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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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Gentleman.«
    »Wißt ihr irgend etwas über ihn?« fragte ich. »Geht er in die Kirche? Ist er Mitglied im Veteranenverband?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Grandma. »Ich kenne ihn nur aus seinem Süßwarenladen.«
    »Wann hast du das letztemal mit ihm gesprochen?«
    »Das muß ein paar Monate her sein. Wir sind auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen auf ein Eis bei ihm vorbeigegangen. Weißt du noch, Ellen?«
    »Das war vor Weihnachten«, sagte meine Mutter.
    Ich forderte sie mit einer Geste auf, mehr zu erzählen. »Und?«
    »Nichts und«, sagte sie. »Wir sind reingegangen. Wir haben uns über das Wetter unterhalten. Wir haben das Eis gekauft und sind wieder gegangen.«
    »Und sah Mo gesund aus?«
    »Er sah aus wie immer«, sagte meine Mutter. »Vielleicht mit ein bißchen weniger Haaren auf dem Kopf und einem kleinen Rettungsring um die Taille. Er trug ein weißes Hemd, auf dem »Onkel Mo« über der Brusttasche stand, wie immer.«
    »Was ist mit dem Huhn?« wollte meine Mutter wissen.
    »Komme ich später drauf zurück«, sagte ich. »Ich muß zu Vinnie. Kann mich jemand mit dem Auto hinbringen?«
    »Was ist mit deinem Auto?« fragte Grandma. »Schon wieder geklaut?«
    »Es steht bei Vinnie. Ist eine lange Geschichte.«
    Meine Mutter holte ihren Mantel aus dem Garderobenschrank. »Ich kann dich hinbringen. Ich muß sowieso noch was einkaufen.«
    Das Telefon klingelte, und Grandma Mazur hob ab.
    »Ja«, sagte sie knapp. »Ja. Ja. Ja.« Ihre Stirn legte sich in Falten. »Ich habe dich verstanden«, erwiderte sie.
    »Das ist ja ein Ding«, sagte sie, nachdem sie aufgelegt hatte. »Das war Myra Biablocki. Sie sagte, sie hätte mit Emma Rodgers gesprochen, und Emma hätte ihr erzählt, sie hätte gehört, Stephanie würde Jagd auf Onkel Mo machen. Myra meinte, es sei ein Trauerspiel, daß ein Mensch nichts Besseres zu tun hätte, als einem unbescholtenen Bürger wie Moses Bedemier an den Karren zu fahren.«
    »Deine Kusine Maureen hat gerade Arbeit in der Knopffabrik gefunden«, sagte meine Mutter zu mir. »Die stellen bestimmt noch Leute ein.«
    »Ich will aber nicht in der Knopffabrik schuften. Mir gefällt meine Arbeit.«
    Wieder klingelte das Telefon. Wir sahen uns an.
    »Hat sich wahrscheinlich nur jemand verwählt«, bot Grandma Mazur als Entschuldigung an.
    Meine Mutter schob sich an Grandma vorbei und riß den Hörer von der Gabel. »Ja?« Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich. »Moses Bedemier ist nicht über das Gesetz erhaben«, sagte sie. »Mach dich doch bitte erst mal sachkundig, bevor du irgendwelche Gerüchte in die Welt setzt. Und wo wir schon dabei sind: Ich an deiner Stelle würde mal meine Fenster putzen, statt anderen Leuten am Telefon die Ohren vollzuquatschen.«
    »Das war sicher Eleanor«, sagte Grandma. »Sie wohnt ein Stück die Straße runter. Ihre Fenster sind mir auch schon aufgefallen.«
    Das Leben war überschaubar in Burg. Die Sünden wurden einem von der katholischen Kirche vergeben, schmutzige Fenster waren ein Affront gegen die Nachbarn, Klatsch war die Würze des Lebens, und man mußte höllisch aufpassen, was man einer anderen Frau über ihre Tochter ins Gesicht sagte. Egal, ob es stimmte oder nicht.
    Meine Mutter legte den Hörer auf, band sich einen Schal um den Hals und nahm Handtasche und Schlüssel von der Anrichte. »Willst du mit uns fahren?« fragte sie Grandma Mazur.
    »Ich darf meine Fernsehsendung nicht verpassen«, sagte Grandma. »Außerdem muß ja jemand die Anrufe entgegennehmen.«
    Meine Mutter schüttelte sich. »Gütiger Gott, gib mir Kraft.«
    Fünf Minuten später setzte sie mich vor Vinnies Büro ab.
    »Überleg dir das mit der Knopffabrik«, sagte meine Mutter. »Ich habe gehört, die sollen ganz gut zahlen. Und es gibt Sozialleistungen, Krankenkasse zum Beispiel.«
    »Ich werd’s mir überlegen«, sagte ich. Keiner von uns beiden achtete mehr auf das, was ich von mir gab. Wir glotzten beide den Mann an, der an mein Auto gelehnt stand.
    »Ist das nicht Joe Morelli?« fragte meine Mutter. »Ich wußte gar nicht, daß ihr immer noch befreundet seid.«
    »Wir waren nie befreundet, und wir sind auch jetzt noch nicht befreundet«, sagte ich. Eine faustdicke Lüge. Morellis und meine Freundschaft füreinander reichte von gut über wahnsinnig gut bis geradezu mörderisch gut. Uns verband eine gemeinsame Geschichte. Als ich sechzehn war, hatte er mir die Jungfräulichkeit geraubt, und mit achtzehn hatte ich versucht, ihn mit dem Buick meines Vaters zu
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