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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn
Autoren: Susanne Gerdom
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geht.«
    »Lootana«, sagte Alvydas. »Wie schön.« Er hob langsam die Hand, und Lootana ergriff sie. »Da ist noch jemand«, sagte der alte Elb und öffnete die Augen. Rutaaura erwiderte voller Faszination den Blick der opalisierenden Augen.
    »Deine andere Tochter.« Er begann zu lächeln. Rutaaura lächelte unwillkürlich zurück.
    »Wie geht es …«, Alvydas unterbrach sich und schloss die Augen. Windgesang beugte sich vor und legte eine Hand auf seine Stirn.
    »Iviidis?«, fragte Lootana. »Sie ist unversehrt, und es geht ihr gut.« Sie lachte leise. »Allerdings ist sie, fürchte ich, im Moment nicht allzu gut auf dich zu sprechen.«
    Alvydas hustete erstickt. Dann winkte er Rutaaura zu sich und ergriff ihre Hand. »Windgesang sagte mir, dass du der Schlüssel warst«, sagte er. »Deine Schwester verdankt dir ihr Leben, weißt du das?«
    Rutaaura sah ihn zweifelnd an. Der Griff seiner Finger war kühl und erstaunlich kraftvoll.
    Windgesang verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand. »Ich wusste, dass sie der Schlüssel sein würde«, sagte sie zufrieden.
    »Und ich hatte es gehofft«, sagte Alvydas. Er machte Anstalten, sich aufzusetzen. Lootana half ihm.
    »Es ist gut«, wehrte er ihre Bemühung ab, ihm ein Kissen in den Rücken zu stopfen. »Ich bin bald wieder auf den Beinen. Die letzten Tage waren ein wenig hart. Aber ich habe es überstanden.«
    Windgesang schnaubte. »Du lagst im Sterben«, sagte sie scharf. »Du hättest niemals gewagt, eine unvorbereitete Kandidatin als Gefäß zu benutzen, wenn es dir nicht wirklich schlecht gegangen wäre. Erzähle mir also nicht, dass es dir jetzt schon wieder gut geht. Nicht, nachdem du auch noch einen meiner jungen Burschen zur Räson bringen musstest!«
    Lootana sah sie fragend an, und Windgesang erzählte ihr, was sie von Alvydas über seinen und Trurres Kampf mit dem Dunklen erfahren hatte.
    »Jetzt geht es mir wieder gut«, beharrte Alvydas. »Ich brauche ein wenig Ruhe, das ist alles. Wurzel und Blatt, fühlt ihr nicht, dass jetzt alles wieder zusammenwächst? Seht mich also nicht an, als würde ich euch unter den Händen wegsterben, das wird in der nächsten Zeit nicht geschehen.« Er sah Windgesang mit großer Zärtlichkeit an. »Nicht, wenn wir wieder vereint sind«, sagte er leise.
    Die Älteste schnaubte leise, aber ihr Gesicht war weich. »Schlaf jetzt, mein Bruder«, sagte sie. »Schlaf, Askur. Embul wacht.« Er nickte und schloss die Augen. Sein fester Griff löste sich, und Rutaaura zog ihre Hand unter seiner hervor. Sie sah Windgesang fragend an, und die deutete auf das Nebenzimmer.
    »Ich werde eine Weile hierbleiben«, sagte die Älteste. »Bevor er nicht vollkommen wiederhergestellt ist, möchte ich ihn nicht allein lassen. Wir waren zu lange getrennt, das hat ihn geschwächt.«
    »Er ist dein Bruder?«, fragte Rutaaura neugierig. Windgesang nickte kurz.
    »Wir werden ohnehin noch eine Weile hier gebraucht«, sagte Lootana. »Also ist es gut so. Wir gehen erst zurück, wenn Alvydas wieder auf den Beinen ist.«
    Rutaaura räusperte sich. »Wie soll es denn überhaupt weitergehen?«, fragte sie. »Ich denke, eine Vereinigung unserer beiden Völker dürfte etwas schwieriger zu bewerkstelligen sein als dies hier«, sagte sie lakonisch und nickte in Richtung Windgesang und Alvydas.
    »Wenn wir es schaffen, den Hohen Häusern ein neues Königspaar schmackhaft zu machen, bekommen wir auch den kleinen Rest hin«, gab Lootana zurück. »Keine Sorge. Für den größten Teil der Überzeugungsarbeit werde ich zuständig sein. Und vielleicht auch Alvydas«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Man wird sich an ihn erinnern, zumindest die Älteren unter den Mitgliedern der Hohen Häuser. Nach der Trennung wollte niemand mehr an den Königsmacher denken, und, Windgesang, du kennst unser Volk – wenn wir etwas vergessen wollen, dann tun wir es gründlich. Aber ich glaube, dass ich in der Lage sein werde, ein paar dieser Erinnerungen wieder wachzurufen.«
    Sie sah die Älteste fragend an. »Hast du alles, was du brauchst? Ich lasse dir nachher etwas zu essen bringen.«
    Windgesang dankte ihr und geleitete Mutter und Tochter zur Tür.
    Sie schwiegen auf dem Abstieg. Unten angekommen, deutete Rutaaura umher und sagte: »Ich würde mich gerne noch ein wenig umsehen. Wie finde ich euch?«
    Lootana erklärte ihr den Weg zu Glautas’ Haus, schärfte ihr ein, niemandem unter die Augen zu kommen, denn dazu sei es noch zu früh, und verschwand
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