Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
auf den Apfelbaum, und ein Raunen ertönte. Der Baum stand seit Iviidis’ Berührung über und über in Blüte, und ein betörender Duft erfüllte den Raum.
    Olkodan, der still und staunend mit seinem verstört dreinblickenden Sohn im Arm dagestanden hatte, legte mit einem Seufzer den anderen Arm um seine Frau. »Bedeutet es das, was ich befürchte?«, flüsterte er, und Iviidis nickte grimmig.
    Die Gardisten folgten nun Broneetes Anweisung und nahmen Glautas fest. »Was soll mit ihm geschehen?«, fragte Broneete. »Bringt ihn zu seinem Haus«, befahl Iviidis, und Olkodan fügte, an seinen Schwiegervater gewandt, hinzu: »Du brauchst nicht zu hoffen, dass du entfliehen kannst. Auch dort finden sich Bäume genug.« Er deutete auf die Wand des Saals, und auf sein Zeichen sprossen Zweige hervor und schlossen sich um den Arm des Gardisten, der dort stand. Der keuchte erschreckt, und Olkodan befreite ihn mit einem zweiten Wink wieder.
    Glautas rang immer noch nach Luft. »Ihr …«, röchelte er. »Ihr …« Er sah von seiner Tochter zu seiner Frau, dann winkte er mit gebundenen Händen ab und ließ sich abführen.
    Hinter ihnen schrie Zinaavija, die halb betäubt dagelegen hatte, wie von Sinnen. Sie rappelte sich vom Boden auf und stürzte sich auf Iviidis. Broneete rief »Ivii, Achtung!« und warf sich mit gezücktem Schwert dazwischen. Es folgte ein kurzer Tumult, an dessen Ende Glautas’ Gefährtin bewusstlos auf dem Boden lag. Neben ihrer schlaffen Hand blitzte das Messer, mit dem sie Iviidis hatte erstechen wollen.
    Broneete kniete schwer atmend auf dem Boden und stützte sich auf ihr Schwert. Sie hatte Zinaavija mit der flachen Klinge niedergeschlagen. Beinahe überrascht hob sie den Kopf und sah Iviidis an. »Ich habe sie … Sie wollte dich …«
    Trurre stand plötzlich an ihrer Seite und half ihr auf. »Gut gemacht, Soldatin«, sagte er. »Verdammt schnell gehandelt. Du hast deiner Königin gerade das Leben gerettet.«
    »Trurre«, sagte Olkodan und drückte ihm voller Erleichterung die Hand. »Was für ein Glück, dass dir nichts geschehen ist.«
    Iviidis, die sich leise mit ihrer Mutter unterhalten hatte, unterbrach das Gespräch und fragte: »Wo ist Alvydas?«
    Trurre verneigte sich formvollendet vor ihr, was sie mit einer halb belustigten, halb unmutigen Geste quittierte. »Er ist zu Hause«, antwortete er. »Die Soldaten haben mich erwischt, als ich schon auf dem Rückweg war.« Er sah besorgt aus. »Es ging ihm sehr schlecht, als ich ihn verließ. Sicher wäre es gut, wenn jemand nach ihm sehen würde.«
    »Das machen wir«, mischte sich Lootana ins Gespräch.
    »Wir?«, fragte Iviidis.
    Lootana nickte zur Tür, und aus einem Schatten, der dort unbeachtet einen Winkel füllte, formte sich eine elbische Gestalt. »Ruta«, riefen Trurre und Iviidis gleichzeitig aus.
    »Schön, euch zu sehen«, sagte Rutaaura und lachte. »Was für eine turbulente Szene. War das unser Vater, den sie da gerade abgeführt haben?«
    »Plaudern können wir später noch«, ging Lootana dazwischen. »Komm, wir wollen nach Alvydas sehen. Und dann suchen wir Windgesang, irgendwo hier muss sie ja sein.«
    Broneete hatte inzwischen Zinaavijas Hände gefesselt und half ihr auf.
    »Irgendwann hat sicher jemand Zeit, mir das alles zu erklären«, sagte sie mühsam gefasst und sah von Iviidis zu Trurre. Dieser hatte Olkodan gerade mit gedämpfter Stimme von seiner Festnahme erzählt und befragte ihn nun zu der Wunde an seinem Kopf. Iviidis legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. »Danke für dein Vertrauen«, sagte sie. »Wir sehen uns nachher, wenn du alles erledigt hast. Ich denke, wir haben uns eine Menge zu erzählen.«
    Broneete nickte knapp und schob Zinaavija vor sich her zur Tür.
    Lootana winkte Rutaaura, die gerade mit Trurre sprach und dabei von Olkodan neugierig unter die Lupe genommen wurde. »Komm bitte, wir haben nachher noch alle Zeit der Welt.«
    Rutaaura schlug Trurre fest und herzlich auf die Schulter und lief hinter ihrer Mutter her. Trurre sah ihr einen Augenblick lang nach und drehte sich dann zu den übrig gebliebenen Elben um. Iviidis und Olkodan hatten sich am Fuß des Throns niedergesetzt, und Iviidis hielt ihren Sohn im Schoß, den nach all der Aufregung die Erschöpfung übermannt hatte und der nun fest eingeschlafen war.
    Trurre kniete sich vor beide hin und musterte sie mit einem Lächeln. Olkodan, der hin und wieder leicht den Kopf schüttelte, als müsste er sein Gehirn wieder an den richtigen Platz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher