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Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten
Autoren: Emma Gündel
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aufgeblüht,
daß man ihre gelben Staubgefäße sah, und andere waren erst noch ganz kleine
Knospen, aber die meisten waren so, wie die Rose vor allem geliebt wird: halb
aufgeblüht — die äußeren Blumenkronblätter am Rande ein klein wenig
umgeschlagen und die Herzblätter der Mitte nur eben so weit aufgelockert, daß
es sammetweich und unbeschreibbar geheimnisvoll dunkel aus ihnen
emporschimmerte.
    Frau Seyderhelm mußte dann natürlich
auch Elkes Tirolerhäuschen ganz genau ansehen: die Blumenkästen vor den weiß
gestrichenen Fenstern, die Steine auf dem Dach und vor allem die
Inneneinrichtung. Die blaubunt angestrichenen Bauernmöbel, die Elke zu ihrem
Geburtstag bekommen hatte, machten sich großartig, sowohl in der „Stube“, als
auch in dem zweiten Raum, der eine Art Küche geworden war und in dem Elke mit
besonderem Stolz einige alte buntbemalte Teller und Kupferpfannen und Kessel
herzeigte, die aus der schleswigschen Verwandtschaft stammten.
    Es war sehr gescheit von Elke gewesen,
daß sie heute ein einfaches geblümtes Dirndlkleid angezogen hatte. Sie paßte
damit gut hinein in ihren ländlichen Hausrat.

    Gegen zwei Uhr dann wurde auf dem
großen Grasplatz vor dem Tirolerhäuschen Mittag gegessen. Eine alte Linde
spendete wohltuenden Schatten, sonst wäre es zu heiß gewesen. „Nicht wahr,
Mutti, es geht hier doch ganz schön so?“ fragte Elke während des Mittagessens.
    Die Mutter wandte sich lächelnd Frau
Seyderhelm zu und sagte: „Sie müssen wissen, daß es einen kleinen Kampf gegeben
hat, als es sich darum handelte, wo Mittag gegessen werden sollte. Ich fand es
richtiger, daß auf der Terrasse gegessen wurde — — —“
    „Und ich hab’ dann doch gesiegt!“
vollendete Elke.
    „Ja, das ist bei unserer Jüngsten
meistens so!“ klärte die Mutter Frau Seyderhelm lachend weiter auf. „Sie quält
so lange, bis man nachgibt.“
    „Gequält hab’ ich doch gar nicht!“
verteidigte sich Elke. „Ich hab’ doch nur gesagt, daß ich Frau Seyderhelm so
viel erzählt hab’ von der Eibe mit den Blaumeisen und von der Kätzchenweide und
von dem alten Apfelbaum. Die sieht man hier doch alle drei so schön von diesem
Platz aus! Oben auf der Terrasse ist es ja auch schön, aber viel langweiliger.“
    Der Vater legte sich jetzt ins Mittel.
„Wir verstehen schon, wie du es gemeint hast, Elke, aber Mutter ist deshalb
doch im Recht. Nachgeben ist deine starke Seite nicht!“
    Elke war jetzt in dem Alter, wo sie
sich ihrer eigenen Wesensart bewußt zu werden anfing. Sie lächelte zufrieden
und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen.
    „Ja, Vati, die Tadsens sind eben Friesen!
Bei denen war immer Hopfen und Malz verloren, wenn sie etwas sollten, was sie
nicht wollten!“ Sie lachte.
    „Aber nicht bei den Frauen!“ wandte
Ulf ein. „Die mußten gehorchen.“
    „Das könnte dir so passen!“ gab Elke
kampfbereit zurück. „Stimmt außerdem aber gar nicht, lies das man mal in
solchen alten Geschichten nach! Die Frauen wurden genau so mitgerechnet wie die
Männer!“
    Mutter Tadsen verzog etwas nervös die
Stirn und sah Elke eindringlich an. „Laß das jetzt nur, Elke!“ sagte sie
mahnend, denn sie fürchtete, daß ein allzu lebhafter Meinungsaustausch ihren
Gast beunruhigen könnte.
    Aber Frau Seyderhelm legte lächelnd
ihre kühle, schwache Hand auf Elkes feste, warme, sonnengebräunte, die neben
ihr auf dem Tischtuch lag, und drückte sie herzlich. —
    Stunden danach, als am Spätnachmittag
in allen Bäumen und Büschen die Vögel wieder angefangen hatten zu singen, saßen
Frau Seyderhelm und Elke auf dem Rasen vorm Tirolerhäuschen beieinander und
unterhielten sich und sahen hinunter zum Silberteich, auf dem dann und wann
Ruder- und Paddelboote vorüberglitten.
    „Was willst du später eigentlich
einmal werden?“ fragte Frau Seyderhelm plötzlich ganz unvermittelt.
    Elke zuckte die Achseln. „Ich weiß es
noch immer nicht!“ sagte sie. „Anke hat schon als Kind von acht Jahren gewußt,
daß sie Ärztin werden wollte, und Gisela hat schon immer Lehrerin werden
wollen, aber ich — —, so einen Beruf, wie ich haben möchte, gibt es, glaube
ich, gar nicht!“
    „Warum meinst du, daß es den nicht
gibt?“ fragte Frau Seyderhelm.
    Wiederum zuckte Elke die Achseln.
„Natürlich möchte ich mich am liebsten mal verheiraten, aber es ist ja gar
nicht gesagt, daß mich mal einer haben will, den ich auch mag. Ich nehme nämlich
längst nicht jeden.“
    Frau Seyderhelm lachte. „Darüber
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