Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0486 - Die Voodoo-Hexe

0486 - Die Voodoo-Hexe

Titel: 0486 - Die Voodoo-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Schwierigkeiten vermeiden. Aber Desiree wollte auch nicht in die Haibund Unterwelt abgleiten. Sie war gezwungen, ein möglichst normales Leben zu führen. Die Nachbarn sollten möglichst nicht mißtrauisch werden, gerade in diesen unsicheren Zeiten nicht.
    Auf diesen Zamorra war sie nun gespannt. Ihr war klar, daß der Mann gefährlich war. Aber sie zweifelte daran, daß er mehr über sie herausfinden würde, als sie von sich aus preiszugeben gewillt war.
    Gut, in einer Stunde etwa würde er also hier sein. In der Zwischenzeit konnte sie noch einmal Thoronar angreifen. Der Dämon verdiente es, nicht mehr zur Ruhe zu kommen, und Rache konnte ein Hochgenuß sein, wenn man sie richtig durchführte.
    ***
    Auf der Autobahn 72 glitt der metallic-silberne BMW 740i mit mäßiger Geschwindigkeit in Richtung Süden. Zamorra erlag nicht der Versuchung, dem nahezu lautlos arbeitenden Achtzylindermotor Hochleistung abzufordern; zum einen hatte er die Limousine nicht zum Rasen geleast, sondern des Komforts, des gefälligen Stylings und der laufruhigen Maschine wegen, zum zweiten pflegte er sich an geltende Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten, drittens mußte der nagelneue Motor erst eingefahren werden - und viertens regnete es immer noch Bindfäden; auf nasser Straße eine Rutschpartie zu erleben, war nicht Zamorras Absicht. Des miserablen Wetters wegen hatte der Regenschirmfeind Zamorra auch auf sein sonst übliches Markenzeichen, den weißen Anzug verzichtet, und sich in Jeans und dunkle Lederjacke gekleidet. Nicole war in ihren schwarzen »Kampfanzug« geschlüpft, wie sie den eng anliegenden Lederoverall zuweilen nannte, in dem sie schon so manche Auseinandersetzung mit Anhängern der Schwarzen Magie erlebt hatte.
    Der Himmel war mondlos schwarz; die Scheibenwischer des BMW glitten beständig hin und her. Vor dem Wagen tauchten die Lichter von St. Etienne auf. Sie mußten via Autobahn hindurch; auf der anderen Seite der Stadt würden sie sie verlassen und dann das kleine Dorf Terrenoire erreichen. »Wolltest du nicht ursprünglich Mademoiselle oder Madame Colon zu uns ins Château Montagne einladen«, fragte Zamorra plötzlich, »des Dämonentestes wegen? Zudem hätten wir dort Heimspiel gehabt, und ich wundere mich, daß mir das erst jetzt einfällt.«
    »Ja, Mann wird eben alt«, grinste Nicole. »Aber so ganz unrecht hast du nicht. Aber sie fing sofort damit an, uns zu sich einzuladen, und das wollte ich ihr dann nicht mehr ausreden -zumal wir ja auch etwas von ihr wollen und nicht umgekehrt. Ich wollte nicht unverschämt sein, und vielleicht ist sie ja auch gar keine Schwarzmagierin oder Dämonin.«
    Zamorra nickte. »Ich zweifele ohnehin daran, daß du mittels der Fernseh -übertragung ihre Gedanken erfassen konntest. Ich halte das für eine Illusion. Vielleicht warst du durch irgend etwas zu aufgekratzt und hast bestimmte Impulse falsch gedeutet.«
    »Also, wenn du meinst, es läge an unseren wilden Spielchen, muß ich dich korrigieren«, stellte Nicole fest. »Den Kontakt hatte ich schon vorher. Du kamst ja erst herein, als das Einstiegsinterview längst vorbei war. Nein, es muß wohl etwas anderes gewesen sein.«
    »Wir werden sehen«, sagte Zamorra. »Wenn Desiree Colon eine normale Frau ist, die sich eben nur in ihrer Freizeit ein bißchen mit Voodoo beschäftigt, ist alles in Ordnung. Falls sie aber über schwarzmagische Kräfte verfügt, wird Merlins Stern es mit Sicherheit sofort herausfinden und nicht nur uns schützen, sondern auch die Gegnerin angreifen. Und zur Not habe ich, wie du weißt, auch noch den Dhyarra-Kristall mitgenommen. Wir haben also alles fest im Griff.«
    »Dein Wort in Merlins Ohr«, murmelte Nicole.
    Wenig später verließen sie die Autobahn und erreichten Terrenoire. Obgleich es nur ein kleiner Ort war und Colon eine sehr exakte Wegbeschreibung geliefert hatte, verfuhr Zamorra sich in dem Labyrinth aus schmalen Gassen mehrmals, ehe er den BMW endlich vor einem Reihenhaus einparkte. »Die zweite Wohneinheit von rechts ist es«, informierte ihn Nicole. Zamorra sah sich um. Alles machte einen recht provinziellen Eindruck. Selbst die Gartenzwerge in den Vorgärten fehlten nicht. Der Parapsychologe drehte den Zündschlüssel in die Aus-Position, löschte die Fahrzeugbeleuchtung, stieg aus und schlug sofort den Kragen seiner Lederjacke hoch. Der Regen prasselte in unverminderter Stärke herab. Sicher war er nach dem heißen, pulvertrockenen Sommer mehr als nötig, aber warum ausgerechnet in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher