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0486 - Die Voodoo-Hexe

0486 - Die Voodoo-Hexe

Titel: 0486 - Die Voodoo-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Thoronar stöhnte auf. Vor dem Knochenthron der Fürstin der Finsternis faßte er sich mit allen vier Klauenhänden an die Brust, krümmte sich zusammen und kam zu Fall. Ein urweltlicher Schrei entrang sich seiner Kehle und vermischte sich mit dem Wimmern, das die brennenden Seelen der Verlorenen im Ewigen Feuer von sich gaben. Schier unerträgliche Schmerzen durchrasten seinen Körper, als er sich über den Boden wälzte und glaubte, in hellen Flammen zu stehen, die ihn von innen heraus auffraßen.
    Vor ihm schnellte sich Stygia aus ihrem Thron. Kerzengerade stand die Fürstin vor Thoronar. »Herrin«, röchelte er. »Erhabene Herrin… bitte! Laßt ab davon! Was habe ich Euch getan, daß Ihr mich so straft?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Sie war es nicht, die diese unerträglichen Schmerzen in Thoronars Eingeweiden auslöste. Nicht mit einem einzigen Gedanken hatte sie erwogen, Thoronar für etwas zu strafen. War er nicht immer ein treuer Diener gewesen, auf den sie sich verlassen konnte? Warum also sollte sie ihm etwas antun?
    Sie verstand es nicht.
    Griff ein anderer Dämon Thoronar an? Dann war es ein furchtbares Vergehen, denn dieser Angriff wurde in Stygias Thronsaal wirksam! Hier, wo nur sie zu bestimmen hatte und niemand sonst - außer vielleicht Lucifuge Rofocale. Aber der ließ sich nicht dazu herab, hierherzukommen, sondern zitierte seine Untergebenen allenfalls zu sich.
    So plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte es wieder auf. Keuchend bemühte Thoronar sich, wieder aufzustehen. »Warum, o Herrin?« flüsterte er verständnislos. »Warum nur?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich war es nicht, mein Freund«, erwiderte sie. »Ich habe dir nichts getan. Ich rief dich zu mir, weil ich dir einen Auftrag erteilen wollte.«
    Fassungslos starrte er sie aus seinen Facettenaugen an. »Aber, Herrin - wer war es dann? Wer frevelt in Eurem Thronsaal?«
    Stygia ballte die Fäuste. Die fledermausähnlichen Schwingen, die aus ihrem Rücken wuchsen, bewegten sich leicht, fächelten die Luft. »Das, Thoronar«, sagte sie, »werde ich herausfinden. Es wird nicht ungesühnt bleiben!«
    Damit hatte sie eine Kampfansage gegen jemanden ausgesprochen, den sie überhaupt nicht kannte.
    Aber er würde sie kennenlernen!
    ***
    Langsam zog Desiree die Nadel wieder aus der annähernd menschlichen Wachspuppe heraus. Mit der Daumenkuppe strich sie über das Loch, das in dem weichen Material zurückgeblieben war, und schloß es wieder. Ihr Opfer würde jetzt aufatmen können.
    Aber nicht für langen.
    Es war eine erste Vorwarnung gewesen. Desiree würde schon bald erneut zuschlagen. Sobald der Dämon glaubte, Ruhe zu haben, sobald er sich von den Schmerzen erholt hatte, den der Voodoo-Zauber ihm zugefügt, würde sie erneut angreifen. Stärker, schmerzhafter.
    So lange, bis er zu ihr kam.
    Jahrelang hatte sie auf diesen Augenblick des Triumphes gewartet. Nun endlich war es soweit. Thoronar würde alles tun, was sie wollte, nur um nicht länger leiden zu müssen.
    Sie wünschte sich, daß er stark war, daß er lange wartete, ehe er den Kampf gegen die Schmerzen aufgab und vor ihr kapitulierte. Sie wollte, daß er litt. Sie haßte den Dämon wie nichts sonst in diesem Universum. Endlich konnte sie ihm heimzahlen, was er ihr einst angetan hatte…
    ***
    Draußen regnete es Bindfäden. Professor Zamorra, frisch unter der Dusche hervorgeklettert, schob die Tür zu einem von Nicoles Zimmer auf. Die dort ertönenden Geräusche deuteten darauf hin, daß seine Gefährtin sich vor dem Fernseher aufhielt. Zamorra hatte im Fitneß-Center im Parterre des Château Montagne Schattenboxen und Fall- und Abrollübungen trainiert und die Schnelligkeit seiner Reflexe überprüft; er konnte mit sich zufrieden sein. Für morgen hatte er Nicole Duval zum Judo- und Taekwon-Do-Training »verpflichtet«. Allein ließ sich das nicht üben, und ihnen beiden war daran gelegen, ständig fit zu bleiben und nichts zu verlernen. Oft genug brauchten sie es bei ihrem immerwährenden Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
    Aber heute feierte Nicole den Sankt-Faulenzius-Tag. Das mußte zwischendurch auch mal sein. Selten genug hatten sie genügend Zeit und Muße dafür. Erst vor ein paar Tagen hatten sie noch in Lyon eine Furie aus der Hölle unschädlich machen müssen, die hemmungslos gemordet hatte und zu einer ungeheuren Gefahr geworden war.
    Ein reizvoller Anblick bot sich Zamorra; vor dem laufenden Fernseher lag Nicole im Evaskostüm bäuchlings auf dem
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