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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand
Autoren: Lindsey Davis
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jetzt würden sie dazu noch, im Angesicht der versammelten Truppenverbände, mit der mächtigen Eisenhand ausgezeichnet werden, die beides symbolisieren konnte, Macht und Freundschaft.
    Den Blick unverwandt auf die feierliche Übergabezeremonie gerichtet, begann ich endlich zu sprechen. »Meine Mission ist erledigt, und es wird Zeit, daß ich nach Rom zurückkehre. Ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß manche Frauen mehr Gutes für die Welt erreichen können als Männer.« Ihre Finger kitzelten mich im Nacken; nur noch ein paar Sätze, dann würde sie wissen, daß sich das jetzt nicht mehr schickte, und damit aufhören. Ich zwang mich, weiterzureden: »Helena, um Roms willen solltest du Titus heiraten. Wenn du seinen Brief beantwortest …«
    Eine Trompetenfanfare schnitt mir das Wort ab.
    Wunderbar! Die einzige hochherzige Geste meines Lebens zerstört von einem Militärsignal.
    Der Bannerträger mit der Hand begann auf ein Zeichen des Statthalters hin die Reihen der Legion abzuschreiten, um allen Vespasians Präsent vorzuführen. Jetzt näherte er sich den Kohorten. Mit jedem Auxilienführer tauschte er einen Salut und eine Ehrenbezeigung, bevor er zum nächsten weiterschritt. Der feierliche Marsch wurde vom vollen Trompetenkorps der Legion begleitet.
    Helenas Hand ruhte jetzt ganz still auf meinem Nacken. Diese süße, tröstende Berührung zu verlieren würde unerträglich sein. Aber ich war schließlich abgehärtet. Ich würde es tun. Ich würde mich dazu zwingen. Wenn Helena Justina sich für ihre Pflicht gegenüber dem Imperium entschied, würde ich sie allein nach Rom zurückschicken und für mich das dauerhafte Exil wählen, würde die wilden Randgebiete des Reiches durchstreifen, mich vielleicht sogar darüber hinauswagen, ruhelos wie ein unglückliches Gespenst …
    Als ich eben vom Podium springen und meinen Abgang als Held inszenieren wollte, beugte Helena sich zu mir Kniendem herab. Ihr Haar streifte meine Wange. Ihr Parfüm umhüllte mich mit Zimtduft. Ihre Lippen bewegten sich leise ganz dicht an meinem Ohr: »Du kannst aufhören, so tragisch zu gucken. Ich habe ihm schon an dem Tag geschrieben, als du nach Colonia gefahren bist. «
    Helena lehnte sich zurück. Ich blieb zu ihren Füßen hocken. Wir sahen zu, wie der Bannerträger noch zwei letzte Infanteriekohorten abschritt; dann schwiegen die Trompeten.
    Ich blickte auf. Helena tippte mich sanft mit dem Finger auf die Nase, und ich sah, daß sie den Silberring trug, den ich ihr einmal geschenkt hatte. Sie sah mich nicht an, sondern blickte mit dem gleichen geheuchelten Interesse wie alle anderen Damen auf den Exerzierplatz hinab und schien sich insgeheim zu überlegen, wann sie endlich nach Hause gehen könne. Niemand außer mir konnte sehen, wie schön und wie dickköpfig sie war.
    Mein Mädchen.
    Der Bannerträger der Vierzehnten Gemina überreichte die Eiserne Hand dem Ersten Tribun als Stellvertreter der Legion. Die zwei Fuß hohe Statue war eine schmucke Trophäe, aber der Mann in der Bärenhaut war unter ihrem Gewicht bestimmt in Atemnot geraten. Ein Waffenschmied hatte die Sprünge in der Vergoldung übertüncht, aber ich erkannte doch noch die Delle im Daumen, die von einem Zusammenstoß mit dem Bettgestell einer drittklassigen Pension stammte, wo ich auf der Fahrt durch Gallien übernachtet hatte.
    »Heißt das, du bleibst bei mir, Helena?« wagte ich endlich zu fragen.
    »Mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben«, sagte sie (nachdem sie sich mit der Antwort reichlich Zeit gelassen hatte). »Schließlich gehört mir die Hälfte von deinem samnischen Tafelgeschirr, und das gebe ich auf keinen Fall wieder her. Also hör endlich auf, Blödsinn zu verzapfen, Marcus, und schau dir die Parade an.«

Edward Gibbon { * } schildert die Germanen,
die er abwechselnd als Deutsche und als Barbaren
bezeichnet, folgendermaßen:
     
     
     
    Das neuere Deutschland soll zweitausend dreihundert mit Mauern umgebene Städte enthalten. (…)
    Wir können sie nur als rohe Befestigungen ansehen, inmitten der Wälder zu dem Zwecke errichtet, die Weiber, Kinder und die Herden sicher zu stellen, während die Krieger des Stammes auszogen, um einen plötzlichen Feindeseinfall abzuwehren. Tacitus führt es als eine wohlbekannte Tatsache an, daß die Deutschen zu seiner Zeit keine Städte hatten und daß sie die römischen Bauten mehr als Plätze der Einkerkerung als der Sicherheit verachteten. Ihre Gebäude grenzten weder aneinander, noch
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