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Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten
Autoren: Emma Gündel
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nickte ernst. „Ja, dem
Bauern wird gern vorgerechnet, was er alles verdient. Eine Kartoffel steckt er
in die Erde, und zehn, zwölf holt er wieder heraus. Mit dem Getreide und mit
dem Gemüse ist es ebenso — er braucht seine Ware ja nur auf den Markt zu
bringen und das Geld einzuheimsen!“
    „Die Leute, die so reden, haben keine
Ahnung davon, wie es in Wirklichkeit ist!“ sagte Elke.
    Dann setzten Vater und Tochter Arm in
Arm ihren Spaziergang durch den Garten weiter fort, und Herr Tadsen freute
sich, daß Elke, so jung sie war, manchmal verständiger urteilte als mancher
Erwachsene.
    Es war aber nun durchaus nicht so, daß
Elke in ihrem Garten vorwiegend Enttäuschungen erlebte, im Gegenteil, die
Freude, die ihr aus ihm erwuchs, überwog bei weitem. Es war wirklich so, wie
der Vater einmal sagte: Die Liebe zum Erdreich und zu allem, was auf ihm wächst
und blüht, lag ihr im Blut. Sie konnte sich unendlich freuen selbst über jedes Kleinste,
das lebendig war: über eine Knospe, die zum Blatt wurde, über die wunderbare
Form einer Blüte, und wenn es auch nur eine Unkrautblüte war, über ein
Samenkorn, das bei all seiner Unscheinbarkeit ja eine wahre Wunderwelt aus sich
hervorzaubern konnte.
    Ja, es hatte sich für Elke wirklich
glücklich gefügt, daß sie nicht mehr in der Stadt zu wohnen brauchte. Wievieles Schöne , das sie in diesem Frühling erlebte, hätte sie
sonst nicht erlebt.
    Zum Beispiel das mit der jungen Birke!
Sie hatte sich gewünscht, daß eine Birke neben ihr Tirolerhäuschen gepflanzt
werden möchte, und die Eltern hatten ihr diesen Wunsch erfüllen lassen. Aber
der junge Baum hatte dann dagestanden, und seine Knospen waren nicht größer
geworden. Er war sicher nicht angewachsen, und Elke war betrübt darüber. Sie
stand oft vor ihm und betrachtete ihn. Schade um das junge hübsche Bäumchen, es
hätte sicher gern noch gelebt, aber es hatte das Umpflanzen scheinbar nicht
vertragen! Aber da stellte sich nach einer lauen Regennacht heraus, daß noch
Leben in ihm war, die Knospen begannen zu schwellen, und es dauerte nicht
lange, da stand es wie mit einem zarten, grünen Schleier Überhängen da. Elke
war glücklich und führte lange Zeit jeden Besucher als erstes zu dieser Birke.

     
    Und dann war da die Sache mit dem
alten Filzhut, den Jens aus Scherz hoch in die Luft geworfen hatte, und der in
dem Gezweig der alten Eibe hängengeblieben war, die dicht neben dem
Tirolerhäuschen stand.
    „Wie gräßlich der alte Hut da oben!“
hatte Elke gescholten. Aber in den ersten Maitagen wurde sie dann plötzlich
anderer Meinung. Sie hatte beobachtet, daß Meisen in dem Hut aus und ein flogen
und ganz offenbar ein Nest in ihm bauten, denn sie hatten die kleinen Schnäbel
immer voll von allerlei Fasern. Meisen — und nicht einmal die gewöhnlichen
Kohlmeisen, die mit ihren glänzend-schwarzen Köpfen und Vorhemden und den
schneeweißen Backen ja auch schon wunderhübsch waren, — nein, Blaumeisen!
Entzückende, auf Kopf und Rücken grünlichblau schillernde Tiere mit einem ganz
winzigen Schnäbelein und mit überaus lustigen Bewegungen! Wie die sich drehten
und wendeten und wichtig machten und gleich empört zirpten, wenn jemand gar zu
nahe bei ihrem Nistbaum stehenblieb! Elke konnte es erst gar nicht glauben, daß
Blaumeisen in ihrer Eibe nisten wollten, das war doch fast zu schön, als daß es
wahr sein konnte, aber dann war doch eines Tages jeder Zweifel behoben: Es
hüpfte immer nur noch eine Meise in dem Gezweige der Eibe herum, und die andere
— ja, es war wirklich wahr! — die andere steckte ab und zu ihren Kopf aus dem
Hut, aber nur für Augenblicke, dann war sie wieder verschwunden, und das
Vögelchen, das außen herumflog und sicher der Mann war, kam dann und wann und
brachte ihr ein Insekt ans Nest. Aber nur sehr dann und wann! bekam Elke bald
heraus. Meistens mußte das brütende Meislein selber schnell mal losfliegen und
sich was fangen. Es kam aber jedesmal in unglaublich kurzer Zeit wieder ins
Nest zurück.

     
    Und eine andere Herrlichkeit, von der
Elke begeistert war — die Kätzchenweide. Die stand dort, wo ihr Stück
Gartenland an den Silberteich grenzte. Oh, war diese Weide schön! Im Februar,
als sie das erste Mal sie gesehen hatte, war sie über und über voll von
kleinen, silbrig glänzenden Kätzchen gewesen. Als sie dann das nächste Mal vor
ihr gestanden hatte, waren die Kätzchen ganz groß und samtig mausgrau gewesen,
und endlich, wenige Tage nach dem großen
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