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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn
Autoren: Susanne Gerdom
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nützt so ein Wunsch? Man muss die Tage nehmen, wie sie kommen.« Sie lächelte ihn an. »Trurre hat einen Narren an dir gefressen«, sagte sie. »Das spricht jedenfalls sehr für dich, er ist eigentlich sehr wählerisch. Ich glaube aber, er hat recht, was sein Urteil über dich betrifft.«
    »Danke«, sagte Olkodan schlicht. Er drehte sich um, denn Iviidis kam wieder herein und brachte Broneete mit. Die Gardistin hörte sich genau an, wo und wie Rutaaura mit Schneegeflüster zusammengetroffen war, weil sie die Garde hinter ihm herschicken wollte.
    Iviidis fiel auf das Bett, als Broneete gegangen war, und vergrub das Gesicht in den Händen. »Was für eine grausame Tat, was für ein Tag der Schrecken«, sagte sie erstickt.
    Olkodan legte die Arme um sie. »Aber alles wird gut«, flüsterte er. »Alles wird gut.«

    Während die Schwestern und Olkodan sich von ihren Strapazen erholten und Broneete Nachforschungen darüber anstellte, wer außer Glautas an dem Komplott beteiligt gewesen war, besuchte Lootana nacheinander alle Hohen Häuser und sämtliche Ratsmitglieder und erinnerte sie an die glückliche Zeit, als es noch Könige gab und Dunkle und Lichte Elben als Geschwister zusammenlebten. Lootana hatte früher das allerhöchste Ansehen im Rat genossen, und die meisten Ratsmitglieder waren auch jetzt noch immer geneigt, auf ihre Worte zu hören. Trotzdem war dafür einiges an Überzeugungsarbeit nötig, aber an jedem neuen Abend kehrte Iviidis’ Mutter mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause zurück.
    Trurre war in der ersten Zeit die Sensation in dem großen Elbenhaus gewesen. Das hatte sich inzwischen immerhin etwas gelegt, auch wenn er immer noch auf Schritt und Tritt beobachtet wurde – nicht mehr misstrauisch, dafür aber neugierig. Leniita hatte ihn bei seinem ersten Ausflug in die Küchenregionen noch mit Löffeln, Lappen und einem Topf mit – glücklicherweise – kalter Suppe beworfen, aber nachdem sie sich erst einmal von dem Schreck erholt hatte, dass ausgerechnet ein Zwerg in ihrem Allerheiligsten stand, hatten die beiden sogar so etwas wie Freundschaft geschlossen. Man fand Trurre nun häufig an dem großen Küchentisch sitzend, die Ellbogen auf die Platte gestemmt, während er unter ausführlichen Lobreden auf ihre Kochkunst eine der Köstlichkeiten verputzte, die die zufrieden lächelnde Köchin ihm vorzusetzen pflegte.
    Iviidis und ihre Schwester unternahmen lange Ausflüge durch den Sommerpalast, auf denen sie über die Zukunft sprachen. Es war inzwischen beschlossen worden, dass beide mit Windgesang zum Tal reisen würden. Iviidis wollte die Höhle aufsuchen, in der sie mit Rutaaura zusammengetroffen war – ein Erlebnis, das beide sich nicht recht erklären konnten. Außerdem hatte sie voller Staunen vernommen, dass im Tal noch eine Großmutter der beiden Schwestern lebte, von der sie nie zuvor vernommen hatte. »Mondauge?«, sagte sie verblüfft zu Rutaaura. »Das ist doch nicht – Andronee Mondauge? Die Historikerin?«
    »Andronee – weiß ich nicht«, sagte Rutaaura. »Sie benutzen diese Namen nicht im Tal. Aber Historikerin, das stimmt. Sie war die Oberste Tenttai vor der Trennung.«
    Iviidis verschluckte sich. »Das ist unsere Großmutter?«, fragte sie hustend. »Lootanas Mutter?«
    Rutaaura klopfte ihr auf den Rücken. »Ja doch. Warum regst du dich so auf?«
    Im Sommerpalast kehrte Ruhe ein. Die Garde patrouillierte zwar immer noch zwischen den Häusern, aber der Ausnahmezustand war sofort beendet worden, als der dezimierte Rat sich zur ersten Sitzung nach den schrecklichen Vorfällen wieder in der Hohen Halle traf. Lootana hatte auf dieser Sitzung eine Rede gehalten, nach der die älteste Ratsfrau aufstand und eine Beratung über die Wiederbesetzung des Leeren Throns beantragte. Der Antrag wurde einstimmig angenommen, wie Lootana triumphierend zu Hause berichtete.
    Und dann kam der Tag, an dem Alvydas am Arm seiner Schwester durch den Sommerpalast schritt und über Iviidis’ Schwelle trat. Lootana und Rutaaura wurden gerufen, und alle zogen sich in das Große Besuchszimmer zurück, das von einem starken Zauber abgeschirmt wurde.
    Broneete, die kam, um von ihren Fortschritten zu berichten, traf nur auf Trurre, der dabei war, sein Bündel zu packen. Olkodan hatte dafür gesorgt, dass sein Pferdchen Hasenherz in den Sommerpalast gebracht worden war – Trurre hatte es vorsorglich in Olkodans Stall untergestellt, bevor er sich in den Sommerpalast geschlichen hatte.
    »Ich muss langsam
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