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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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gefunden.«
    Mrs. Steeger warf uns von ihrem Fenster aus böse Blicke zu. Ich lächelte und winkte ihr, und sie trat von der Scheibe zurück, bestimmt, um schnurstracks zum Telefon zu eilen und erneut meinetwegen die Polizei zu rufen.
    Zwischen dem Laden und der Garage klemmte ein winziger Hinterhof, aber nichts ließ darauf schließen, daß er zur Erholung genutzt wurde. Keine Schaukel, kein Grill, keine verrosteten Gartenstühle. Nur ein Plattenweg zog sich durch den struppigen Rasen. Ich ging den Weg entlang zum Hintereingang des Ladens und schaute in die Mülltonnen, die an der Backsteinmauer aufgereiht standen. Sie waren alle voll, der Abfall fein säuberlich in Plastikbeutel gepackt. Neben den Tonnen stapelten sich zusammengefaltete Pappkartons. Ich schlich mich um die Tonnen und die Pappkartonstapel herum und suchte nach Anzeichen, die auf ein Schlüsselversteck deuteten. Ich fand nichts dergleichen. Ich tastete den Türpfosten des Hintereingangs zum Laden ab, ging die Treppe hoch und ließ die Hand an der Unterseite des Balkongeländers entlanggleiten, klopfte noch einmal an die Tür und sah durchs Fenster.
    Lula tauchte aus der Garage auf und überquerte den Hof. Sie erklomm die Außentreppe und überreichte mir stolz einen Schlüssel.
    »Bin ich nicht gut?« sagte sie.

2
    Ich stieß den Schlüssel in das Yale-Schloß von Mos Tür, und sie öffnete sich.
    »Mo?« rief ich.
    Keine Antwort.
    Lula und ich sahen uns um. Keine Polizei, keine Kinder, keine neugierigen Nachbarn. Unsere Blicke trafen sich, und leise schlüpften wir in die Wohnung. Ich durchschritt einmal kurz alle Räume und stellte fest, daß Mo weder im Schlafzimmer noch im Badezimmer, weder in der Küche noch im Wohnzimmer tot auf dem Boden lag. Im Kühlschrank befanden sich Lebensmittel, und im Schlafzimmer hingen Kleider.
    Die Wohnung war sauber und aufgeräumt. Mo besaß keinen Anrufbeantworter, ich konnte also keine Nachrichten abhören. Es lag auch nirgendwo ein vergessener Notizzettel mit Angaben über Flugreservierungen oder Zimmervorbestellungen herum, kein Werbeprospekt von Disney World.
    Ich wollte mich gerade nach unten begeben und die Ladenräume durchsuchen, als Carl Constanza auf der hinteren Veranda erschien. Carl war einer meiner Lieblingsbullen. Wir waren zusammen zur Ersten Heiligen Kommunion gegangen, und nicht nur das.
    »Ich hätte es mir denken können«, sagte Carl. Er stand plattfüßig da, eine Pistole und andere Utensilien baumelten gewichtig an seinem Gürtel. »Ich hätte es mir denken können, daß du das bist, als der Anruf kam.«
    »Ich muß gehen«, sagte Lula und glitt an Carl vorbei, die Treppe hinunter. »Ihr wollt euch doch sicher in Ruhe unterhalten. Da möchte ich nicht stören.«
    »Lula!« rief ich hinter ihr her. »Wehe, du haust ohne mich ab!«
    Lula war schon fast um die Ecke verschwunden. »Ich habe mir eine Erkältung eingefangen, ich will euch lieber nicht anstecken.«
    »Na?« sagte Carl. »Willst du mir nicht sagen, was das Theater hier soll?«
    »Daß Lula und ich hier in Onkel Mos Wohnung sind?«
    Carl verzog das Gesicht. »Bestimmt hast du irgendeine alberne Erklärung parat, habe ich recht?«
    »Mo ist nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen. Ich wollte ihn hier aufsuchen, und seine Tür stand sperrangelweit offen. Muß der Wind gewesen sein.«
    »Hmhm.«
    »Und dann haben Lula und ich uns Sorgen gemacht. Was ist, wenn Mo sich verletzt hat? Im Badezimmer gestürzt ist, sich den Kopf aufgeschlagen hat und bewußtlos daliegt?«
    Carl hob abwehrend die Hände. »Hör auf. Ich will es gar nicht wissen. Bist du mit deiner Suche fertig?«
    »Ja.«
    »Und liegt Mo nun bewußtlos auf dem Badezimmerboden?«
    »Nein.«
    »Und du fährst jetzt sofort nach Hause?«
    »Natürlich.« Carl war ein anständiger Kerl, aber jetzt in Mos Laden einzubrechen, während Carl mir über die Schulter schaute, hieße mein Glück überstrapazieren, also machte ich die Tür zu und achtete darauf, daß sie ins Schloß fiel.
    Ich trat auf die Straße, von Lula und ihrem Firebird keine Spur. Gesenkten Hauptes ging ich zu Fuß zu meinen Eltern, die sich bestimmt dazu überreden ließen, mich nach Hause zu bringen.
    Meine Eltern wohnten im Herzen von Burg, in einer schmalen Doppelhaushälfte, wo es an einem so kalten Tag wie heute sicher nach Schokoladenpudding roch, der auf dem Herd kochte. Er hatte die gleiche Wirkung wie die Lorelei, die alle vorbeifahrenden Seeleute mit ihrem Gesang so betörte, daß die Schiffe an den
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