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Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten
Autoren: Emma Gündel
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endlich einmal ein Photo
von meinem sogenannten Tirolerhäuschen haben. Ulf hat es am Sonntag geknipst
und bringt heute abend hoffentlich die fertig
entwickelten Bilder mit aus der Stadt. Dann lege ich diesem Brief eins bei. Ich selber hab’ nämlich Pech mit meinen Aufnahmen gehabt. Das
erstemal hab’ ich zwei Bilder auf einem Film gehabt, und das andremal hab’ ich
falsch belichtet, so daß aus dem Tirolerhäuschen eine pechschwarze
,Halle des Bergkönigs’ geworden ist, wie mein Vater das nannte. Ich hab’
es natürlich gleich zerrissen. Ich bin sehr begeistert von meinem Tirolerhaus,
kann ich Dir sagen. Zu Ostern hab’ ich Blumenkästen vor alle Fenster bekommen,
und oben aufs Dach hat der Gärtner mir Feldsteine packen müssen. Das hat man in
den Bergen so, weißt Du, und ich wollte ja gerne alles so naturgetreu
tirolerisch wie möglich haben. Es sind zwei Zimmer in dem Häuschen, und für die
wünsche ich mir zu meinem Geburtstag Bauernmöbel. Katje ist neulich bloß deswegen
im Heimatmuseum gewesen, um dort eine alte gewürfelte Bauerndecke, die ich so
gern mag, abzugucken und nachzuarbeiten. Katje läßt Dich herzlich grüßen. Ihrer
Mutter geht es noch immer ziemlich schlecht. Zum Nähen kann sie jetzt kaum noch
gehen. Du kannst Dir denken, daß Katje oft recht mutlos ist. Kinder wie Du und
ich können eigentlich gar nicht mitreden. Wie schwer haben andre es!

    In Deinem nächsten Brief schreib bitte
mal, wie das mit Eurem Kutscher Heinrich ist. Ob er nächstens wirklich die
Stelle von dem alten Friedrich bekommen soll. Fränzi sagt das, und Heinrich und
sie wollen dann vielleicht schon sehr bald heiraten. Du weißt hoffentlich noch,
wer Fränzi ist. Sie ist unser eines Mädchen, das wir nun schon bald sechs Jahre
haben und das damals mit bei Euch im Sonnenhof war. Wir haben ihr damals mit
großer Mühe das Schwimmen beigebracht, und sie hat uns dabei so furchtbar
angemogelt! Das erinnerst Du sicher noch. Damals hätten wir auch nicht gedacht,
daß sie und Heinrich noch mal ein Paar werden würden. Aber Fränzi ist ja auch
wirklich furchtbar nett, und wenn wir sie nicht mehr haben, wird sie uns noch
sehr fehlen, weil sie immer so vergnügt ist. Vielleicht wollen meine Eltern
Fränzi die Hochzeit ausrichten — mal sehen! Sprich aber noch nicht mit Heinrich
darüber!
    So, nun muß ich mit diesem ewiglangen
Brief aber endlich Schluß machen. Wir schreiben morgen eine
Geschichtsklassenarbeit, und ich hab’ noch keine Ahnung davon, warum 1618 Krieg
ausbrach und sage und schreibe erst 30 Jahre später wieder aufhörte.
    Grüße Deine lieben Eltern tausendmal
von mir und sei auch selbst gegrüßt! — Elke.”
    Schon am übernächsten Tag bekam Elke
ihren Antwortbrief:
    „Meine liebe Elke, nimm von ganzem
Herzen Dank für Deinen lieben, langen Brief. Du hast mir eine große Freude
bereitet durch Deine freundlichen Zeilen, und ich muß Dir in meiner Freude
sofort wiederschreiben. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf
die Sommerferien bei Euch freue. Es wird eine traumhaft schöne Zeit für mich
werden!“
    „Das wart man erst ab!“ dachte Elke.
    Achim schrieb weiter: „Alles, was Du
mir von Deinem Leben und Treiben geschrieben hast, hat mich natürlich aufs
höchste gefesselt, und daß Du in mancher Beziehung so ganz andere Ansichten als
ich hast, stört mich nicht im geringsten.“
    Elke wußte nicht gleich, welche
.Ansichten’ Achim meinte, aber das erfuhr sie gleich.
    „Wir sind zwei ganz verschiedene
Naturen“, schrieb er. „Ich bin, glaube ich, viel ernster veranlagt als Du, und
das Suchen und Streben nach Wahrheit, so wie es im Gelehrtenberuf
Verwirklichung findet, erscheint mir als höchstes Lebensziel. —“
    Er hat einen fabelhaften Stil, stellte
Elke fest.
    „— — —aber glaube mir, auch Du wirst
der Wissenschaft schon noch Geschmack abgewinnen, und ich denke es mir
herrlich, wenn wir einmal zusammen studieren würden. Du zeichnest doch so gut,
und vielleicht wäre es da das Richtige für Dich, Kunstgeschichte zu studieren.“
    Elke dachte: Kunstgeschichte schon gar
nicht. Mit so was kriegt man ‘ne Stellung in einem Museum! Nichts für mich.
    Achim malte nun eine ganze Weile aus,
wie schön er sich das dachte, wenn sie zusammen studieren könnten, und Elke
fragte sich, warum er ihr das jetzt schon alles schrieb. Dazu war drei Jahre
später doch auch noch Zeit genug. Aber die Erklärung kam schon.
    „Meine liebe Elke, es mag Dir
verwunderlich erscheinen, daß ich mit
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