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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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Spur von Mo. Kein Licht brannte.
    »Vielleicht liegt Mo da irgendwo tot auf dem Boden«, sagte Lula. »Vielleicht ist er auch bloß krank. Hatte einen Herzinfarkt und liegt jetzt hilflos im Badezimmer.«
    »Wir brechen auf keinen Fall ein.«
    »Es wäre ein Akt der Menschlichkeit«, sagte Lula.
    »Der gegen das Gesetz verstößt.«
    »Manchmal bewegt man sich mit so einem Akt der Menschlichkeit eben in einer Grauzone.«
    Ich hörte Schritte und sah nach unten. Am Fuß der Treppe stand ein Polizist. Steve Olmney. Ich war mit ihm zur Schule gegangen.
    »Was ist los?« fragte er. »Die alte Mrs. Steeger hat sich beschwert, hier würde jemand Verdächtiges bei Onkel Mo rumschnüffeln.«
    »Damit kann sie nur mich meinen«, sagte ich.
    »Wo ist Mo?«
    »Wir haben uns gedacht, vielleicht ist er ja tot«, sagte Lula. »Es ist besser, jemand schaut mal nach, ob er nicht einen Herzinfarkt hatte und im Badezimmer liegt.«
    Olmney kam die Treppe hoch und rüttelte an der Tür. »Mo!« schrie er. Er hielt die Nase an die Tür. »Riecht nicht nach einem Toten.« Er sah durchs Fenster. »Und eine Leiche kann ich auch nicht entdecken.«
    »Er ist nicht vor Gericht erschienen«, sagte ich. »Sie haben ihn wegen verdeckten Mitführens einer Waffe drangekriegt, aber dann hat er sich nicht bei Gericht gemeldet.«
    »Mo würde sich nie etwas zuschulden kommen lassen«, sagte Olmney.
    Ich unterdrückte ein Kreischen. »Wer seinen Gerichtstermin nicht wahrnimmt, läßt sich was zuschulden kommen.«
    »Wahrscheinlich hat er ihn nur vergessen. Vielleicht ist er in Urlaub. Vielleicht ist seine Schwester in Staten Island krank geworden. Frag doch mal bei seiner Schwester nach.«
    Eigentlich eine ganz vernünftige Idee.
    Lula und ich gingen zurück zu meinem Wagen, und ich las mir noch mal die Kautionsvereinbarung durch. Tatsächlich, Mo hatte seine Schwester aufgeführt und auch ihre Adresse hinterlassen.
    »Es ist besser, wenn wir uns trennen«, sagte ich zu Lula. »Ich suche seine Schwester auf, und du kannst den Laden überwachen.«
    »Da bin ich spitze drin«, sagte Lula. »Mir entgeht nichts.«
    Ich steckte den Schlüssel in den Anlasser und gab Gas. »Was willst du machen, wenn Mo vorbeikommt?«
    »Ich kralle mir den Hosenscheißer an den Eiern und stopfe ihn in meinen Kofferraum.«
    »Auf keinen Fall! Du bist nicht dazu berechtigt, jemanden festzunehmen. Wenn du Mo siehst, setzt du dich sofort mit mir in Verbindung. Du kannst mich über Handy erreichen oder meinen Funkmelder anwählen.« Ich gab ihr eine Visitenkarte mit meinen Rufnummern.
    »Und merk dir eins: Du stopfst mir keinen in den Kofferraum. Damit das klar ist.«
    »Ist schon klar«, sagte Lula. »Keine Sorge.«
    Ich setzte Lula vor dem Büro ab und fuhr los, Richtung Route I. Es war mitten am Tag, und es herrschte nur geringer Verkehr. Ich kam nach Perth Amboy und reihte mich in die Schlange für die Brücke nach Staten Island ein. Der Straßenrand vor der Mautstelle war übersät mit Auspufftöpfen, zerfressen vom Streusalz und infolge der Erschütterungen durch die nicht zu umgehenden Schlaglöcher in der vielfach geflickten Schotterdecke der Brücke irgendwann abgefallen.
    Ich fädelte mich in die Spur zur Brücke ein und saß Stoßstange an Stoßstange, eingequetscht zwischen »Petruccis Gemüsegroßhandel« und »Gefährliche Sprengstoffe«. Eine gute Gelegenheit, mal die Karte zu studieren. Mos Schwester wohnte eher zur Inselmitte hin, in einem Viertel, das meines Wissens so ähnlich wie Burg war.
    Ich zahlte die Mautgebühr, kroch weiter zentimeterweise vorwärts und atmete dabei ein Gemisch aus Dieselabgasen und anderen unbekannten Zusätzen ein, das mir in der Kehle steckenblieb. Nach ein paar hundert Metern hatte ich mich an die Luftverpestung gewöhnt, und als ich an dem Haus von Mos Schwester in der Crane Street vorfuhr, ging es mir wieder gut. Anpassungsfähigkeit ist einer der großen Vorteile, wenn man in New Jersey geboren und aufgewachsen ist. Schlechte Luft oder verseuchtes Wasser können uns einfach nichts anhaben. Entreißt man uns unserer natürlichen Umgebung, wachsen uns sofort alle Körperteile, die wir zum Überleben brauchen. Nach New Jersey ist der Rest des Landes das reinste Paradies. Wollen Sie jemanden in ein radioaktiv verseuchtes Gebiet schicken, dann holen Sie sich ihn aus New Jersey. Er wird sich tapfer schlagen.
    Mos Schwester wohnte in einem lindgrünen Zweifamilienhaus mit Rolläden vor den Fenstern und weißgelb gestreiften
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