor.
    »Du wirst heute sterben«, hatte er in einem Ton geflüstert, der keinen Zweifel am Inhalt dieser Aussage zuließ. Danach war der Kerl einfach verschwunden und hatte sich seitdem nicht mehr blicken lassen. Zu Beginn hatte Thomas geschrien – dachte dabei an den Hausmeister oder einen der 1-Euro-Jobber, die sich regelmäßig um die Gärten der Schule kümmerten. Wie oft hatten er und seine Kumpels die armen Schweine verarscht oder sogar beschimpft? Und jetzt, wo seine Glieder vor Angst schlotterten, wünschte er sich nichts sehnlicher, als einen dieser Gartenmongos hier zu sehen.
    Erneut schaute er auf die riesige Uhr der Turnhalle, um festzustellen, dass seit dem letzten Mal nur ein paar Minuten vergangen waren. Seine Stimme versagte ein ums andere Mal ihren Dienst. Sein Hals brannte wie Feuer. Ganz gleich wie verzweifelt er die Luft in seine Lungen sog – es wollte einfach nicht reichen. Spätestens am Abend, wenn der Wachdienst seinen Dienst aufnahm, musste er sich irgendwie bemerkbar machen. Bis dahin galt es lieber Kraft zu sparen, und durch regelmäßige Bewegung das Blut in seinem Körper zirkulieren zu lassen.
     
    Wieder schaute Thomas auf die Uhr. Nur noch fünf Minuten, dann hing er bereits viereinhalb Stunden an dieser Stange. Der Zeiger sprang weiter ... jetzt noch vier. Plötzlich spürte er einen Luftzug und hörte wenig später das dumpfe Geräusch der Eingangstür. Sie führte in einen Flur, von dem links und rechts die Umkleidekabinen abzweigten. Geradeaus ging es direkt in die Turnhalle. Er lauschte in die Stille hinein; versuchte herauszufinden, ob tatsächlich jemand das Gebäude betreten hatte. Irgendetwas sagte ihm, dass es ein Fehler wäre zu schreien. Wer wusste denn, ob es vielleicht wieder dieser Mann war, der kam, um sein Versprechen einzulösen. Leise Schritte, schlurfend und schmatzend auf dem Linoleumboden. Sie näherten sich – eindeutig. Erneut packte er die Reckstange und ignorierte die brennenden Schmerzen einfach. Das Metall war getrocknet und bot ausreichend Halt, sodass Thomas sich ein wenig in die Höhe ziehen konnte. Er hob die Beine ein paar Mal bis zum Brustkorb hinauf und spürte sofort, wie sich seine tauben Gliedmaßen entspannten. Die Schritte kamen näher – immer näher. Nur noch ein kurzer Moment, dann würde er den
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