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Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten
Autoren: Emma Gündel
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der ihr bisher als Schreibtisch gedient
hatte, gut und gern auch weiterhin noch seine Dienste hätte tun können. Gisela
berichtete, daß sie sich darüber unterhalten hätten, daß Elke als Nestküken bei
allem immer am besten wegkäme.
    Elke wandte sich an den Vater. „Das
stimmt doch gar nicht!“
    „Doch, es stimmt schon!“ Herr Tadsen
sah seine Jüngste über seine goldene Brille hinweg lächelnd an. „Mutter und ich
haben uns vorhin gerade überlegt, daß das kleine Gartenhaus, das auf unserm
neuen Grundstück unten am See steht, so richtig dafür geschaffen ist, dir und
deinen verschiedenen Freundinnen als Unterschlupf zu dienen.“
    „Vati, das wäre herrlich!“ frohlockte
Elke.
    „Das wäre allerdings herrlich!“
stimmte Anke belustigt bei. „Das Häuschen ist doch das Badehaus. Wenn wir andern
baden wollen, müssen wir Elke jedesmal um Erlaubnis fragen, ob wir uns in ihren
heiligen Hallen auch ausziehen dürfen!“
    „Das wäre immer noch einfacher, als
wenn ich euch vier andern einzeln um Erlaubnis fragen müßte, wenn ich mir mal
Besuch einladen möchte in das kleine Haus!“
    Die Eltern lachten. Sie wußten, daß
die gegenseitigen kleinen Rempeleien nicht böse gemeint waren. Die Geschwister
traten stets rückhaltlos füreinander ein, wenn es darauf ankam. Warum sollten
sie sich da nicht gelegentlich miteinander katzbalgen — so was gehörte doch bei
Geschwistern dazu.
    Der folgende Tag war ein Sonntag, und
die Eltern fuhren mit Ulf, Jens, Gisela und Elke im Auto nach dem Walddorf
Hemmelwarde, wo das neue Haus lag. Anke hatte Dienst in ihrem Krankenhaus; sie
war dort seit einigen Monaten als Assistenzärztin tätig.
    Es war ein schöner, sonniger
Vorfrühlingstag. In allen Hecken wurden die Knospen dick, und die Haselnüsse
und Erlen hingen voll von Hängekätzchen. An den Wegrändern blühte goldgelber
Huflattich, und die weißen Sterne des Gänseblümchens lugten überall aus dem
vorjährigen braunen Gras heraus.
    Es war eine schöne Fahrt. Die Luft war
frisch und herb und roch richtig nach Frühling.
    Da wurde in der Ferne plötzlich ein
rötlich schimmernder Waldrand sichtbar, und vor diesem hingelagert sah man
freundliche Häuser um eine Kirche mit einem nadelspitzen Kirchturm liegen, und
rechts blinkte ein kleiner See durch unbelaubte Bäume hindurch. Das war
Hemmelwarde mit seinem Silberteich, und eines der schönen Grundstücke, die an
diesem See lagen, gehörte jetzt Elkes Vater.
    Ulf, der den Wagen lenkte, fuhr in
eine Lindenallee hinein, dann bog er ab in einen Weg, der rechts und links von
einer Fichtenhecke begrenzt wurde, und da sah man auch schon das ziemlich
große, weiße Haus mit seiner Veranda und seinen etwas altmodischen Türmen und
Erkern.

    Elke war als erste draußen, als der
Wagen hielt, und während die anderen sich mit dem Gärtner Westphal
unterhielten, der von der vorigen Herrschaft her übernommen worden war und der
jetzt das Haus während der notwendigen Umbauarbeiten bewachte, war sie schon in
ihrem zukünftigen Zimmer oben und maß mit einem Bandmaß aus, wie ihre Möbel am
besten Platz hatten.
    Ach, und was für einen herrlichen
Blick aus dem Fenster man hier oben hatte! Durch die Wipfel von hohen Tannen
und Buchen sah man zum See hinunter, dessen jenseitiges Ufer von Birkenwald
bestanden war, und dort unten ganz links — o ja, dort stand das hübsche kleine
Gartenhaus, von dem der Vater ihr versprochen hatte, daß sie es hauptsächlich
benutzen dürfte. Es war wirklich ein wunderhübsches, kleines Haus! Die
dunkelbraunen Holzbalken, aus denen es bestand, und die weißen Fenster mit den
grünen Läden erinnerten fast ein bißchen an die Berghäuser in Tirol, ja,
wirklich, — es fehlten eigentlich nur noch die Kästen mit bunten Blumen vor den
Fenstern. Diese Kästen wollte sie sich so bald wie möglich wünschen, zu Ostern
vielleicht schon, spätestens aber an ihrem Geburtstag, und wenn Doktor Falkner
sie vielleicht endlich in diesem Sommer einmal besuchte —.
    Aber nein — Doktor Falkner kam sicher
niemals nach Hamburg. Er hatte Ulf für den vorigen Sommer so fest versprochen,
daß er sie besuchen wollte, aber dann hatte er seiner Kranken wegen gar keine
Ferienreise machen können, die ihn weit weg von den Kliniken seines Professors
führte, und er war in der Schweiz geblieben. Das war eben mit den Ärzten so. Da
kam oft vieles anders, als sie es sich selbst wünschten.
    Elke sah jetzt richtig ein bißchen
betrübt aus. Vielleicht sah sie Doktor Falkner
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