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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei
Autoren: Janet Evanovich
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jemand, der sich auf ein Leben in Müßiggang vorbereitete.
    Ich reichte ihr meine Visitenkarte und stellte mich als Agentin zur Ergreifung Flüchtiger vor.
    »Was soll denn das bedeuten?« wollte sie wissen. »Sind Sie bei der Polizei?«
    »Das nicht gerade. Ich arbeite für Vincent Plum.«
    »Ach so«, sagte sie und überdachte die Information. »Sie sind Kopfgeldjägerin.«
    Es wurde mit der Zuneigung gesagt, die man sonst Drogendealern und Kinderschändern entgegenbringt. Ihr vorgeschobenes Kinn kündigte von möglichen Strafmaßnahmen, und ihre Haltung ließ durchblicken, daß vielleicht noch etwas aus mir geworden wäre, wenn ich nur die schriftliche Division beherrscht hätte.
    »Und was wollen Sie von Moses?« fragte sie.
    »Er wurde wegen eines geringfügigen Vergehens festgenommen, aber er hat es versäumt, vor Gericht zu erscheinen. Die Agentur von Plum hat die Kaution gestellt, und deswegen muß ich Mo finden, um mit ihm gemeinsam einen neuen Termin festzusetzen.«
    »Mo würde sich nie etwas zuschulden kommen lassen«, sagte Mrs. Steeger.
    Also sprach der Herr.
    »Wissen Sie, wo er ist?« fragte ich sie.
    Sie richtete sich extra ein paar Zentimeter auf. »Nein. Und ich finde, es ist eine Schande, daß Sie nichts Besseres zu tun haben, als rechtschaffene Menschen wie Moses Bedemier zu belästigen.«
    »Ich will ihn nicht belästigen. Ich will ihm nur dabei behilflich sein, einen neuen Gerichtstermin zu vereinbaren.«
    »Lügen haben kurze Beine«, sagte Mrs. Steeger. »Sie haben mich schon damals in der dritten Klasse angeflunkert, und heute flunkern Sie immer noch. Sie wollten ständig Kaugummi ins Klassenzimmer schmuggeln.«
    »Trotzdem, vielen Dank auch«, sagte ich zu Mrs. Steeger.
    »War mir ein Vergnügen, Sie mal wiederzusehen.«
    Wumm! Mrs. Steeger schloß die Tür.
    »Du hättest ihr gleich was vormachen sollen«, sagte Lula. »Mit der Wahrheit kommt man nie weit. Du hättest ihr sagen sollen, du würdest bei der Lotto-Kommission arbeiten, und Mo hätte einen Haufen Geld gewonnen.«
    »Ich merke es mir fürs nächstemal.«
    »Das nächstemal hauen wir dem alten Drachen gleich eine vor den Latz.«
    Ich sah Lula entsetzt an.
    »War ja nur ein Vorschlag«, sagte sie.
    Ich trat auf die Nachbarveranda und wollte gerade anklopfen, als Mrs. Steeger wieder den Kopf durch die Tür steckte.
    »Das brauchen Sie erst gar nicht versuchen«, sagte sie. »Die Whiteheads sind zu dieser Jahreszeit immer in Urlaub. Die kommen erst in zwei Wochen wieder.«
    Wumm! Mrs. Steeger verschwand erneut hinter der geschlossenen Tür.
    »Macht nichts«, sagte ich zu Lula. »Probieren wir es an der nächsten Tür. Aller guten Dinge sind drei.«
    Dorothy Rostowsky machte Tür Nummer Drei auf.
    »Dorothy?«
    »Stephanie?«
    »Ich wußte gar nicht, daß du hier wohnst.«
    »Schon seit fast einem Jahr.«
    Sie trug ein Baby auf der Hüfte, ein anderes Kind hockte vor dem Fernseher. Sie roch, als hätte sie Bananenbrei mit Chablis gekippt.
    »Ich suche Onkel Mo«, sagte ich. »Ich hatte eigentlich erwartet, ihn hier in seinem Laden anzutreffen.«
    Dorothy setzte das Baby auf die andere Hüfte. »Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht mehr gesehen. Du suchst ihn doch nicht im Auftrag von Vinnie, oder?«
    »Eigentlich…«
    »Mo würde sich nie etwas zuschulden kommen lassen.«
    »Bestimmt nicht, aber …«
    »Wir suchen ihn nur, weil, er hat im Lotto gewonnen«, sagte Lula. »Wir wollen ihm einen Haufen Geld in den Rachen schieben.«
    Dorothy gab ein entnervtes Stöhnen von sich und knallte uns die Tür vor der Nase zu.
    Wir versuchten es im Haus nebenan, aber bekamen die gleiche Auskunft. Mo war seit zwei Tagen nicht mehr im Laden gewesen. Sonst kam bei der Befragung nichts heraus, außer dem ungebetenen Rat, ich solle mir gefälligst andere Arbeit suchen.
    Lula und ich stiegen in den Buick und lasen uns noch mal die Kautionsvereinbarung durch. Mo hatte seine Adresse mit 605 Ferris Street angegeben. Er wohnte also über dem Laden.
    Wir reckten die Hälse, um einen Blick auf die vier Fenster im Obergeschoß werfen zu können.
    »Ich glaube, Mo ist ausgeflogen«, sagte Lula.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Wir stiegen wieder aus und gingen auf die Rückseite des Backsteingebäudes, an der eine Außentreppe zu einem Balkon im Obergeschoß führte. Wir erklommen die Treppe, klopften an die Tür. Keine Reaktion. Wir drehten am Türknauf. Abgeschlossen. Wir schauten durchs Fenster. Es sah alles ordentlich aus. Keine
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