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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück
Autoren: Claudia Carroll
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hingewiesen, dass er, solange ich in
seinem
Haus, unter
seinem
Dach wohnte, alle Trümpfe in der Hand hielt. Und was machte ich? Ich vergaß alles, selbst den wichtigsten Grundsatz: Liebe ist blind, aber Freundschaft sieht alles. Ich habe nicht auf meine Freundin gehört – und nun liege ich hier.
    Seltsam, aber ich erinnere mich genau, wie ich in jener stürmischen Nacht, als ich hilflos im Verkehrschaos stand, in einem Schwall von Optimismus den Entschluss fasste, dass ich, falls unsere Beziehung nun tatsächlich zu Ende sein sollte, zu neuen Ufern aufbrechen und einen neuen Mann kennenlernen würde. Außerdem würde ich mich erfolgreich als Produzentin etablieren und steinreich werden. Dann würde James alles furchtbar leidtun. Womöglich würde ich sogar in der
Late Late Show
auftreten und auf der Reichenliste der
Sunday Times
landen, was ihn endgültig um den Verstand bringen würde. In meiner kleinen Phantasiewelt war ich so berühmt, dass ich sogar einen eigenen Stalker hatte – das Markenzeichen aller wahrhaft Prominenten –, und jedes Mal, wenn ich mit einem Journalisten sprach, erwähnte ich, dass ich zwar fünf wertvolle Jahre meines Lebens mit einem treulosen Schwachkopf verschwendet, es aber trotzdem geschafft hatte, mein Leben zu ändern und endlich zum Erfolg zu führen, so dass nun alle meine Wünsche in Erfüllung gegangen waren, komplett mit einem liebevollen Ehemann und entzückenden Kindern und allem, was sonst noch so dazugehörte.
    Aber noch bis zu diesem Nachmittag hatte ich James so geliebt, dass es weh tat. Ich hatte so viel Zeit und Mühe in diese Beziehung gesteckt, und schon der Gedanke, dass vielleicht Schluss sein könnte, brachte mich fast um den Verstand. Ja, gut, vielleicht war er nicht in jeder Hinsicht perfekt, aber welcher Mann ist das schon? Wie Fiona immer sagt – letztlich sind alle Mistkerle, und das Beste, was man sich erhoffen kann, ist ein
netter
Mistkerl. Und James war doch perfekt für mich. Das dachte ich jedenfalls. Der Spaß, den wir zusammen hatten, unsere albernen kleinen Insiderwitzchen, der sensationelle Sex, unsere Einmütigkeit, selbst wenn es darum ging, den Gewinner bei
Big Brother
vorherzusagen …
    Wahrscheinlich muss ich akzeptieren, dass ich zu den Leuten gehöre, bei denen nie, aber auch gar nie etwas richtig funktioniert. Automatische Türen. Selbstbräuner. Geldautomaten. Und jetzt kann ich auch noch Beziehungen auf die Liste setzen. Schaut mich an: Ich verkörpere offiziell das, was einem passiert, wenn man auf die kleine Stimme im Kopf hört, die einem zuflüstert: »Trenn dich nicht von ihm, du brauchst eine feste Beziehung.« Vielleicht sollte ich eine Selbsthilfegruppe zu diesem Thema gründen.
    Und da ist noch etwas anderes. Etwas, was ich angestrengt aus den tiefsten Tiefen meines Gedächtnisses hervorzuholen versuche. Ohne Erfolg. Bis James mich von der Last erlöst und es ganz direkt anspricht.
    »… bitte versteh doch, ich hab es wirklich versucht, aber irgendwie gab es nie den richtigen Zeitpunkt, es dir zu sagen. Das musst du mir glauben. Ich hatte echt nicht vor, mich in Sophie zu verlieben …«
    Und … ta-daa! Ladys and Gentlemen, ich präsentiere Ihnen … das fehlende Puzzleteilchen: Sophie Kelly!
    Ich fürchte, das muss ich etwas genauer erklären. Bis zum Abend des Unfalls hätte ich wahrscheinlich nur mit den Achseln gezuckt, wenn ihr mich nach Sophie Kelly gefragt hättet. Sie gehört zu den Menschen, die zwar ein bisschen nervig sind, über die es aber nicht viel zu sagen gibt, weder im Positiven noch im Negativen. Inzwischen ist meine Meinung über sie allerdings nicht mehr ganz so entspannt, wie ihr gleich sehen werdet. Ich hoffe, ihr habt genügend Zeit.
    Also, zum einen ist sie eine sauschlechte Schauspielerin, das hat James oft genug selbst gesagt – sie verfügt über das dramatische Talent und die Präsenz einer Besteckschublade. Und noch eine Kleinigkeit wäre zu erwähnen, nämlich ihre hohe, durchdringende Quietschestimme. Ehrlich, im Vergleich zu ihr klingt jede Türklingel melodisch. Ich erinnere mich noch genau, dass ich das zu James gesagt habe, nachdem wir Sophies letzten Film angeschaut hatten. Und er war uneingeschränkt meiner Meinung.
    Zumindest hab ich ihn damals so verstanden.
    Leider muss ich zugeben, dass sie gut aussieht. Man könnte beinahe glauben, dass sie einen Privatkameramann im Gefolge hat, der sie immer perfekt ausleuchtet. Außerdem hat sie blonde Korkenzieherlocken, riesige
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