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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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nichts dagegen, wenn ich zum Schluß wenigstens jemanden erschießen dürfte. Aber nicht einmal das kannst du mir garantieren. Ich höre immer nur, tu dies nicht, tu das nicht. Ich darf den Scheißkerl ja nicht mal in meinen Kofferraum packen, wenn ich ihn finde.«
    Ich überquerte die Straße und unterhielt mich noch mit drei anderen Nachbarn. Die Antworten fielen alle gleich aus. Sie hätten keine Ahnung, wo Mo sich aufhielt, aber es wäre ganz schön unverschämt von mir zu unterstellen, Mo sei ein Verbrecher.
    An der vierten Tür machte mir ein Teenager auf. Wir trugen fast die gleiche Kleidung. Doc Martens, Jeans, T-Shirt und darüber ein kariertes Hemd. Ansonsten zu viel Augenschminke und eine braune Lockenpracht auf dem Kopf. Sie war zehn Pfund leichter und fünfzehn Jahre jünger als ich. Ich beneidete sie nicht um ihre Jugend, aber das mit der Tüte Doughnuts, die ich mir auf der Fahrt durch Burg gekauft hatte und die sich sogar jetzt, während ich mit ihr redete, vom Rücksitz meines Wagens aus meldeten und um Verzehr baten, wollte ich mir lieber noch mal überlegen.
    Ich reichte ihr meine Visitenkarte, und sie bekam große Augen.
    »Kopfgeldjägerin!« sagte sie. »Ist ja cool.«
    »Kennst du Onkel Mo?«
    »Natürlich kenne ich Onkel Mo. Alle hier kennen Onkel Mo.« Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. »Hat er was ausgefressen? Sind Sie hinter Onkel Mo her?«
    »Er hat einen Gerichtstermin nicht wahrgenommen, den er wegen eines geringen Vergehens bekommen hatte. Ich will ihn nur daran erinnern, daß er einen neuen vereinbaren muß.«
    »Wahnsinn! Schlagen Sie ihn auch zusammen, wenn Sie ihn geschnappt haben, und sperren ihn in den Kofferraum?«
    »Nein!«« Was sollte dieses ständige Gerede über meinen Kofferraum? »Ich will nur mit ihm reden.«
    »Er hat bestimmt etwas ganz Gräßliches getan. Sie wollen ihn bestimmt wegen Kannibalismus drankriegen.«
    Kannibalismus? Der arme Kerl verkaufte Süßigkeiten. Was sollte er mit menschlichen Fingern und Zehen anfangen? Die Kleine hatte Geschmack in Sachen Fußbekleidung, aber was sich in ihrem Kopf abspielte, machte einem angst. »Weißt du irgend etwas über Mo, das mir weiterhelfen könnte? Hat er enge Freunde hier unter den Nachbarn? Hast du ihn kürzlich gesehen?«
    »Ich habe ihn vor zwei Tagen im Laden gesehen.«
    »Du könntest ja für mich nach ihm Ausschau halten. Meine Nummern stehen auf der Karte. Wenn du Mo oder irgend jemand Verdächtiges siehst, rufst du mich einfach an.«
    »Bin ich dann auch eine richtige Kopfgeldjägerin?«
    »Fast.«
    Ich lief zurück zu Lula. »Alles klar«, sagte ich. »Du kannst wieder ins Büro fahren. Ich habe Ersatz gefunden. Die Kleine von gegenüber wird für uns spionieren.«
    »Wurde aber auch Zeit. Ich wäre hier nicht alt geworden.«
    Ich fuhr hinter Lula her ins Büro und rief meine Freundin Norma an, die bei der Kfz-Meldestelle arbeitete. »Ich hätte da einen Namen«, sagte ich, »und brauche das zugehörige Nummernschild und den Wagentyp.«
    »Wie lautet der Name?«
    »Moses Bedemier.«
    »Onkel Mo?«
    »Genau der.«
    »Über Onkel Mo kriegst du von mir keine Informationen.«
    Ich erzählte ihr das Märchen von dem neuen Termin, der vereinbart werden müßte. Es klang schon ziemlich abgenutzt.
    Im Hintergrund hörte man jemanden Computertasten betätigen. »Wenn du Onkel Mo auch nur ein einziges Haar auf seinem Schädel krümmen solltest, kriegst du nie wieder ein Nummernschild von mir.«
    »Ich werde ihm nicht weh tun«, sagte ich. »Ich habe noch nie jemandem weh getan.«
    »Und was ist mit dem Kerl, den du letztes Jahr im August umgebracht hast? Und dem Beerdigungsinstitut, das du in die Luft gejagt hast?«
    »Kriege ich nun die Information oder nicht?«
    »Er fährt einen Honda Civic, Baujahr zweiundneunzig. Farbe blau. Hast du was zu schreiben? Ich gebe dir das Kennzeichen durch.«
    »Au weia«, sagte Lula, die mir über die Schulter spähte. »Noch mehr Hinweise. Sollen wir jetzt auch noch nach dem Auto suchen?«
    »Ja.« Und danach suchen wir nach dem Wohnungsschlüssel. Jeder macht sich Gedanken für den Fall, daß er sich mal aus der Wohnung ausschließt. Gibt es niemanden unter den Nachbarn, dem man seinen Schlüssel anvertrauen möchte, versteckt man ihn irgendwo. Man legt ihn auf den Türrahmen, verstaut ihn in einem Stein aus Kunststoff neben dem Keller oder schiebt ihn unter den Fußabtreter.
    Ich wollte mir nicht gewaltsam Zugang verschaffen, aber falls ich den Schlüssel fand…
    »Ich
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