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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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Felsen zerschellten.
    Ich ging drei Querstraßen weiter auf der Ferris Street und bog dann in die Green. Die grimmige Kälte drang durch Schuhe und Handschuhe, und mir taten die Ohren weh. Ich trug einen Anorak aus Gore-Tex mit einem dicken Fleece-Futter, einen schwarzen Rollkragenpullover und ein Sweatshirt mit einem Aufdruck von meiner Alma mater, dem Douglass College. Ich stülpte die Anorakkapuze über den Kopf und verknotete den Schnürzug. Es sah verboten aus, aber wenigsten würden mir die Ohren nicht wie Eiszapfen abfallen.
    »Das ist aber eine schöne Überraschung«, sagte meine Mutter, als sie mir die Tür aufmachte. »Wo es doch heute abend Brathähnchen gibt. Mit viel Soße. Gerade so, wie du es gerne hast.«
    »Ich kann nicht bleiben. Ich habe noch einen Termin.«
    »Was denn für einen Termin? Eine Verabredung?«
    »Keine Verabredung. Ein Arbeitstermin.«
    Grandma Mazur steckte den Kopf durch die Küchentür. »Oh, toll, du arbeitest an einem Fall. Wer ist es diesmal?«
    »Du kennst ihn sowieso nicht«, sagte ich. »Nur eine Lappalie. Ich tue es Vinnie zuliebe.«
    »Ich habe gehört, sie hätten Tom Gates verhaftet, weil er in der Schlange vorm Sozialamt auf den Boden gespuckt hat. Bist du hinter Tom Gates her?« fragte Grandma.
    »Nein. Ich bin nicht hinter Tom Gates her.«
    »Was ist mit dem Kerl, über den heute was in der Zeitung steht? Der den Autofahrer am Kragen gepackt und durchs Türfenster gezerrt hat?«
    »Das war bloß ein Mißverständnis«, sagte ich. »Die beiden haben sich um einen Parkplatz gestritten.«
    »Wer ist es dann?« wollte Grandma wissen.
    »Moses Bedemier.«
    Meine Mutter bekreuzigte sich. »Heilige Mutter Gottes. Bist du wirklich hinter Onkel Mo her?« Sie warf die Arme in die Luft. »Der Mann ist ein Heiliger!«
    »Er ist kein Heiliger. Er ist wegen verdeckten Mitführens einer Waffe verhaftet worden und dann nicht vor Gericht erschienen. Ich muß ihn finden, damit er einen neuen Termin vereinbart.«
    »Wegen verdeckten Mitführens einer Waffe«, wiederholte meine Mutter und verdrehte dabei die Augen. »Welcher Schwachkopf würde eine solche Seele von Mensch wie Mo Bedemier wegen verdeckten Mitführens einer Waffe verhaften?«
    »Officer Gaspick.«
    »Ich kenne keinen Officer Gaspick.«
    »Er ist neu bei der Polizei.«
    »Das kommt davon, wenn man neue Bullen einstellt«, meinte Grandma. »Man weiß nie, was die für Mist anstellen. Ich wette, man hat Mo die Pistole untergeschoben. Gestern haben sie im Fernsehen gezeigt, wie Polizisten, die scharf auf eine Beförderung sind, harmlosen Menschen sogar Drogen unterschieben, nur damit sie sie verhaften können. Bei Mo war es bestimmt das gleiche. Dieser Officer Gaspick hat ihm die Waffe bestimmt nur untergeschoben. Alle Welt weiß, daß Mo sich nie etwas zuschulden kommen lassen würde.«
    Ich konnte es langsam nicht mehr hören. Allmählich fragte ich mich, was für ein Mensch dieser sagenhafte Onkel Mo in Wirklichkeit war. Anscheinend war er stadtbekannt, aber keiner kannte ihn.
    Meine Mutter hob flehentlich die Hände. »Wie soll ich das jemandem begreiflich machen? Was sollen die Leute sagen?«
    »Die werden sagen, ich tue nur meine Arbeit«, antwortete ich.
    »Arbeit? Für deinen nichtsnutzigen Vetter? Als reichte es nicht, rumzulaufen und wildfremde Menschen zu erschießen, machst du jetzt auch noch Jagd auf Onkel Mo, als wäre er ein gemeiner Verbrecher.«
    »Ich habe bisher nur einen einzigen Menschen erschossen! Und Onkel Mo ist tatsächlich ein gemeiner Verbrecher. Er hat gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Zufällig gegen eins, das uns ziemlich egal sein kann«, sagte Grandma, das Verbrechen abwägend.
    »Ist Mo eigentlich mal verheiratet gewesen?« fragte ich. »Hat er eine Freundin?«
    »Natürlich nicht«, sagte meine Großmutter.
    »Was ist daran natürlich? Stimmt was nicht mit ihm?«
    Meine Mutter und meine Großmutter sahen sich an. Scheinbar hatten sie das noch nie unter diesem Aspekt betrachtet.
    »Er lebt eben wie ein Priester«, stellte Grandma Mazur abschließend fest. »Als wäre er mit seinem Laden verheiratet.«
    Ach, du lieber Himmel, dachte ich. Onkel Mo, der keusche Lutscherverkäufer – besser bekannt unter dem Namen Schwanznase, der Dauerlutscher.
    »Nicht, daß er ein Kind von Traurigkeit wäre«, sagte Grandma. »Einmal hat er sogar einen von diesen Blondinenwitzen erzählt. Natürlich nichts Schlüpfriges. Er würde nie etwas sagen, was nicht salonfähig ist. Er ist ein echter
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