Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Aluminiummarkisen. Ich stellte den Wagen am Straßenrand ab und erklomm die Betontreppe bis zum Absatz im ersten Stock. Ich klingelte und stand kurz darauf einer Frau gegenüber, die große Ähnlichkeit mit den Verwandten von der Mazur-Seite meiner Familie aufwies. Robuster ungarischer Stamm. Schwarze Haare, schwarze Augenbrauen, blaue Augen, nüchterner Blick. Dem Aussehen nach war sie über fünfzig und nicht allzu erbaut über meinen Besuch.
    Ich gab ihr meine Visitenkarte, stellte mich vor und sagte ihr, ich wäre auf der Suche nach Mo.
    Ihre spontane Reaktion war Überraschung, gefolgt von Mißtrauen.
    »Agentin zur Ergreifung Flüchtiger«, sagte sie. »Was soll man denn darunter verstehen? Und was hat das mit Mo zu tun?«
    Ich entschied mich für die Kurzfassung als Erklärung. »Bestimmt war es nur ein Versehen, daß Mo nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen ist. Ich will ihn daran erinnern, daß er einen neuen Termin vereinbaren muß«, sagte ich.
    »Ich weiß davon nichts«, sagte sie. »Ich sehe Mo ja kaum noch. Er ist immer in seinem Laden. Probieren Sie es doch dort.«
    »Er ist seit zwei Tagen nicht mehr in seinem Laden gewesen.«
    »Das sieht Mo aber gar nicht ähnlich.«
    Nichts von alledem sah Mo ähnlich.
    Ich fragte sie, ob es noch andere Verwandte gäbe. Sie sagte nein, jedenfalls keine nahen. Ob er einen zweiten Wohnsitz oder ein Ferienhaus besäße. Nein, nicht daß sie wüßte.
    Ich bedankte mich für ihre Mühe und ging zurück zu meinem Buick. Ich sah mir die Nachbarhäuser an. Es war nicht viel los. Mos Schwester saß hinter verschlossener Tür in ihrer Wohnung. Wahrscheinlich fragte sie sich, was bloß in Mo gefahren war. Natürlich bestand die Möglichkeit, daß sie ihren Bruder schützte, aber mein Instinkt sagte mir etwas anderes. Sie war ehrlich erstaunt gewesen, als ich ihr sagte, Mo stünde nicht hinter der Theke und verkaufte Gummibärchen.
    Ich könnte das Haus beobachten, aber so eine Überwachung war ermüdend und zeitaufwendig, und in diesem Fall war ich mir auch nicht einmal sicher, ob sich die Mühe überhaupt lohnte.
    Außerdem hatte ich so ein komisches Gefühl, was Mo anging. Vernünftige Leute, so wie Mo, vergaßen keine Gerichtstermine. Vernünftige Leute machten sich Sorgen deswegen, verbrachten schlaflose Nächte, suchten Rechtsanwälte auf. Und vernünftige Leute, so wie Mo, ließen auch nicht einfach ihren Laden im Stich, ohne nicht wenigstens ein Schild im Schaufenster aufzuhängen.
    Vielleicht hatte Lula recht. Vielleicht lag Mo tot im Bett oder bewußtlos auf dem Boden in seinem Badezimmer.
    Ich stieg wieder aus und ging denselben Weg zum Haus zurück.
    Noch bevor ich anklopfen konnte, wurde die Tür geöffnet. Zwei kleine Falten hatten sich auf die Stirn von Mos Schwester eingegraben. »Ist noch etwas?« fragte sie.
    »Ich mache mir Sorgen um Mo. Ich will Sie nicht unnötig beunruhigen, aber es könnte doch sein, daß er krank zu Hause liegt und nicht an die Tür kann.«
    »Daran habe ich auch gerade gedacht«, sagte sie.
    »Haben Sie einen Schlüssel zu seiner Wohnung?«
    »Nein. Und soweit ich weiß, auch sonst niemand. Mo hat gern seine Ruhe.«
    »Kennen Sie jemanden aus seinem Bekanntenkreis? Hat er eine Freundin?«
    »Tut mir leid. Wir stehen uns nicht sehr nah. Mo ist ein guter Bruder, aber wie gesagt, er hat gern seine Ruhe.«
    Eine Stunde später fuhr ich wieder in Burg ein. Ich bretterte die Ferris Street entlang und parkte hinter Lulas Wagen.
    »Wie läuft’s?« fragte ich sie.
    Lula lümmelte sich hinter dem Steuerrad ihres roten Firebird. »Gar nichts läuft. Das ist der langweiligste, blödeste Job, den ich je hatte. Den könnte ja selbst ein Blinder mit Krückstock erledigen.«
    »Ist jemand vorbeigekommen, um Süßigkeiten zu kaufen?«
    »Eine Mutter mit Kind. Sonst keiner.«
    »Sind sie nach hinten gegangen?«
    »Nein. Sie haben durchs Schaufenster geguckt und sind wieder abgezogen.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Die Schule würde bald aus sein. Kinder würden in Scharen vorbeiströmen, aber mich interessierten keine Kinder. Ich wartete auf einen Erwachsenen, der vorbeischauen würde, um Mos Pflanzen zu gießen und seine Post aus dem Kasten zu holen.
    »Schön am Ball bleiben«, sagte ich. »Ich knöpfe mir noch mal die Nachbarn vor.«
    »Am Ball bleiben? Hm. Ich friere mich noch zu Tode in dem Auto. Wir sind hier nicht in Florida.«
    »Ich dachte, du wolltest Kopfgeldjägerin werden. Kopfgeldjäger bleiben am Ball.«
    »Ich hätte ja
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher