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Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten
Autoren: Emma Gündel
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ja überhaupt niemals wieder!
Katje meinte, daß sie für ihn schwärmte. Ach nein, sie schwärmte nicht für ihn.
Sie mochte ihn nur gern und dachte oft an die schönen Tage, die ihr Onkel
Bernhard und Ulf und sie mit ihm zusammen in Tirol verlebt hatten.
    Aber vielleicht kam er doch endlich
mal nach Hamburg. Hoffentlich fand er dann auch, daß das Gartenhäuschen
Ähnlichkeit mit einem Tirolerhaus hatte. Und wie ihm der Silberteich wohl
gefiel? Sie konnte ihm schreiben, daß er unbedingt seine Ziehharmonika
mitbringen müßte. Abends auf dem See Boot fahren und dazu Ziehharmonikamusik —
— —. Elke kam ins Träumen. Sie stand am Fenster, und ihre Gedanken segelten mit
den großen, weißen Wolken überm Waldrand drüben ins Blaue, und sie schrak richtig
ein bißchen zusammen, als sie plötzlich die Tür hinter sich klappen hörte.
    „Also hier steckst du?“ vernahm sie
die Stimme der Mutter.
    Es entging Frau Tadsen nicht, daß Elke
versonnen aussah, und sie fragte: „Du freust dich wohl sehr, daß wir nun bald in
dieses schöne Haus einziehen?
    „Ja, Mutti, ich freu’ mich sehr!“
antwortete Elke und legte ihren Arm in den der Mutter, so daß sie nun beide
vorm Fenster standen und über den Garten hinweg zum See hinabblickten. „Wir
haben dann auch so schön Platz, wenn wir Besuch bekommen, nicht, Mutti?“
    Die Mutter lächelte. Sie dachte daran,
daß Elke nicht glücklich war, wenn sie nicht das Schöne, das sie selbst hatte,
mit andern teilen konnte.
    Aber so ganz das Richtige trafen die
Gedanken der Mutter diesmal nicht!

2. Kapitel

DER GARTEN
     
    Alle waren froh, als der Umzug endlich
überstanden war und im neuen Heim alles an seinem Platz stand. Es ging ein
richtiges Aufatmen durch die Familie Tadsen, weil das ganze Drunter und Drüber
und all die Unruhe und Arbeit, die mit dem Einrichten und Behaglichmachen der Zimmer
vermacht war, ein Ende gefunden hatte. Jetzt konnte man doch endlich anfangen,
es wirklich zu genießen, daß man im schönen Hemmelwarde wohnte!
    Wie herrlich war es, nur den Fuß aus
der Tür setzen zu brauchen und gleich mitten drin im Grünen zu sein! Und wie
einzig schön war der alte Garten mit seinen weiten Rasenflächen, mit seinen
Rhododendronbüschen, mit den vielen Tannen und mit den herrlichen, haushohen
Buchen, die drüben am Silberteich ihre Äste bis aufs Wasser hinabsenkten!
    Ja, jetzt wollte man nur noch
genießen! Sowie es warm wurde, sollte schon das Frühstück morgens auf der
großen Terrasse eingenommen werden. Die Liegestühle sollten hinausgeschafft
werden, und wer irgend freie Zeit hatte, konnte daliegen und in die blaue Luft
gucken und sich freuen, daß der Blick nirgends von hohen Hauswänden behindert
wurde. Am liebsten stundenlang! Wunderschöne Aussichten — aber man mußte Zeit
haben für solch behagliches Genießen. Elke hatte die Zeit leider nicht.
    Nanu? Ausgerechnet die fünfzehnjährige
Jüngste der Familie Tadsen sollte keine Zeit dazu haben, es sich in dem neuen,
schönen Garten wohl sein zu lassen?
    Nein, wirklich, es war so. Morgens war
sie in der Schule und kam erst gegen halb drei Uhr nach Hause. Schulaufgaben
kriegte sie — — sie war jetzt in der Untersekunda — auch genügend auf. Und was
ihr dann noch an freier Zeit blieb, wurde fast völlig von der Arbeit in ihrem
eigenen Stück Land beansprucht. Sie hatte es sich ja nun einmal in den Kopf
gesetzt, selbst einen Garten zu haben und alles allein zu machen, was zu seinem
Besten notwendig war.

     
    Jeder, der selbst einen Garten hat,
weiß, wieviel Mühe es kostet, bis ein Blumenbeet im Sommer so weit ist, die
Pracht seines Blühens zu entfalten, oder bis ein Gemüsebeet wirklich die Ernte
trägt, die man von ihm erwartet. Es war außerdem ein ziemlich großes Stück
Land, das Elke sich von ihren Eltern als eigenes Besitztum erbeten hatte — es
war das ganze Stück vom Tirolerhäuschen an bis hinunter zum Silberteich —, und
dazu kam noch, daß sie überhaupt erst einmal lernen mußte, mit Spaten und Hacke
und Harke umzugehen.
    ,Das kann doch jeder!’ meinte sie zuerst,
wurde vom Gärtner Westphal aber schnell eines Besseren belehrt.
    „Nee, Fräulein Elke!“ sagte der eines Abends zu ihr, nachdem er sie ein paar Tage lang bei der
Arbeit beobachtet hatte. „So geht das nicht. Sie stochern ja bloß ein bißchen
in der Erde herum, anstatt umzugraben! Und wenn Sie die Hacke brauchen, dann
spritzt zwar die Erde nach allen Seiten, aber das meiste Unkraut lassen Sie
trotzdem stehen.
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