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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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»Nicht vor Gericht Erschienenen«, kurz NVGler, innerhalb einer bestimmten Frist fand, erstattete das Gericht Vinnie das Geld. Ich strich für die Ergreifung des Geflüchteten zehn Prozent der Kautionssumme ein, und Vinnie blieben die restlichen fünf Prozent Gewinn.
    Ursprünglich hatte ich den Job aus reiner Verzweiflung angenommen, nachdem mir nämlich – unverschuldet – meine Stelle als Dessouseinkäuferin bei E. E. Martin gekündigt worden war. Die Alternative zur Arbeitslosigkeit wäre ein Job als Einrichterin der Verpackungsmaschine in der Tamponfabrik gewesen. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, aber auch nicht gerade die reinste Wonne.
    Ich wußte selbst nicht genau, warum ich für Vinnie arbeitete. Wahrscheinlich hatte es etwas mit der Berufsbezeichnung zu tun. Kopfgeldjägerin. Das verlieh einem ein gewisses Ansehen. Jedenfalls brauchte man keine Strumpfhosen zu tragen. Das kam mir entgegen.
    Vinnie grinste dreckig. Er hatte seinen Spaß an der Geschichte. »In seinem maßlosen Drang, den Orden für den unbeliebtesten Bullen des Jahres verliehen zu bekommen, hält Gaspick dem armen Mo eine Strafpredigt über Sicherheit im Straßenverkehr. Währenddessen rutscht Mo immer tiefer in den Fahrersitz, und Gaspick sieht plötzlich eine Fünfundvierziger in Mos Jackentasche stecken.«
    »Und kriegt Mo wegen verdeckten Mitführens einer Waffe dran«, sagte ich.
    »Erraten.«
    Verdecktes Mitführen einer Waffe war in Trenton nicht gerne gesehen. Mit Waffenscheinen ging man sparsam um, sie wurden höchstens an Juweliere, Richter und an Geldboten ausgegeben. Verdecktes Mitführen einer Waffe galt, wenn man sich erwischen ließ, als unerlaubter Waffenbesitz und damit als Straftat. Die Waffe wurde beschlagnahmt, eine Kaution wurde festgesetzt, und der Waffenhalter war der Angeschissene.
    Natürlich hielt das einen beträchtlichen Teil der Einwohnerschaft von Jersey nicht davon ab, heimlich Waffen zu tragen. Waffen kaufte man in Bubba’s Gun Shop, erbte sie von Verwandten, reichte sie unter Nachbarn und Freunden weiter und erwarb sie aus zweiter, dritter und vierter Hand von Zivilisten, die es mit den Feinheiten des Waffengesetzes nicht so genau nahmen. Die Gesetze der Logik besagten: Wenn der Staat mir erlaubt, eine Waffe zu besitzen, dann darf ich sie auch bei mir tragen und in die Tasche stecken. Wozu besorgt man sich sonst eine Waffe, wenn man das Ding nicht auch tragen darf? Und wenn es verboten ist, eine Waffe in die Tasche zu stecken, dann ist das Gesetz blöd. Und blöde Gesetze brauchen wir uns in Jersey nicht gefallen zu lassen.
    Von mir war sogar allgemein bekannt, daß ich gelegentlich heimlich eine Waffe mit mir führte. Und noch während wir uns unterhielten, sah ich Vinnies Enkelholster den Aufschlag seiner Kunstfaserhose ausbeulen. Das war nicht nur verdecktes Mitführen einer Waffe, ich wäre auch jede Wette eingegangen, daß die Waffe nicht registriert war.
    »Das ist doch kein Schwerverbrechen«, sagte ich zu Vinnie. »Noch lange kein Grund, nicht vor Gericht zu erscheinen.«
    »Wahrscheinlich hat Mo seinen Gerichtstermin einfach vergessen«, sagte Vinnie. »Und du brauchst ihn nur daran zu erinnern.«
    Ein tröstlicher Gedanke. Halt dich daran fest, redete ich mir zu. Vielleicht war es ja wirklich nur eine Lappalie. Es war zehn Uhr. Ich konnte gemütlich zu Mos Süßwarenladen rüberfahren und mit ihm reden. Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, daß meine Aufregung völlig unbegründet war. Mo hatte kein Motiv, nicht vor Gericht zu erscheinen.
    Ich machte die Tür hinter mir zu, als ich aus Vinnies Büro trat, und versuchte, Connie Rosolli aus dem Weg zu gehen. Connie war Büroleiterin und gleichzeitig Vinnies Wachhund. Sie brachte Vinnie soviel Hochachtung entgegen, wie man sie normalerweise für Schleimhäuter übrig hat, aber sie arbeitete seit Jahren für Vinnie und hatte akzeptiert, daß sogar Schleimhäuter Teil der göttlichen Schöpfung sind.
    Connie hatte einen fuchsroten Lippenstift aufgelegt, dazu passenden Nagellack, und trug eine weiße Bluse mit großen schwarzen Punkten. Der Nagellack war wirklich Klasse, aber die Bluse schickte sich nicht für eine Person, deren Körpergewicht zu sechzig Prozent von den Brüsten eingenommen wurde. Gut, daß die Modepolizei in Trenton nicht Streife fuhr.
    »Du hast den Auftrag doch nicht etwa angenommen, oder?« fragte sie. Der Tonfall besagte, daß nur ein Dreckschwein dazu fähig wäre, so jemandem wie Onkel Mo auch nur ein
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