Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Titel: Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Autoren: Birgit Albicker
Vom Netzwerk:
Kapitel 1
    Ich öffne den Briefumschlag und als hätte ich es geahnt, belästigt mich schon wieder diese Rechnung: „Bitte bezahlen Sie, nachdem wir Sie mehrmals aufgefordert haben, umgehend den genannten Betrag für Wasser und Strom.“ Zu gerne würde ich ihn in die nächste Mülltonne schmeißen. Ich wähle die Nummer, die auf der Rechnung angegeben ist. Während es klingelt, beobachte ich Passanten, die an mir vorbeilaufen, als existierte ich überhaupt nicht. Am anderen Ende der Leitung höre ich eine Stimme, die mich auffordert, zu erklären, welches Anliegen ich habe.
    „Ich bin Luft“, antworte ich.
    „Wie bitte?“, fragt mich die Person am Telefon gereizt.
    „Sie hören mich also?“
    „Warum sollte ich Sie denn nicht hören. Welches Anliegen haben Sie? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
    Bevor ich einfach auflege, entschuldige ich mich höflich. Wieder schaue ich in die Menschenmasse und wieder nimmt mich keiner wahr. Die restlichen Briefumschläge öffne ich nicht. Stattdessen werde ich beim Anblick in meine Handtasche an meine übrig gebliebene Birne erinnert, die ich am Vortag gekauft und nicht gegessen habe. Ich setze mich auf eine Parkbank, nicht weit von mir. Mir fällt der Müll auf, der neben dem Mülleimer herumschwirrt. Nun sitze ich inmitten von einer Menschenschar und mein einziger Begleiter, der mir zuhören würde, wäre der Müll. Er hat Geduld, schaut mich an und wartet auf ein Gespräch. Jetzt bilde ich mir wirklich ein, mit ihm zu sprechen. Doch selbst eine Brise Wind genügt, um meine Illusion zu zerstören. Weg ist das Brotpapier, das mich soeben noch geduldig angestarrt hat. Übrig bleiben ich und die Birne. Jetzt fällt mir ein, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, denn mein Zug fährt um 15:10 Uhr ab. Gerade, als ich auf meinem Handy die Uhrzeit ablesen möchte, erhalte ich eine SMS: „Ihr Guthaben beträgt weniger als 1 Euro. Bitte laden Sie Ihr Handy auf.“ Zumindest bin ich noch erreichbar, denke ich mir. Es ist 14:30 Uhr. Gerade reicht es mir noch, die Birne aufzuessen. Diese ruhigen Minuten lassen mich an meine Rechnungen denken und an meine Aufträge, die ich nicht habe. Auch muss ich an mein genauso erfolgreiches Privatleben denken. Daniel, der Scheißkerl, kann mir gestohlen bleiben. Einer von vielen, die mich betrogen haben. Nur von Daniel habe ich es nicht gedacht. Er war immer sehr einfühlsam. Wir hatten gemeinsam viel erlebt. Ich dachte, ich könnte ihm vertrauen, habe mich voll und ganz auf ihn eingelassen, bis er eines Nachts nicht nach Hause kam. Oh, wie ich ihm geglaubt habe, als er mir verzweifelt erzählt hatte, dass der Geschäftstermin zu lange gedauert und er aufgrund dessen bei seinem Arbeitskollegen übernachtet hatte. Eine Woche später das gleiche Spiel. Komisch, dass es immer samstags war. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Wollte ihn nicht verlieren. Habe sogar geglaubt, dass er sicherlich irgendwann einsehen würde, wie falsch es war, sich auf eine andere Frau einzulassen, und dass er irgendwann wieder zu mir zurückfinden würde. Besonders schlimm war es, als er samstags vor mir stand und lächelnd meinte, dass er nicht wüsste, ob er heute Nacht nach Hause kommen würde. In diesem Moment sah ich die andere Frau. Sah, dass er genauso ein Betrüger war wie alle anderen. Wieso konnte ich mich nur so täuschen. Irgendwann kam er drei Nächte nicht mehr nach Hause. Ich war so naiv und wartete, bis er zurückkam. War immer noch so verliebt und hatte einfach nur Angst, ihn zu verlieren. Er kam zur Tür herein und ging geradeaus an mir vorbei. Ich rannte ihm nach und wollte in seine Augen schauen, um wenigstens zu sehen, ob er mich nicht ganz aufgegeben hatte. Ich war sogar bereit, diese Affäre in Kauf zu nehmen. Ich suchte seinen Blick, doch er wich mir ständig aus und dabei bemerkte ich nicht einmal, wie er seine Sachen packte. Ich redete auf ihn ein und bat ihn, mit mir zu sprechen. Bei dem Gedanken, dass er bei einer anderen Frau war, wurde ich rasend eifersüchtig. Ich hielt es einfach nicht mehr aus, schlug um mich und schrie ihn an. Nachdem er gepackt hatte, blickte er mir in die Augen und meinte, dass er dieses Spiel nicht mehr ertragen könne. Er warf den Schlüssel auf den Boden und ging. Seither ist meine Welt auf den Kopf gestellt. Plötzlich muss ich alleine für die Miete aufkommen, kann mich nicht mehr auf meine Malerei konzentrieren und bin in letzter Zeit nicht mehr in der Lage, Aufträge entgegenzunehmen. Das Auto hat er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher